Blut für Blut: Thriller (German Edition)
engagiert hat, die aber vor allem dafür bekannt war, dass sie sich für die Einwandererfrauen eingesetzt hat und hier vor allem für die Gewaltopfer. Und davon gibt es ja immer mehr. 2003 hat sie Lundely gegründet, ein Frauenhaus, das sich besonders auf diese Frauen spezialisiert hat. Wie ihr wisst, ist es nicht ganz unproblematisch, mit dieser Zielgruppe zu arbeiten, das Personal kann Drohungen ausgesetzt gewesen sein, vielleicht sogar Morddrohungen. Deshalb ist es wichtig, dass wir so schnell wie möglich nach Lundely rausfahren. Tatsache ist, dass Kissi Schack alleine in ihrem Haus im Kartoffelrækkerne-Viertel gewohnt hat. Sie hat, wie gesagt, zwei erwachsene Kinder, beide sind Ende dreißig. Rebekka, was habt ihr im Haus der Ermordeten gefunden?«
Rebekka berichtete kurz von der Durchsuchung des Hauses, den Fotos, dem Adressbuch und dem Handy, das, wie erwartet, nicht aufgetaucht war. Der Computer war an die Technik weitergegeben worden, die Telefongesellschaft saß an den Listen, und Bankinformationen wurden eingeholt. Sie winkte mit dem chinesischen Notizbuch.
»Das hier hat mich stutzig gemacht.« Rebekka hielt das Notizbuch hoch. »Das ist ein Notizbuch, das ich in Kissi Schacks Schreibtischschublade gefunden habe und in dem ein paar arabische Namen stehen: Iman, Fatima, Ayse, gefolgt von: Haleema überprüfen , in großen Buchstaben, mit vielen Ausrufungszeichen und mit einer Reihe von Daten. Wir wissen im Moment nicht, was das zu bedeuten hat, aber möglicherweise können uns Kissis Kollegen in Lundely einen Tipp geben. Ich habe das sichere Gefühl, dass es etwas zu bedeuten hat … die ganze Art, wie es geschrieben ist, die Namen …« Rebekka spürte, dass Simonsen, ein jüngerer Ermittler, der ihr auf Anhieb unsympathisch gewesen war, einem Kollegen einen Ellenbogen in die Seite stieß und die Augen verdrehte, als Rebekka von ihrem Gefühl sprach. Sie funkelte ihn wütend an, was er jedoch ignorierte. Brodersen rieb sich nachdenklich das Kinn.
»Gut. Ich habe alle Leute angefordert, die ich bekommen konnte. Den Kindern und dem Exmann zufolge hatte die Ermordete ihr Handy immer bei sich, also vermutlich auch auf dem Spaziergang. Aber wo ist es jetzt? Liegt es unten im Wallgraben oder hat der Täter es an sich genommen? Die große Frage ist – warum befand Kissi Schack sich an einem Mittwochabend im strömenden Regen auf dem Kastell?«
Die Ermittler nickten, sie wollten endlich in Gang kommen, und Brodersens Blick glitt über sie alle, bevor er hinzufügte: »Ihr Exmann, Jerome Lefevre, hat etwas von einem Hundeverein erwähnt, Cairnklub nennt er sich wohl, dessen Mitglieder mehrmals die Woche auf dem Kastell spazieren gehen. Aber hatte die Ermordete überhaupt einen Hund?« Er sah Rebekka fragend an, die den Kopf schüttelte.
»Nein, aber sie hat einen gehabt, glaube ich, an ihrer Pinnwand hing eine Fotografie, und Reza hat im Keller auch einen Fressnapf gefunden.«
»Gut. Wir haben viel zu tun. Wie ihr wisst, sind die ersten Stunden in einer Mordermittlung die wichtigsten. Im Moment sind zehn Leute dabei, in der Nachbarschaft Klinken zu putzen und das militärische Personal im Kastell zu befragen. Das Kastell gehört dem Verteidigungsministerium und wird außerdem vom Militärischen Nachrichtendienst, der Heimatschutztruppe und einer Vielzahl anderer Behörden genutzt. Außerdem gibt es auf dem Gelände auch einige Dienstwohnungen. Vielleicht haben wir Glück, und jemand hat etwas gehört oder gesehen. Eine Wache patrouilliert alle paar Stunden über den Wall, doch bis jetzt liegt keine Meldung über eventuelle Zeugen vor. Leider. Es besteht jedoch kein Zweifel, dass es eines mutigen, eines unwissenden oder eines sehr wütenden Täters bedarf, um einen Mord auf dem Wall zu begehen. Der Tatort liegt zwar versteckt hinter der großen Mühle, und das schwere Unwetter hat natürlich dafür gesorgt, dass das Gelände verlassen war, aber trotzdem. Jeder zweite Mord wird von einem Familienmitglied oder einem engen Freund begangen, deshalb konzentrieren wir uns zunächst darauf – auf Familie und Freunde. Alle müssen gründlich verhört werden. Ihr Exmann Jerome, der übrigens homosexuell ist und mit einem Engländer, Liam Wilkinson, zusammenlebt, die Kinder und die übrige Familie, die Freunde und natürlich alle an ihrer Arbeitsstelle, Lundely , sowohl die Angestellten als auch die Bewohnerinnen.« Brodersen schwieg einige Sekunden, bevor er fortfuhr: »Wie ihr wisst, haben wir auch noch die
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