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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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die Finger auf den Arm.
    »Wenn du ihm erzählst, was Jaime gesagt hat, lass das mit den Pocken weg.«
    »Meinst du, da gibt es Grund zur Sorge? Ich bin geimpft, und es hört sich so an, als wären Pocken eher für die Zeit typisch als für Portale ganz allgemein.«
    »Das glaube ich auch. Trotzdem …«
    Sein Blick glitt zu Clay hinüber, der an einen Baum gelehnt dastand – ein Fußgänger, der in der Hitze eine kurze Rast im Schatten einlegte. Aber seine Augen glitten pausenlos die Straße entlang, und seine Haltung war angespannt, als rechnete er jeden Moment mit dem Auftauchen einer Horde Zombies.
    »Hat keinen Zweck, ihm noch einen Grund zur Besorgnis zu liefern«, sagte ich.
    »Genau.«
     
    Als ich mein Handy wegstecken wollte, stellte ich fest, dass ich eine Nachricht erhalten hatte. Sie stammte von Robert, der uns zurückgerufen hatte. Robert Vasic war ein ehemaliger Delegierter des paranormalen Rates, der jetzt als Experte für paranormale Recherchen fungierte. Jeremy rief ihn an, erzählte ihm, was passiert war, und er versprach uns, er würde sich seine Bibliothek vornehmen.
     
    »Wir können nicht bei Tageslicht nach dieser Frau suchen«, sagte ich, als wir alle wieder im Geländewagen saßen. »Die beste Quelle für Informationen über den Brief dürfte die Originalquelle sein … oder so nah dran, wie wir kommen. Patrick Shanahans Großvater hat den Diebstahl dieses Briefes in Auftrag gegeben, und ich bin sicher, Shanahan weiß auch, warum. Wir sollten ihm einen Besuch abstatten.« Ich warf einen Blick zu Clay hinüber. »Einen freundlichen Besuch.«
    »Klar«, sagte Clay. »Wir tauchen an seiner Haustür auf und sagen ›Entschuldigen Sie, wir sind diejenigen, die gestern Abend Ihren Brief gestohlen haben, aber jetzt haben wir Ärger damit. Können wir Ihnen ein paar Fragen dazu stellen?‹«
    »Lasst mich nachdenken«, murmelte Jeremy. »Fahrt einfach schon mal in die Richtung.«

[home]
Routine
    W eniger als eine Stunde später waren wir wieder dort, wo alles angefangen hatte – bei Patrick Shanahans Haus. Die Straße sah im Tageslicht ganz anders aus. Man sah die Häuser zwischen den Bäumen hindurch, und sie wirkten tot. Leere Einfahrten, heruntergezogene Jalousien, schwarze Fenster; die einzigen Lebenszeichen kamen von ein paar Leuten, die sich um den Rasen kümmerten. Wenn man in einem Wohnviertel wie diesem lebte, dann arbeitete man – beide Partner, jeden Tag und den ganzen Tag.
    Ein »Entschuldigung, verwählt«-Anruf bei Shanahan hatte ergeben, dass der Magier zu Hause war; entweder arbeitete er dort, oder er hatte sich den Tag frei genommen, um seine Sammlung zu inspizieren und sicherzustellen, dass außer dem Brief nichts gestohlen worden war.
    Es war kurz nach vier Uhr nachmittags, als Jeremy und Clay zu Shanahans Haustür hinaufgingen. Ich durfte währenddessen am Fenster lauschen. Wie Clay mir mitgeteilt hatte, hatte ich noch eine zweite Möglichkeit: Ich konnte im Auto warten und es mir hinterher erzählen lassen. Also entschied ich mich fürs Lauschen.
    Ich wartete hinter der Hausecke, als Jeremy an der Tür klingelte. Gleich darauf wurde sie geöffnet.
    »Sind Sie Patrick Shanahan?«, fragte Jeremy.
    »Ja …«
    »Eigentümer eines historischen Dokuments, das sich früher einmal im Archiv der London Metropolitan Police befand?«
    »Haben Sie es?«
    »Sie haben es also nicht?« Jeremy sah sich über die Schulter nach Clay um, und sie wechselten einen schmallippigen Blick, dann wandte sich Jeremy wieder an Shanahan. »Mr. Shanahan, sind Sie über gewisse Vorkommnisse in Toronto innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden informiert? Vorkommnisse, von denen unser Auftraggeber glaubt, sie ständen in einem Zusammenhang mit dem Dokument, das sich vormalig in Ihrem Besitz befand?«
    Ich wusste, in dem darauf folgenden Schweigen warf Shanahan einen zweiten und genaueren Blick auf die beiden Männer an seiner Türschwelle. Wahrscheinlich betrachtete er die beiden jetzt nicht mehr als Komplizen von wem auch immer, der den Brief gestohlen hatte und ihn jetzt zurückzuverkaufen hoffte, sondern als paranormale Agenten, vermutlich Angestellte einer Magierkabale. Man könnte durchaus anführen, dass die Kabalen polizeiliche Überwachung dringender nötig gehabt hätten als irgendjemand
außerhalb
ihrer Infrastruktur. Nichtsdestoweniger spielten sie sich oft selbst als Vollstrecker des Gesetzes in der paranormalen Welt auf, auch wenn sie nur ihre eigenen Interessen durchsetzen

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