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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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gleichzeitig Deckung suchen ließen.
    Ein Paar ging auf dem Gehweg in einiger Entfernung vorbei, lachend und die Arme umeinander gelegt. Als wir zusahen, wie sie sich entfernten, ging ein zitternder Seufzer durch Clay hindurch. Er sah zu mir herüber und gab mir zu verstehen, ich sollte die alte Spur doch einfach sein lassen; wir würden zurückkommen, wenn wir nichts Besseres finden konnten.
    Ich senkte die Nase zum Boden hinab und atmete ein. Ja, es war der Geruch des Bowlermannes, gekreuzt von mindestens vier anderen Fährten … und so viele Leute konnten seit Einbruch der Dunkelheit nicht über dieses Stück Wiese gelaufen sein.
    Als ich den Kopf hob, fing ich einen weiteren Geruch auf. Schwach, aber …
    Ich reckte mich; meine Nase zuckte. Ich signalisierte Clay, er solle mir folgen, und lief weiter in die Richtung, in die der Bowlermann gegangen war.
    Er knurrte; seine Geduld war langsam am Ende. Ich schlug ihm von unten mit der Nase gegen den Unterkiefer, um seinen Kopf in die richtige Richtung zu schieben. Seine Augen wurden weit, als er Roses Geruch auffing.
    Ich stieß ihn in die Seite und schnaubte ein »Siehst du, recht gehabt«. Er versetzte mir einen Klaps mit dem Schwanz und jagte davon; ich konnte nur noch versuchen, ihn einzuholen.
     
    Wir wurden langsamer, als wir eine Zufahrt erreichten. Von weiter vorn kam das Klicken von Klauen auf Asphalt. Ich schnupperte und stieß einen kurzen Kläffer aus, und Antonio glitt aus den Schatten vor uns hervor, Nick auf den Fersen. Ich schnupperte demonstrativ in der Luft herum. Er senkte den Kopf zu einem Nicken und wies nach links. Sechs Meter weiter stießen wir auf Roses Fährte, der die beiden bereits gefolgt waren.
    Wir wollten uns eben in Bewegung setzen, als Antonio sich vor mich schob. Ich hielt inne, in der Erwartung, er würde die Führung übernehmen wollen. Die Rudelhierarchie kann eine komplizierte Angelegenheit sein. Theoretisch und als Jeremys »Sprecherin« stehe ich über Antonio. Aber er ist älter als ich und der stärkere Wolf, insofern war meine Stellung nicht absolut. Bei einer Jagd folgen Clay und ich Antonio.
    Aber als ich zurückwich, schnaubte er und gab mir zu verstehen, ich solle führen – vorsichtig. Er musste weiter vorn zuvor schon etwas gesehen oder gerochen haben – wahrscheinlich Leute. Also trabten wir im Gänsemarsch die verlassene Firmeneinfahrt entlang, wobei wir uns im Schatten hielten, für den Fall, dass jemand auftauchen sollte.
    Als wir uns dem Ende näherten, wurde mein Herzschlag schneller. Rose war hier. Ich konnte sie riechen. Nur um diese Ecke noch …
    Ich kauerte mich zusammen, schlich zu der Ecke und spähte um sie herum. Auf der anderen Seite lag eine Art Alkoven, etwa so groß wie ein Schlafzimmer. Und als ein solches wurde es auch benutzt – vier Teenager schliefen dort auf dem nackten Boden.
    In der hintersten Ecke sah ich einen dunklen Haufen. Dies schien die Stelle zu sein, von der Roses Geruch ausging … hinter den vier schlafenden Jungen.
    Ich wich zurück, damit Clay und Antonio einen Blick um die Ecke werfen konnten. Dann wartete ich darauf, dass Antonio eine Entscheidung traf. Aber nach einem raschen Blick kam er zurück, setzte sich hin und begann an einer verfilzten Stelle in seinem Pelz herumzuzupfen.
    Ich sah zu Clay hin. Er sah um die Ecke, zog sich wieder zurück und stieß ein leises Schnaufen aus.
Deine Entscheidung.
    Ich warf einen weiteren Blick auf Antonio, aber er beschäftigte sich höchst konzentriert mit dem Knoten in seinem Pelz und überließ die Entscheidung mir.
    Ich ließ Clay und Nick Wache stehen und schob mich dann in den Alkoven hinein, wobei ich auf den Fußballen abrollte, damit meine Klauen kein Geräusch machten. Ich suchte mir einen Weg zwischen den schlafenden Gestalten hindurch und erstarrte, als der Junge neben mir sich plötzlich bewegte. Er streckte den Arm zur Seite, und die Hand schlug gegen mein Hinterbein. Mein Herz begann zu hämmern, als seine Finger meinen Pelz streiften. Dann fiel die Hand auf den Asphalt, und sein Atem nahm wieder den tiefen Rhythmus des Schlafes an.
    Ich stieg mit den Hinterbeinen vorsichtig über den ausgestreckten Arm und brachte den letzten Meter bis zu dem Haufen in der Ecke hinter mich. Roses Gestank war unverkennbar, aber die schwere Kleidung musste das Schlimmste überdecken, sonst würden diese Jungen nicht in ihrer Nähe schlafen.
    Sie hatte ihren Mantel über sich gezogen. Ich schob mich so nahe heran, wie es ging,

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