Blut der Wölfin
noch.«
»Was mögliche Motive angeht – das mit der Weltherrschaft hat mir immer eingeleuchtet. Oder vielleicht eher die Herrschaft über eine Metropolregion; ein wirklicher Visionär ist Patrick noch nie gewesen. Nun ist er mir auch nie wie ein Zombiemeister vorgekommen, aber ich kann nicht behaupten, dass ich ihn sehr gut kenne. Unsere Beziehung war rein geschäftlich und sporadisch außerdem. Die meisten Aufträge für die Familie habe ich für seinen Großvater erledigt, und der war auch nicht gerade per du mit den Angestellten.«
»Was bedeutet, sehr viel Einsichten über Shanahan wirst du uns nicht verschaffen können.«
»So gut wie gar keine. Aber ich kenne jemanden, der es kann. Einen Kunden. Randall Tolliver. Er und Patrick sind zusammen aufgewachsen.«
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Fälschung
I n einer Stadt wie Toronto, in der es meines Wissens nicht einmal eine Kabalenfiliale gab, ist die paranormale Gemeinschaft klein. Ich hatte mit Unterbrechungen zehn Jahre lang hier gelebt, nachdem ich zum Werwolf geworden war, und nie auch nur herausgefunden, dass sie existierte. Zoe erzählte, es gäbe nur einige wenige Magierfamilien, zwischen denen der Kontakt dementsprechend eng war – viele von ihnen kannten sich seit ihrer Geburt, so wie es bei Patrick Shanahan und Randall Tolliver der Fall war.
Obwohl Zoe behauptete, Tolliver viel besser zu kennen als Shanahan, wollte sie nicht viel über ihn sagen – ein weiterer Kunde, den sie schützte.
Es kostete uns einige Mühe, Tolliver aufzutreiben. Sein Büro kannte seinen genauen Terminplan entweder nicht, oder man wollte ihn nicht herausrücken, und so endete es damit, dass wir eine Reihe von Orten abgrasten, wo man an diesem Nachmittag mit ihm rechnete. Wir fuhren bei einem Block Sozialwohnungen und dann bei einem Aids-Hospiz vorbei, und beide Male teilte man uns mit, dass er schon wieder weg war.
Die beiden Orte gaben mir eine ziemlich klare Vorstellung davon, wie Tolliver sich seinen Lebensunterhalt verdiente. Auch er war Investment-Spezialist … die Sorte, die billigen Wohnraum aufkauft, als kaum bewohnbare Unterkünfte vermietet und dafür die Fördergelder der Regierung einsteckt. Typisch Magier eben.
»Lasst uns bei ihm im Büro vorbeischauen«, sagte Zoe. »Vielleicht kann ich die Sekretärin so weit becircen, dass sie ihn anruft.«
Clay warf mir einen Blick zu, der um eine aktivere Rolle bat als die, im Schlepptau von Zoe quer durch die Stadt zu traben.
»Wie wär’s, wenn wir uns wieder treffen, sobald du ihn aufgetrieben hast?«, fragte ich. »Wir können inzwischen noch was erledigen.«
»Erin?«, sagte Anita, als wir ihre Buchhandlung betraten.
Das Mädchen erschien hinter einem Regal, wo es Bücher ausgepackt hatte.
»Kannst du ein paar Minuten den Laden hüten? Wir sind hinten.«
Anita winkte uns durch den Perlenvorhang in ihr Büro.
»Wenn ein Kunde reinkommt, müssen wir raus auf den Hof, wenn wir nicht gehört werden wollen, aber es ist nicht sehr wahrscheinlich. Seit Mittag ist keiner gekommen. Jetzt rufen sie wegen Amuletten und so weiter nur noch an – trauen sich nicht mehr, aus dem Haus zu gehen. Absoluter Blödsinn natürlich, wie damals, als sie bei dem Ausbruch von SARS alle mit einem Mundschutz rumgelaufen sind.«
»Du hast gesagt, du hast mehr Informationen für uns?«, fragte Clay.
Ich widerstand der Versuchung, einen wütenden Blick in seine Richtung zu werfen. Ich hatte den Verdacht, es kam nicht drauf an, wie unhöflich Clay war – Anita würde zum Thema kommen, wenn es ihr passte.
Erst ließ sie Clay drei Klappstühle aufstellen. Dann stellte sie Wasser und Kekse auf einer Bücherkiste bereit und bestand darauf, dass ich wenigstens etwas Wasser trank, um der Dehydrierung vorzubeugen.
Schließlich setzte sie sich auf den dritten Stuhl. »Ich habe eine Jack-the-Ripper-Geschichte gefunden, in der tatsächlich ein Portal vorkommt, obwohl der
From-Hell
-Brief nicht erwähnt wird.«
Die Story schien eine ausgeschmückte Version der Theorie zu sein, dass ein Halbdämon einen Handel mit seinem Vater abgeschlossen hatte. In dieser Variante hatte der Mörder seine Verpflichtungen seinem dämonischen Vater gegenüber noch nicht vollständig erfüllt, als er von einigen Magiern erwischt und in einem Dimensionsportal eingesperrt worden war.
»Die Legende nach haben die Magier den Schlüssel zum Portal verloren. Er ist noch irgendwo, wartet darauf, versehentlich ausgelöst zu werden, und dann wird das Ungeheuer wieder auf die
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