Blut Licht
„Reich das Gerät bitte an Darian weiter, Kahina. Ende.“
Erneutes Rauschen. Dann: „Steht neben mir und hört mit.... Was? ... Ach so. Ja gut.... Äh, Ende.“
Ich grinste verschmitzt. Alistairs Stimme im Hintergrund ließ nicht nur die Vermutung zu, er höre dem Funkverkehr ebenfalls zu, sondern er gab Kahina obendrein die nötigen Informationen, wie ein solcher zu funktionieren habe. An- und Abmelden sollte der Form halber schon erfolgen.
Ein weiterer Ruf erreichte uns, diesmal von dem gewünschten Ansprechpartner: „Darian an Jason. Ich sehe ihn. Welche Bedeutung misst du ihm bei? Ende.“
„Deine Frau identifizierte ihn als den Telefonaten. Bist du schnell genug oder soll ich ihn abpflücken? Ende.“
„Deine Kugel braucht knapp eine Sekunde bis zum Einschlag. Ich benötige mindestens zehn Sekunden. Damit hast du eindeutig gewonnen“, gab mein Mann mit knackender Untermalung zurück. „Wenn du ihn erwischen kannst, dann tu es. Ich werde mich mit Alistair jetzt, von hinten herum an die Behausung anschleichen. Ende.“ „Einverstanden, ich übernehme. Ende und aus.“ Jason legte das Funkgerät beiseite. Erzog eine lange Patrone aus einer kleinen Box und legte sie in die Kammer. Nach dem Verschließen justierte er das Gewehr noch einmal. Dann legte er sich auf den Boden, stützte sich ab und überprüfte abermals sehr genau die Einstellungen.
„Triffst du den von hier aus?“, wagte ich skeptisch zu fragen und erhielt einen Seitenblick, der mich erahnen ließ, wie dämlich diese Frage gewesen sein musste. Jasons verbale Antwort bestätigte es: „Nicht mit dem einem Stein, Faye. Mit einem abgefeuerten Hohlspitzgeschoss durch ein Scharfschützengewehr sollte das aber problemlos gelingen.“
Während ich wieder durch mein Milchfernglas blickte, verkniff ich mir eine pikierte Bemerkung.
„Du kannst es einstellen, indem du die einzelnen Knöpfe benutzt, Faye. Sie stellen die Entfernung und Schärfe ein“, kam mir Jasons Erklärung zu Hilfe.
War meine technische Unbeholfenheit so deutlich zu erkennen? Flugs drückte ich auf die genannten Knöpfe. Es surrte, die Schärfe veränderte sich und plötzlich sah ich tatsächlich weit mehr als zuvor. Und zudem verflixt scharf. Ich verbiss mir einen Freudenschrei, murmelte „Danke“ und lenkte meine Aufmerksamkeit zunächst auf das schräg gegenüberliegende Areal, in dem sich unsere Begleiter befanden.
Ich fand Darian nach einigem Suchen. Zusammen mit meinem Bruder machte er sich gerade auf den Weg. Alistair hatte wohl nur auf Darians Worte gewartet, denn er sprang nun auf, soweit ich es zumindest erkennen konnte. Dann verschmolzen beide Männer gleichzeitig mit ihrer Umgebung und nur, wer sehr genau hinsah, bemerkte den leicht flirrenden Unterschied zwischen echtem Geröll und einer nahezu perfekten Illusion. Also lenkte ich meinen Blick zurück auf den Mann am Haus.
„Falls du irgendwelche Bedenken hast, Faye, schlag sie in den Wind. Der Kerl ist ein Anwärter“, erklärte Jason unterdessen und verstellte dabei nochmals irgendetwas an seinem Gewehr. „Er führt lediglich Befehle aus und wird in die eigentlichen Vorhaben seines Herrn niemals eingeweiht. Dadurch ist er jederzeit ersetzbar und für uns vollkommen uninteressant. Folglich stellt er nichts weiter als eine Gefahr dar, die eliminiert werden muss. Was uns tatsächlich interessiert, ist der Mann, der im Hintergrund die Fäden zieht. Und der ...“ Er hielt inne, blickte konzentriert durch das Zielfernrohr, atmete tief ein und sehr langsam wieder aus. Dann zuckte sein Finger und der Schuss löste sich nahezu geräuschlos.
Obwohl ich mit dem nun Folgenden gerechnet hatte, war ich doch überrascht, wie zügig es eintrat. Kaum einen Wimpernschlag später sah ich, wie der Mann in seiner Bewegung abrupt innehielt, sich auf seinem Turban blitzschnell ein roter Fleck abzeichnete und er anschließend einfach nur umfiel. Ich schluckte trocken. Film und Realität waren wieder einmal sehr unterschiedlich, auch wenn ich mir selbst vor Augen führen musste, dass dieser Mann es vermutlich verdient hatte, nach allem, was er getan hatte und darstellte. Dennoch hinterließ dieser Gedanke einen schalen Beigeschmack in meinem Mund.
Derweil sah Jason auf, lud nach und fuhr dabei ungerührt fort:..
ist mit dem Mädchen zusammen im Haus. Das gilt es zu retten und wenn möglich, den ursprünglichen Drahtzieher in die Finger zu bekommen. Diese Aufgabe wird dein Mann und Alistair nun übernehmen. Wir geben ihnen
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