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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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beobachtete ich, wie er langsam an mir vorbei glitt, sich mit abertausend weiteren Tentakeln oberhalb unserer Köpfe vereinigte, die alsbald zu einem geschlossenen Schirm über uns verschmolzen. Jeder noch so winzige Lichtstrahl wurde mit einem Mal ausgesperrt und für einen Augenblick herrschte um uns herum finsterste Schwärze.
    „Es ist richtig, so wie es ist“, vernahm ich Darians Stimme dicht an meinem Ohr und fühlte gleichzeitig seinen festen Händedruck. Er kannte Luzifers Vorgehensweise? Hatte er deswegen sein stillschweigendes Einverständnis gegeben?
    Nein , echote es in meinem Kopf und ich verrenkte mir den Hals, um ihm direkt in das Gesicht sehen zu können. Er lächelte mir aufmunternd zu. Du brauchst mein Einverständnis nicht, Faye. Deine Entscheidungen sind deine Verantwortungen. Es ist an der Zeit, dass du sie übernimmst, denn irgendwann kommt der Tag, an dem dein Wort richtungweisend sein wird.
    Mein Wort? Ich erlaubte mir ein zweifelndes Kopfschütteln. Ich dachte nicht im Traum daran, die volle Verantwortung zu übernehmen, solange ich einen Mann an meiner Seite hatte, der das weitaus besser hinbekommen konnte und dessen Lebenslinie schon von vornherein dazu bestimmt war, weit über meine hinauszuragen. Ich hörte ihn leise lachen und kniff die Augen zusammen. Was war daran erheiternd? Dachte ich ihm etwa zu weiblich?
    Der ruckartige Verlust festen Bodens sowie mein parallel dazu entweichendes erschrecktes Kreischen ersparten Darian weitere Antworten. Was immer sich meinen Fingern nun als Halt anbot, ich krallte mich daran fest. Die geknurrte Warnung meines Bruders ließ ich unbeachtet, erlaubte mir jedoch, ein dunkles Haarbüschel loszulassen, ehe meine angstvoll verkrallte Faust es von der dazugehörigen Kopfhaut trennen konnte. Kahinas dankbares Seufzen und ein schwungvolles Zurückerlangen festen Untergrunds unter den Sohlen trafen gleichzeitigem.
    Mich kegelte es beinahe von den Füßen, und ich wäre garantiert gefallen, wenn mich nicht zwei starke Hände festgehalten hätten.
    Dafür sah ich Kahina in den Knien einknicken und gerade noch rechtzeitig, mit ausgestreckter Hand ihre Großmutter vor dem Sturz bewahren. Alistair fluchte gepfeffert, während Jason ein gefasstes „Hoppla“ entwich. Ebenfalls vernahm ich von Shekinahs Begleitern überraschtes Gemurmel und eine gebrummte Unmutsbekundung, die eindeutig von Steven stammte. Wer außer ihm würde sich sonst über die mangelnde Flugsicherheit beschweren?
    Sekunden später zog sich Luzifers Tentakelgewirr zurück. Ich blinzelte gegen die plötzliche Helligkeit an und erblickte mehrere aufgefächerte Palmenblätter, durchdrungen von hellem Sonnenlicht. Jedoch nur partiell, denn aus irgendeinem Grund blieben einige der Tentakelfäden über mir bestehen.
    Sichtlich erleichtert nutzten meine Begleiter die wiedergekehrte Freiheit und traten auseinander. Jason schulterte einen Rucksack und die Tasche mit dem Gewehr. Alistair gab seinem Gepäck einen dezenten Tritt, so dass es lediglich drei Meter weit flog. Shekinah hakte sich bei ihrer Enkelin unter und trat, auf den Stock gestützt aus der Sardinenbüchse. Ihre zwei Begleiter schulterten ebenfalls die Taschen und folgten ihr die wenigen Meter, hinaus in die Helligkeit. Ich selbst spürte, wie Darian seinen Platz hinter mir aufgab und sich gleichzeitig umdrehte. Nur Steven und ich bewegten uns nicht von der Stelle. Noch nicht.
    Während er unter seinem Schirm hervorlugte und auslotete, wohin er gefahrlos treten konnte, ohne von einem Sonnenstrahl gebrutzelt zu werden, wartete ich geduldig darauf, dass Luzifer seine letzten Tentakel einzog. Ungern wollte ich mich darin verheddern oder getroffen werden.
    „Wird es denn gehen, Lu?“, vernahm ich Darians Frage, hörte ein Ächzen und die knappe Antwort: „Komme zurecht, danke.“
    Was immer Luzifer damit meinte, es sollte sich mir recht schnell erschließen. Zunächst sah ich ein sanftes Rucken seiner Tentakel. Dann ein kräftigeres Rucken, dem sich sogleich ein grimmiges Ziehen und Zerren anschloss. Plötzlich verlor Steven das Gleichgewicht. Sein Schirm schnellte auf mich zu, er am Griff hinterher. Da prallte er bereits gegen mich. Ich stieß ihn erbost von mir. Was sollte das? Luzifer brummte etwas, zog erneut an seinen Tentakel und erst jetzt bemerkte ich, warum die Fäden weiterhin über meinem Kopf hinweg gespannt waren. Wie ein verknoteter Wollknäuel hatten sich einzelne Fäden in den Käferantennen des aufgespannten Schirms

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