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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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wollten.
    Shanahan ließ sie ein.
    Als sie durchs Haus gingen, hörte ich nur Shanahans schallende Stimme; er beschwerte sich über die Hitze, die Schwüle, den Smog – die Art von Smalltalk, die raumfüllend wirkt, aber nichts zu sagen hat.
    Er fragte nicht, woher Jeremy wusste, dass er den
From-Hell
-Brief besessen hatte. Xavier hatte uns ja erzählt, dass das in bestimmten Kreisen der paranormalen Welt allgemein bekannt gewesen war, und es waren Kreise, zu denen die Kabalen Zugang hatten. Er erkundigte sich auch nicht, welche Kabale ihm die Besucher geschickt hatte, oder auch nur, ob sie tatsächlich zu einer gehörten. Neugier konnte in einem solchen Zusammenhang gefährlich nach Provokation klingen.
    Sie gingen ins Wohnzimmer, und ich glitt ums Haus herum zum Wohnzimmerfenster. Es war natürlich geschlossen wie alle anderen auch, um die Kühle der Klimaanlage drinnen einzusperren, aber mein Werwolfgehör reichte aus, um die Unterhaltung mitverfolgen zu können.
    Jeremy erzählte von den Vorfällen in der Innenstadt. Shanahan äußerte seine Überraschung; er kam mir aufrichtig vor dabei – Kurzschlüsse in Transformatoren und vermisste Senioren gehörten nicht zu den Nachrichten, die einen Mann wie Shanahan interessierten, nicht solange die Börse noch offen war.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstanden habe, was das alles mit meinem Brief zu tun hat.«
    »Es war das Zusammentreffen mit einem dritten Vorfall, der das Interesse meines Arbeitgebers geweckt hat. Es hat Berichte über einen Mann und eine Frau gegeben, beide in der Kleidung des neunzehnten Jahrhunderts, die in der Nähe des Stromausfalls gesehen wurden. Unsere Experten haben Spuren einer dimensionalen Störung entdeckt – eines vor kurzem geöffneten Portals.«
    »P-portals?« Ein etwas zu herzliches Lachen. »Ich würde nie einen Brief im Haus haben wollen, der ein Portal enthält. Gefährliches Zeug, wissen Sie. Sehr gefährlich. Und so gut wie unmöglich zu machen. Komplett außerhalb meiner eher begrenzten magischen Fähigkeiten.« Ein selbstironisches kleines Kichern. »Mit Aktien kann ich sehr viel besser umgehen als mit Formeln, das können Sie mir glauben. Fragen Sie meine Bekannten.«
    »Vermutlich war das Portal schon in dem Brief enthalten, als er in Ihren Besitz kam. Sonst würde es nicht Leute aus dem neunzehnten Jahrhundert enthalten.«
    »Oh, äh, ja, natürlich.« Shanahan zögerte. »Hören Sie, ich bin ein praktisch denkender Mann – vor allem, wenn es um Geld geht. Wenn ich einen Brief mit einem darin enthaltenen aktiven Portal geerbt hätte, hätte ich ihn augenblicklich zum Verkauf gestellt. Ich weiß, wie viel eine Kabale für so etwas zahlen würde. Wenn dieser Brief wirklich ein Portal enthält, was ich – bei allem Respekt für Ihre Arbeitgeber – bezweifle, dann habe ich davon nichts gewusst.«
    Ich hörte die Unaufrichtigkeit in jedem Wort, aber Jeremy konnte wenig tun. So sehr Shanahan auch seine eigene Mittelmäßigkeit als Formelwirker beteuern mochte, unsere Erfahrungen mit Magiern hatten uns gelehrt, dass sie ernstzunehmende Gegner waren. Und Shanahan war bereits nervös und würde mit einem Angriff rechnen.
    Jeremy ließ ihn in dem Glauben, ihm das Ganze abgekauft zu haben, und versicherte ihm, seine Auftraggeber seien in der Tat an dem Brief interessiert, falls der wieder autauchen sollte, und würden dem rechtmäßigen Besitzer – Shanahan – einen fairen Preis zahlen. Als er und Clay gingen, gab Shanahan ihnen seine Karte, kritzelte seine Privatnummer auf die Rückseite und bat darum, auf dem Laufenden gehalten zu werden.
    Ich traf auf der Straße wieder mit ihnen zusammen.
    »Er lügt«, sagte Clay.
    »Ich weiß«, sagte Jeremy und ging weiter.
    Clay sah von mir zu dem Haus hinüber, und ich wusste, es brachte ihn fast um, es dabei zu belassen.
    »Wir kommen wieder, oder?«, fragte ich.
    Jeremy nickte. »Heute Nacht«, sagte er. »Wenn wir ihn unvorbereitet erwischen.«
     
    Robert hatte uns eine Nachricht hinterlassen. Er hatte Material über einen Fall gefunden, der einige Ähnlichkeit mit unserem hatte – ein Magier hatte für eine Formel, mit der er ein Portal schuf, einen Mann geopfert. Die Seele des Opfers war an den Gegenstand gebunden geblieben, in dem das Portal enthalten war – in diesem Fall eine Schriftrolle –, und als das Portal aktiviert wurde, war der tote Mann als Zombie hindurchgekommen.
    Das erklärte, warum wir es mit verwesenden Zombies zu tun hatten. Es waren keine

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