Blut der Wölfin
worden war. Wie in
Friedhof der Kuscheltiere,
bloß dass der Hund von einem Auto überfahren worden war, und der Junge hat geglaubt, wenn er ihn zurückholt, wäre er wieder heil, und natürlich war dem absolut nicht so, also hat sein Onkel mich geholt, und …« Sie unterbrach sich. »Und diese Geschichte mag für heranwachsende Nekromanten sehr lehrreich sein, hilft euch aber nicht weiter. Wo war ich?«
»Zombies. Die sich normalerweise nicht in Staub auflösen.«
»Richtig. Wenn eurer zu Staub geworden ist, müssen Dimensionszombies offensichtlich anders sein. Das muss ich nachschlagen.«
»Du hast gesagt, es wäre ein Dimensionsportal«, sagte Jeremy. »Und dass wir es mit Geistern in körperlicher Gestalt zu tun haben. Ist dies also wieder eine Tür ins Jenseits?«
»Wahrscheinlich nicht. Ihr habt da etwas, was einfach nicht oft genug vorkommt, um ordentlich dokumentiert zu sein. Es hört sich an, als wäre es ein durch eine Formel ausgelöstes Dimensionsportal. Die Formelwirker haben wahrscheinlich einen klangvolleren Begriff dafür, aber darauf läuft es jedenfalls raus. Ein Formelwirker, in der Regel ein Magier, schafft eine … Blase oder Tasche, einen Raum zwischen den Dimensionen, wo er problematische Dinge, in der Regel Leute, sicher aufbewahren kann. Sie bleiben dort, außerhalb der Zeit, bis jemand sie wieder rausholt. Ihr solltet das mit Lucas abklären, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der Formelwirker zugleich auch einen ›Auslöser‹ schafft – etwas, das ihm die Möglichkeit gibt, das Portal zu öffnen und zu schließen.«
»Der Brief«, sagte Jeremy.
»Wahrscheinlich.«
»Wie haben wir ihn also ausgelöst?«, fragte ich.
»Ein Auslöser funktioniert wie ein Kombinationsschloss, dessen Code nur der Magier kennt. In der Regel ist es irgendeine bestimmte Abfolge oder ein Vorfall, der das Portal öffnet, aber es gibt auch andere Möglichkeiten. Absicherungen, für den Fall, dass die erste Methode versagt.«
»Würde Blut funktionieren?«, fragte Jeremy.
»Blut?« Ich warf einen Blick zu ihn hinüber. »Wie kommst …«
Ich brach ab, als mir die Mücke wieder einfiel und der dunkle Fleck auf dem Brief. Deshalb hatte er mir den Brief im Hotelzimmer nicht mehr zeigen wollen. Weil ich bei Tageslicht gemerkt hätte, dass der Fleck nicht nur von der zerquetschten Mücke verursacht worden war.
»Die Mücke«, murmelte ich. »Sie hatte mein Blut im Magen.«
»Das ist neu«, sagte Jaime. »Aber ja, sicher. Das könnte der Backup-Auslöser gewesen sein. Es ist nichts, bei dem sehr wahrscheinlich wäre, dass es zufällig passiert. Wenn der Primärauslöser versagt, könnte der Magier immer noch einbrechen und den Backup-Auslöser aktivieren.«
»Dann hätte also irgendein Magier den Brief geschaffen, zwei Leute drin eingesperrt, und bevor er sie wieder rausholen konnte, ist der Brief gestohlen worden.«
»Wenn er überhaupt vorhatte, sie je wieder rauszulassen. Das kann nämlich schwierig werden, vor allem wenn man zu lang damit wartet. Wenn man Leute auf diese Art wegschließt, ist das wie eine Mini-Zeitkapsel. Lass sie wieder raus, und … merkwürdiges Zeug kann passieren.« Sie machte eine Pause. »Euch ist nichts Merkwürdiges passiert, oder?«
»Außer dass wir möglicherweise einen Jack-the-Ripper-Zombie freigelassen und dann umgebracht haben, meinst du?«
»Was könnte noch passieren?«, erkundigte sich Jeremy.
»Schwer zu sagen. Portale schaffen ist nichts, das man in jedem beliebigen Formelbuch findet, und die wenigsten Magier könnten eins machen, wenn sie die Anleitung vor sich liegen hätten. Oh, da gibt es zum Beispiel einen dokumentierten Fall – ein Magier im Wilden Westen, der irgendeinen Outlaw erwischt hat, ihn in ein Portal geschleudert und seinen eigenen Arsch zurück in den Osten verfrachtet hat, wo der Prozess stattfinden sollte. Hat eine kleinere Pockenepidemie ausgelöst.«
»Weil der Outlaw die Pocken hatte«, sagte ich. »Und in eine Gegend gebracht wurde, die pockenfrei war.«
»Nee. Der Outlaw selbst war gesund … aber als er in das Portal geschleudert wurde, ist das in einer Gegend passiert, die für periodische Ausbrüche der Krankheit bekannt war. Es war, als ob er ein bisschen was von seiner Umgebung mitgenommen hätte.«
Das war alles, was Jaime wusste, aber sie versprach uns, sich unter ihren Bekannten umzuhören.
Als wir das Gespräch beendet hatten, wollte ich schon die Hand heben und Clay zu uns herüberwinken, aber Jeremy legte mir
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