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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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sollten, ir-ritierte es mich, als die Begleitfahrzeuge zwar abbogen, wir jedoch genau daran vorbeifuhren. Während ich mir den Hals verrenkte, um dem bewachten Tor einen letzten sehnsüchtigen Blick zu gönnen, bog unser Fahrer ab und schaltete zudem die Scheinwerfer aus. Was sollte das denn?
    Er folgte einige Minuten lang einer uns durchschüttelnden Straße und hielt plötzlich an.
    „Na endlich“, hörte ich Steven erleichtert flüstern und spürte, wie er unter der Plane hindurch ins Freie glitt. Neidisch blickte ich ihm nach.
    Dann flogen die Türen auf. Darian langte nach dem Gepäck, Alistair nach mir, Jason wechselte flüsternd ein paar Worte mit dem Offizier neben dem Fahrer. Derweil eilte Kahina auf eine wenige Meter von uns entfernt gelegene und sich gegen den Nachthimmel abzeichnende Ruine zu. Offenbar war hier ein Treffpunkt. Mit wem?
    „Danke dir, Jordan, ich stehe in deiner Schuld. Übersende deinem Vater bitte meine besten Wünsche, wenn du mit ihm sprichst“, hörte ich Jason sagen, sah ihn seine Hand ausstrecken und kurz darauf in der spontanen Umarmung des jüngeren Offiziers landen. Dieser schob ihn wieder auf Armlänge von sich, nickte und sprang zurück in den Wagen. Dabei fasste er neben sich und beförderte eine längliche Tasche zutage, die er zusammen mit einer Schachtel an Jason übergab. „Das werde ich machen, Onkel Jason. Tut mir leid, dass ich euch nicht weiter bringen kann. Zu Fuß ist ab jetzt sicherer. Passt gut auf euch auf und haltet euch möglichst an die Hauptstraßen. Die sind zumindest halbwegs sicher. Im Hinterland lauem diverse Sniper, die schießen auf alles und jeden. Ich muss los, sonst fällt mein kleiner Sondereinsatz unangenehm auf. Abfahrt, Private Billings.“
    Onkel Jason? Mein ungläubiger Blick blieb an Onkel Jason kleben, der soeben dem wendenden Wagen aus dem Weg trat, ihm anschließend kurz nachwinkte und dann mich bemerkte. Folglich auch mein maßloses, mir ins Gesicht geschriebenes Erstaunen.
    „Er ist mein Patensohn“, erklärte Jason meine visuell gestellte Frage, zog den Reißverschluss der Tasche auf und entnahm ihr ein langes Gewehr. Während er routiniert damit herumhantierte, wies er zur Ruine. „Jetzt runter von der Straße, Faye. Sie warten auf uns.“
    Die Frage, wer uns erwartete, wurde nach wenigen Metern bereits geklärt. Ein kleiner, zotteliger Esel, gehalten von einem etwa zwölfjährigen Jungen in zerschlissener Kleidung, war inzwischen mit unserem Gepäck beladen worden. Darian lächelte mir in der landestypischen Kluft entgegen. Alistair dagegen kämpfte sich noch kopfüber in das weite, ungewohnte Kleidungsstück aus unbehandeltem Leinen. An Kahina hätte ich prompt vorbei gesehen, wenn sie mir nicht ein dunkles Gewand mit dem freundlich geäußerten Hinweis „Anziehen, sofort!“ übergeben hätte.
    Ganz offensichtlich hatte der Bursche auf unsere Ankunft gewartet und die entsprechende Kleidung bereitgehalten. Wirklich clever organisiert.
    Für einen kurzen Moment musste ich genauer hinsehen, denn in diesem bodenlangen, schwarzen Umhang, der oben herum als ein Kopftuch getragen lediglich das Gesicht freiließ, würde selbst Kahinas eigene Mutter an ihr vorüberlaufen.
    Nachdem ich das schwere Tuch mit der Form eines Halbkreises an mich genommen hatte, war guter Rat gefragt. Niemals zuvor hatte ich etwas Ähnliches getragen und folglich keine Ahnung, wie ich mich darin einwickeln musste. Mein verzweifelter Blick musste genau das ausgedrückt haben, denn Darian nahm mir den Tschador ab und zeigte mir, wie er anzulegen war.
    Als ich Jason erblickte, der ebenfalls in wallendes, dunkelbraunes Leinen gehüllt war und wie Darian und mein Bruder dasselbe charakteristische, rot-weiß karierte Tuch auf dem Kopf trug, erklärte sich der Grund für unsere Maskerade von allein. Unsere kleine Gruppe fiel weniger auf, wenn wir, wie die einheimische Bevölkerung auftraten, als wenn vier deutlich erkennbare Europäer mitten in der Nacht durch die Gegend stapften. Dennoch würde ich mir am Ende der heutigen Odyssee die Bemerkung nicht verkneifen können, dass dieser Tschador zusätzlich zu seinem unappetitlich strengen Odeur noch kratzte wie ein Reibeisen. Wer hatte den zuvor getragen? Eine Ziege? Möglicherweise sollte der Geruch vor genauerem Hinsehen schützen. Gelingen konnte das aber nur, wenn ich mich in die korrekte Windrichtung stellte.
    Ich beneidete Steven aufrichtig um seine Verkleidung, die nämlich darin bestand, dass er überhaupt

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