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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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also, was da passiert ist?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Er ging zum Bad hinüber, um sein Waschzeug zusammenzupacken.
    »Willst du, dass ich den Mund halte und verschwinde?«, fragte ich.
    »Natürlich nicht.«
    »Dann willst du, dass ich einfach aufhöre, darüber zu reden.«
    »Nein.«
    Ich stieß ein leises frustriertes Knurren aus.
    »Kann ich den Brief mal sehen?«
    »Der ist schon eingepackt.«
    Er sagte es ohne zu zögern, ohne einen Tonfall, einen Gesichtsausdruck oder irgendwas sonst, das mir den Eindruck hätte vermitteln können, dass er mir den Brief nicht zeigen wollte. Aber wenn man so lang mit jemandem zusammenlebt, wie ich mit Jeremy zusammenlebte, dann weiß man manches einfach.
    Ich trat in die Badezimmertür. »Was ist los mit diesem Brief?«
    »Nichts. Ich muss einfach den Schaden beheben, bevor wir ihn abliefern. Und ich bin nicht drauf aus, ihn abzuliefern, bevor ich das getan habe, was ich gleich am Anfang hätte tun sollen – mehr über ihn herauszufinden.«
    »Wir haben genau recherchiert. Ich habe alles rausgesucht, was ich über seine Geschichte …« Ich sah ihn an. »Du meinst seine paranormale Geschichte, stimmt’s? Ob der Brief irgendeinen paranormalen Hintergrund hat. Er war immerhin im Besitz eines Magiers. Vielleicht steht eine unsichtbare Formel drauf. Oder das Papier ist magisch. Vielleicht ist es …«
    »Aus der Haut von tausend Mördern gemacht?«, fragte eine schleppende Stimme hinter mir. »Zusammengeklebt mit den Tränen ihrer Opfer? Im Feuer der Hölle getrocknet? Es steht immerhin drauf, dass er aus der Hölle stammt. Könnte ein Hinweis sein.«
    Ich starrte ihn an, und Clay grinste, packte mich, zog mich an sich und küsste mich seitlich auf den Hals.
    »Ich habe bloß …«, begann ich.
    »Mögliche Theorien aufgestellt. Und ich habe dabei geholfen.«
    »Von allen ›möglichen Theorien‹ abgesehen«, sagte Jeremy, »ich bin mir zwar nicht sicher, dass das, was da gestern Abend passiert ist, irgendwas mit dem Brief zu tun hat …«
    »Ein Opfer!« Clay hievte mich auf die Platte neben dem Waschbecken. »Wir haben eine Mücke geopfert. Ich wette, das war der Auslöser. Wahrscheinlich war sie außerdem noch Jungfrau.«
    »Ich habe Robert Vasic angerufen, um der Sache nachzugehen«, fuhr Jeremy fort.
    »Der Sache mit der Mücke?«, fragte Clay. »Sie ist ziemlich zerquetscht, aber sicher, klar.«
    Jeremy verschränkte die Arme und wartete.
    Clay seufzte und griff nach seinem Waschbeutel. »Ich bringe das Zeug zum Auto.«
    Jeremys Gesichtsausdruck wurde weicher, als er ihm nachsah. Ich wusste, was er dachte – es war das Gleiche, was auch ich dachte: dass es gut war, Clay glücklich zu sehen. Nachdem Clay mich gebissen hatte, hatte es Monate und sogar Jahre gegeben, in denen keiner von uns diese Seite an ihm zu sehen bekommen hatte. Aber jetzt hatte er alles, was ihm wichtig war – sein Zuhause, sein Rudel, seinen Alpha und seine Gefährtin. Und bald auch ein Kind. Lauter Gründe, glücklich zu sein. Im Moment jedenfalls.
    Ich legte die Hände auf meinen Bauch und versuchte nach Leibeskräften, einen Tritt, einen Stoß, irgendein Lebenszeichen zu spüren.
    Nichts.
    »Du kannst das Stethoskop nehmen, wenn wir wieder zu Hause sind«, sagte Jeremy leise. »Der Herzschlag ist ein bisschen unregelmäßig, aber in den Büchern steht, das wäre nicht ungewöhnlich.«
    »Du hast Robert schon angerufen? Was hat er gesagt?« Ein leiser Seufzer bei meinem Themenwechsel. Jeremy zog die gebrauchten Handtücher von der Stange und warf sie in den Korb, bevor er antwortete. »Er war nicht zu Hause, aber Talia hat gesagt, sie würde ihm ausrichten, er sollte mich heute noch zurückrufen.«
     
    Wir aßen ein spätes Frühstück, bevor wir aufbrachen. Unser Hotel hatte ein Restaurant, das erst am Mittag öffnete, also gingen wir ein paar Häuser weiter und aßen dort.
    Wir waren auf dem Rückweg – zu Fuß, für die kurze Strecke das Auto zu nehmen wäre die Mühe nicht wert gewesen –, als ich einen flüchtigen Geruch auffing, der mich abrupt stehen bleiben ließ. Jeremy und Clay waren schon ein paar Schritte weiter, als sie merkten, dass ich nicht mehr zwischen ihnen war. Jeremy blieb, wo er war, Clay kam zurück.
    »Was gibt’s?«
    Ich legte den Kopf zur Seite und sog Luft ein, rieb mir dann die Nase und verzog das Gesicht. »Ich hasse das. Man fängt einen schwachen Geruch auf, das Hirn sagt ›Hey, den kenne ich doch‹, und dann ist es weg.«
    Clay sah sich um. Wir

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