Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
Vom Netzwerk:
nicht zu sehen war. Nicht einmal der Vierfüßler schien ihn zu bemerken, wo doch Tiere im Allgemeinen ein wesentlich feineres Gespür hatten als der Mensch. Doch der Esel kaute auf seinem Grashalm gemächlich vor sich hin und zuckte nicht einmal mit seinen Riesenlauschern.
    „Wir müssen los“, drängte Kahina zum Aufbruch und sprach dann den Jungen an, der auf mich wies und einen Schwall an Worten von sich gab. Sie klangen nicht gerade freundlich. Kahina blickte in meine Richtung, nickte und trat auf mich zu. Fragend zog ich die Brauen zusammen. Da streckte sie ihre Hände aus, zupfte zunächst am Umhang, schüttelte missmutig den Kopf und drückte mich an den Schultern ein wenig herunter. „Du bist zu groß für eine gewöhnliche Frau, Faye. Mach dich irgendwie kleiner.“
    Wie bitte? Ich blinzelte sie verblüfft an. Dann schnaufte ich unwirsch. „Na super. Und wie soll ich das anstellen? Beine abschrauben?“
    „Geh mehr in die Knie, wenn wir bewohnte Gegenden durchqueren. Wir können uns zu genaues Hinsehen nicht erlauben“, erwiderte sie und drückte mich an den Schultern weiter hinab, bis sie endlich zufrieden schien. Dann sah sie zurück zu dem Burschen, der nach einem beruhigten Nicken den Esel an seiner Führleine um die Ruine herumzog. Während Darian neben dem Jungen lief, gingen Kahina und ich direkt hinter dem Esel her. Alistair und Jason bildeten die Nachhut. Bald schon hatten wir das zerstörte Gebäude weit hinter uns gelassen, die freie Fläche durchquert und gelangten nun an die Grenze eines stark besiedelten Wohngebietes. Die Straße war alles andere als fahrtauglich. Diverse Schlaglöcher und tiefe Spurrillen durchzogen die staubige Sandstrecke. Ich musste höllisch darauf achten, nicht umzuknicken.
    Obwohl mich der Tschador versteckte und ich im Dunkeln kaum erkannt werden konnte, fühlte ich mich über alle Maßen unwohl. Inzwischen hatte ich mich darauf verlagert, die Knie nach außen zu drehen und dadurch wie ein o-beiniger, schwankender Pinguin zu latschen. Mit jedem krummen Schritt spannte meine Muskulatur, wobei ich versuchte, das Wanken durch den versteiften Rücken ein wenig zu mildem. Zudem scheuerten bei dieser krummen Gangart meine Schuhe, die eine solch schmähvolle Behandlung nicht gewohnt waren - ebenso wenig wie meine Füße. Vermutlich wirkte ich auf weite Entfernung wie ein Schaukelclown, den kleine Kinder anstupsten, aber nicht umwerfen konnten, weil sie am Boden ein Gewicht hatten. Ich war nur weniger bunt, dafür aber so was von verspannt, dass ich eine baldige Zerrung befürchtete. Mein innerliches Fluchen dürfte daher sogar jeden halbwegs tauben Vampir innerhalb eines Drei-Meilen-Radius zur sofortigen Flucht veranlasst haben, denn momentan war mit mir in keiner Weise gut Kirschen Essen. Sogar mein Mann hielt Abstand und schickte mir gedanklich die Zusage, meine Beine zu massieren, sobald wir angekommen wären. Wo auch immer das sein mochte. Es war zumindest ein Trost, wenn auch nur ein winziger.
    Unterdessen war mir die Aufgabe von Steven bewusst geworden. Wie ein unsichtbarer Schatten lief er als Kundschafter gut fünfzig Meter voraus und überwachte unsere Route durch die von zerstörten Häusern gesäumte, staubige Straße.
    Ich bemerkte, wie angespannt ich war, jederzeit zur Flucht bereit und ständig auf der Suche nach einem Versteck, sollten uns Kugeln um die Ohren fliegen. Kahina erging es scheinbar ähnlich. Auch sie erweckte den Eindruck, mit instinktiv eingezogenem Kopf neben mir herzulaufen. Lediglich die Männer schritten aufrecht und ohne erkennbare Gefühlsregungen voran. Pokerface?
    Mehrfach vernahmen wir entfernte Schusswechsel und blieben jedes Mal alarmiert stehen. Dank der engen, Schluchten ähnelnden Gassen und der dadurch entstehenden Echoverstärkung war es schwierig, eine genaue Richtung auszumachen. Wir verließen schleunigst die Straßen und versteckten uns hinter ausgebrannten Autowracks, Geröllbergen oder sonstigen Schutzwällen. Jason spähte umgehend durch das Zielfernrohr seiner Waffe, um mögliche Schützen zu entdecken, während Darian und mein Bruder zur schnuppernden Ergänzung ihre feinen Nasen in die Luft streckten. Doch hing ein leichter, aber permanenter Gestank von Rauch und Pulver in der Luft, der mir die Sorgenfalten auf die Stirn trieb. Mein Geruchssinn war völlig orientierungslos, und somit vermutlich auch die feine Nase meines Bruders.
    Wir kamen erst wieder hinter unserer Deckung hervor, wenn Darian signalisierte, dass

Weitere Kostenlose Bücher