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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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Geländerwagen mit Plane heraus und hielt im gleichen Moment neben der Maschine, in dem mein Fuß irakisches Land betrat.
    Selbstredend war mir beim Betreten des festen Bodens insgeheim nach der typischen Papst-Gestik, auf die Knie fallen und denselben küssen zu wollen. Um meine Mitreisenden aber nicht zu verunsichern, unterließ ich es und erlaubte mir stattdessen ein befreites Durchatmen.
    Es ist schon etwas kurios, dass nach einer so langen Flugzeit der feste Boden trotz allem irgendwie zu schwanken scheint. Sicherheitshalber hielt ich mich am Geländer fest. Kahina hingegen hüpfte ohne erkennbaren Jetlag die Stufen hinab und streckte sich ausgiebig. Ihr folgte mein Bruder und gleich darauf Steven, der direkt vor mir im Nichts verschwand.
    Jason hatte noch vor mir den Flieger verlassen und sprach in einiger Entfernung neben dem Planwagen mit einem dunkelhaarigen Mann in britischer Militäruniform. Vermutlich führte er unser angekündigtes Empfangskomitee an. Nachdem sie ein paar Worte gewechselt hatten, kam er zackig auf uns zu. Ein militärischer Gruß folgte, den ich mit einem Nicken beantwortete - immerhin war ich Zivilperson -und schon trieb er uns zur Eile an. Auf seinen Wink hin sprang ein jüngerer Mann aus dem Wagen, eilte in den Jet und kam kurz darauf mit zwei Taschen beladen wieder heraus. Den Rest unseres Gepäcks trugen Darian und Donovan ihm zum Fahrzeug nach.
    Darian mahnte uns zum Einsteigen. Mit Alistairs Hilfe kletterte ich hinein. Als ich mich auf die hintere, schmale Bank neben unser Gepäck quetschte, bemerkte ich auf unangenehme Weise, dass Steven sich über dem Gepäck platziert hatte. Zu meiner ungeteilten Freude drückte er mir sein Knie in den Nacken. Ich boxte dagegen und bekam als Retour einen Knuff gegen den Hinterkopf. Unsichtbarer Lümmel. Zeitgleich erfuhr ich aus einem Gespräch zwischen Darian und Donovan, dass unser Pilot noch in dieser Stunde aufbrechen wollte. Sein Anliegen war nicht verwunderlich, denn sicher war es in dieser
    Stadt nicht. Trotz Anwesenheit des britischen Militärs.
    Nachdem wir losgefahren waren und die andere Seite des Jets erreichten, machte ich eine Entdeckung, die wenig dazu angetan war, mich in Sicherheit zu wähnen. Zwei ähnliche Fahrzeuge wie das unsrige bildeten unseren Begleitschutz, waren jedoch mit jeweils drei bis an die Zähne bewaffneten Soldaten besetzt. Zusätzlich war auf ihren Dächern je ein schweres Maschinengewehr angebracht.
    Sie nahmen uns in ihre Mitte. Gemeinsam verließen wir mit hoher Geschwindigkeit den verdunkelten Flugplatz, ln mir stieg das Verlangen nach Sicherheitsgurten auf, deren Anwesenheiten in solchen Fahrzeugen ganz offensichtlich als unnützes Beiwerk missachtet wurden. Notgedrungen klammerte ich mich an der Rücklehne fest und hoffte zumindest dort auf eine gewisse Stabilität. Diese wurde auf die Probe gestellt, als der Wagen schwungvoll um die Kurve raste und kurz darauf eine harte Bremsung, gefolgt von dem ruckartigen Durchtreten des Gaspedals, vollzogen wurde. Ich schleuderte halb in den Gepäckhaufen, nickte kräftig und wurde anschließend fast durch das Rückfenster aus dem Auto befördert - die Rücklehne aber hielt.
    Ich sah nicht viel von der Umgebung, durch die wir fuhren, allerdings ließen die diversen Sprünge und ruckartigen Lenkbewegungen des Wagens erahnen, dass die Straßenverhältnisse nicht die Besten waren. Ab und an erhaschte ich durch die Seitenscheibe die eine oder andere Ansicht der die Straße flankierenden Gebäude, die teilweise völlig zerstört und ausgebrannt waren. Hohe Schuttberge zogen sich an der Straße entlang und dicke Steine rollten immer wieder in die schmale Fahrschneise, die nur notdürftig von den gröbsten Hindernissen geräumt worden war.
    Wie schon damals in Bagdad, fragte ich mich, wie Menschen in diesen von Einschusslöchern durchsiebten und teilweise zerstörten Gebäuden leben konnten. Ich brauchte kaum Fantasie, um mir das ganze Ausmaß bei Tageslicht vorzustellen. Einfach nur verheerend. Deutlicher hätte mir nicht vor Augen stehen können, dass ich mich in einem Kriegsgebiet befand, diesmal jedoch nicht aus beruflichen Gründen, sondern zum reinen Privatvergnügen. Von der Zivilisation direkt auf das Schlachtfeld, vom beschaulich römischen Dolce Vita zum Breakdance auf irakischen Minenfeldern. Krassere Gegensätze gab es kaum.
    Weil ich anfänglich gedacht hatte, dass wir zunächst in irgendeinem Zelt auf der britischen Militärbasis untergebracht werden

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