Blut für Blut: Thriller (German Edition)
brutale Vergewaltigung in der Toldbodgade vom Wochenende. Ich bin davon überzeugt, dass es eine Verbindung zwischen dieser Vergewaltigung und zwei alten, unaufgeklärten Vergewaltigungen gibt. Es besteht eine DNA-Übereinstimmung zwischen den beiden unaufgeklärten Vergewaltigungen und zwei ähnlichen Fällen in Stockholm. Ihr wisst, dass unsere DNA-Register mit denen von Schweden und Norwegen vernetzt sind. Deshalb schickt uns die Reichskriminalpolizei Stockholm einen Ermittler herunter. Er wird die Tage eintreffen, ist möglicherweise schon unterwegs. Super kümmert sich um die Serienvergewaltigungen. Rebekka übernimmt die Mordermittlung. Und denkt daran, euch nicht zu irgendwelchen Äußerungen hinreißen zu lassen. Wir haben es mit einer Person des öffentlichen Lebens zu tun.«
Es klopfte an der Tür, und ein rotbäckiger Kommissar steckte den Kopf herein. Der Gärtner war bereit zum Verhör.
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John-Erik Müller saß zusammengesunken und blass vor Rebekka und Reza.
»Bitte.« Rebekka reichte ihm eine Tasse mit dampfendem schwarzem Kaffee, die er dankbar entgegennahm. Er nippte vorsichtig an dem Kaffee, während er sich verstohlen umsah. Obwohl das Büro wie ein ganz normales Büro mit Ordnern, Computern und blinkenden Telefonen aussah, machte der ältere Dienstleistungsangestellte einen verängstigten Eindruck. Rebekka lächelte ihm beruhigend zu.
»John-Erik Müller, zuallererst möchte ich betonen, dass das Überfahren nicht zum Tod der Frau geführt hat. Sie war bereits tot und lag seit mindestens sechs Stunden dort im Gras. Sie sitzen hier, weil Personen, die einen toten Menschen gefunden haben, immer verhört werden, das ist reine Routine.« Erleichterung war kurz auf John-Erik Müllers Gesicht zu sehen, dann blickte er Rebekka wieder gequält an.
»Es war so furchtbar, als ich über sie gefahren bin. Ich hatte solche Angst, dass es meine Schuld war, dass sie vielleicht betrunken oder bewusstlos war und dass ich sie umgebracht habe … mit dem Rasenmäher.« Er schluckte, während er nervös die Hände im Schoß knetete. Rebekka nickte verständnisvoll.
»Glücklicherweise ist dem nicht so«, sagte sie und wagte nicht, ihm zu erzählen, dass der Rasenmäher für den abgetrennten Arm verantwortlich war.
»Haben Sie die Frau schon einmal gesehen? Sie ist oft auf dem Kastell spazieren gegangen, wie wir gehört haben.« Rebekka reichte ihm ein Farbfoto von Kissi Schack.
John-Erik Müller warf einen schnellen Blick darauf, dann schüttelte er den Kopf.
»Nein, ich denke nicht. Aber ich stand ja auch total unter Schock, als ich sie gesehen habe, ich erinnere mich an gar keine Einzelheiten, nur dass ich Angst hatte. Ich musste mich übergeben.« Er spielte mit seinen langen, groben Fingern herum – ließ sie von der Tischkante zur Kaffeetasse wandern und weiter zu den Taschen seines Arbeitsanzugs und wieder zurück, während er etwas über die arme tote Frau murmelte.
»Es ist vollkommen normal, dass man in so einer Situation schockiert ist. Alles andere wäre unnatürlich.«
»Ja, wäre es das?« John-Erik Müller lächelte sie dankbar an, dann ging er Punkt für Punkt durch, wie der Morgen verlaufen war, von dem Augenblick an, als er bei der Arbeit erschienen war, bis zu dem, als er über Kissis Leiche gefahren war. Das Wetter war seit mehreren Tagen zum ersten Mal schön gewesen, die Erde gut durchfeuchtet nach den vielen Regentagen, und er hatte die Farben und die Düfte genossen und alten Erinnerungen nachgehangen.
»Haben Sie etwas im Gras oder in der Nähe gefunden?«
»Was?«
»Ein Handy, einen blutigen Stein oder etwas anderes …«
»Nein, ich habe nichts gefunden. Es war ein ganz gewöhnlicher Morgen. Ein schöner Morgen, wie gesagt.«
»Sind Sie sicher, dass Sie kein Handy gefunden haben?«, unterbrach Reza den Dienstleistungsangestellten, der ihm gereizt einen schrägen Blick zuwarf. Ja, er war ganz sicher.
Kurz darauf stand John-Erik Müller wieder unten auf der Straße. Ihm war beträchtlich leichter ums Herz als vorher. Und mit einem Gefühl von Verwegenheit beschloss er, dass heute etwas Verrücktes passieren musste. Aber was? Er hörte ein schwaches Rauschen und vereinzelte schrille Schreie vom Tivoli her. Er gab nie Geld für etwas anderes als für Essen, Getränke und seine geliebten grünen Cecil aus. Er ging nur selten aus, hatte seit Jahren keine Verabredung mehr gehabt und keine Kinder, für die er zahlen musste. Nicht dass er besonders viel Geld hatte, ganz und gar
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