Blut Licht
mir ein aalglattes Lächeln und wies mit dem Kinn auf die Kiste. „Die Federn. Was ist damit, dass du sie nicht verwendest und mich an ihrer statt rufst?“
„Im Gegensatz zu den Rosen, scheinen sie ihre Wirkung zu verlieren“, gab ich halbseiden zurück.
Er hingegen schüttelte den Kopf. „Das ist unmöglich.“
„Das mit den Rosen oder den Federn?“
Obwohl ich um die Antwort wusste, erhielt ich sie trotzdem. Und sogar mehr. „Die Federn können ihre Wirkung nicht verlieren, denn sie sind von mir. Es sei denn, ich verlöre meine Fähigkeiten, was schlichtweg unmöglich ist. Ebenso wenig wie Blumen aus dem Garten Eden jemals verblühen und somit ihr Leben verlieren können. Das allein kann nur Er bewirken.“
Er bemerkte seinen Fehler noch während er ihn aussprach und ich konnte erkennen, dass er sich für diese Information am liebsten auf die Zunge gebissen hätte.
Herzlichen Dank, teurer Freund. Endlich wusste ich, woher die Rosen stammten und warum kein Vampir sie berühren konnte. Außer Lilith, die sie ganz offensichtlich selbst aus dem sagenumwobenen Garten Eden in unsere Welt mitgebracht hatte. Es war schlichtweg undurchführbar, mit einerdermaßen beschmutzten Vorgeschichte etwas derart Reines schadfrei anfassen zu können, ohne dabei nicht in Flammen aufzugehen. Gleichfalls erklärte es mir nun auch, warum Darian inzwischen in der Lage war, diese Blumen in die Hände zu nehmen. Er hatte ganz offensichtlich genug dafür getan, um sich von seinen Taten reinzuwaschen.
Das Wissen darum trieb für Luzifer den Preis allerdings weiter in die Höhe. Ich verkniff mir ein Feixen, konnte aber das triumphierende Aufblitzen in meinen Augen nicht verhindern. Selbst Darian, in solchen Momenten sonst ein versteinerter, emotionsloser Anblick, ließ seine Mundwinkel verräterisch zucken.
„Wenn, dessen ungeachtet, deine Leihgaben“, Darian zog, das letzte Wort ungebührlich in die Länge und seine Brauen parallel dazu ironisch hoch, „trotz deiner Beteuerungen, ihre Aufgaben nicht erfüllen, wirft es in mir unweigerlich die Frage auf, inwieweit du Seiner Gunst abträglich geworden bist. Erneut.“
„Und ich sage dir...“ Luzifer streckte die Hand aus und hielt im gleichen Augenblick beide Federn zwischen den Fingern, „dass diese verflixten Dinger funktionieren. Ihr Versagen hat weniger mit Seiner gnadenvollen Gunst als mehr mit Liliths Übereifer im Verwischen ihrer Spuren zu tun.“ Er strich mit der freien Hand über die Federn, blies knapp über sie hinweg und legte sie zurück in die Kiste. Dann erfasste sein Blick meinen Mann. „So, damit sollte dem Genüge getan sein. Mich wiederum würde nun interessieren, warum du nicht in der Lage warst, diese Bagatelle zu beheben? Oder muss ich davon ausgehen, dass du, während deines menschlichen Exils, etwas eingerostet und träge geworden bist?“
Säbelrasseln? Ganz offensichtlich. Allmählich interessierte mich brennend, was die Beiden miteinander auszumachen hatten, dass sie sich vor Publikum gegenseitig diese Nettigkeiten an den Kopf warfen. Oder gehörte das in diesen Kreisen lediglich zum guten Ton?
Ein persischer Wortschwall mit leicht zynischem Unterton erklang derweil aus dem Inneren des Hauses, der sogleich hilfreich von Jason weitergegeben wurde: „Sir, die Dame des Hauses lässt anfragen, ob Sie gegebenenfalls die Nutzung ihrer Armbrust wünschen, um dem Herrn gegenüber die kostenfreie Leihgabe eines Bolzens in Höhe seines Herzens zu gestatten.“ „Nicht Herz, Jason“, ergänzte Darian ungerührt. „Sie wählte den Begriff ,nutzloser Klumpen’.“
„Oh, natürlich, Sir. Ich bitte, meine freie Interpretation der Wiedergabe zu verzeihen.“
Luzifers Miene war zu entnehmen, dass er auch ohne Jasons hilfreiche Übersetzung Shekinahs Bemerkung sehr wohl verstanden hatte. Sein Blick sprach Bände und wurde anhand seiner nächsten Worte noch unterstrichen: „Wenn der vertrockneten Wachtel das Leben ihrer Enkelin wichtig ist, sollte sie sich eines freundlicheren Tons mir gegenüber befleißigen.“ Das grimmige Lächeln galt ihr, als er hinzufügte: „Sei doch so gut und übersetzte das für sie.“
Offenbar hatte sie ihn auch so verstanden, denn sie senkte die Waffe. Dann trat sie neben Kahina an die Tür und nickte ihm unterkühlt zu.
Die Spannung war inzwischen dermaßen gestiegen, dass ich nur noch auf das passende, elektrostatische Knistern wartete. Um das jedoch zu entschärfen, nahm ich eine der Federn heraus und hielt sie
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