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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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stammt von Letavian. Kains erste Nahrung. Thalion war sein zweiter Gang und wurde für uns als Warnung zurückgelassen.“ Er schüttelte den Kopf und schob mich dann einfach beiseite. „Es ist sein Los. Er hätte ihn nicht erwecken dürfen.“
    Ohne einen Blick zurück, verließ er die Grotte.
    Erschüttert sah ich ihm nach. Da vernahm ich ein schmerzverzerrtes Stöhnen und lenkte meine Aufmerksamkeit zurück auf den zu einem sehr langsamen Tod Verurteilten.
    „Bitte, Faye“, flehte er erstickt und sein Blick suchte in meinen Augen nach Vergebung.
    Sekundenlang betrachtete ich ihn und überlegte, was zu tun sei. Darians Ansage war deutlich gewesen. Er überließ Thalion seinem Schicksal. Doch galt das auch für mich? Ich brachte diese Härte nicht auf. Möglicherweise war sie für das weitere Leben notwendig, doch nicht Hier und nicht Jetzt. Nennt mich ruhig ein Weichei, doch wenn ich jetzt meine Barmherzigkeit verlöre, was bliebe dann, außer einer leeren menschlichen Hülle noch von mir übrig?
    Unbewusst war meine Hand an meine Hüfte gewandert und hatte einen Pflock aus meinem Gürtel gezogen. Erst, als ich ihn zwischen meinen Fingern spürte, ging mir auf, was meine innere Stimme längst beschlossen hatte.
    Langsam ging ich neben Thalion in die Knie. Seine Blicke folgten meinen Bewegungen und für einen Augenblick glaubte ich ihn erleichtert lächeln zu sehen.
    „Ich kann dir nicht vergeben, Thalion. Aber ich kann dir deine Qualen nehmen. Großmutter hätte ebenfalls nicht gewollt, dass es so mit dir zu Ende geht“, flüsterte ich.
    „Brianna“, entwich der Name meiner Großmutter seinen Lippen wie ein Hauch und es schwang eine Zärtlichkeit darin, die mir die Nässe in die Augen trieb. „Ich habe sie wirklich geliebt, Faye. Vielleicht sehe ich sie wieder.“
    „Ich weiß.“ Ich nickte und setzte den Pflock in Herzhöhe auf. „Vielleicht, Thalion. Vielleicht siehst du sie wirklich wieder.“
    Tiefe Dankbarkeit erhellte seine Augen. „Tu es. Ich bin bereit.“ Dann schloss er sie.
    Mit aller Kraft trieb ich den Pflock tief in sein Herz.
    Ich blieb neben ihm knien, bis die Flammen sich über seinen gesamten Oberkörper ausgebreitet hatten. Sie fraßen sich bereits durch die ersten Seiten des Pergaments, als ich dem Ausgang zustrebte. „Du hast es getan“, empfing Darian mich auf der anderen Seite der Grotte.
    Ich sagte nichts, ging nur wortlos an ihm vorbei und hob den Rucksack auf.
    „Was hat sie getan?“, hakte Kahina erregt nach, ergriff Darians Arm und schüttelte ihn. „Kann uns endlich einmal jemand sagen, was da unten passiert ist?“
    Mein Mann hatte bislang geschwiegen? Erstaunlich.
    Seine Brauen zogen sich in stiller Warnung zusammen. Doch ich dachte gar nicht daran, seinen Einsatz in diesem perfiden Spiel auszulassen. „Thalion lag dort unten im Sterben. Ich erlöste ihn, weil mein Mann ihm diese letzte Gnade verweigerte.“
    „Dann hat Thalion Kain erweckt? 4 , warf Alistair ein.
    „Wodurch er netterweise seiner Hinrichtung entkommen konnte“, ergänzte mein Mann mit einem erbosten Blick.
    Alistair schloss sich Darian an. „In dem Fall hätte ich den Verräter auch langsam verrecken lassen.“
    Die Augen meines Mannes signalisierten unterkühlte Zustimmung. Ich trat vor Zorn gegen den Sandhaufen. „Was seid ihr nur für eiskalte Scharfrichter. Niemand verdient eine solche Behandlung. Selbst Thalion nicht.“ Noch einmal schleuderte ich eine Fuhre Sand mit meiner Fußspitze durch die Luft. Dann atmete ich tief durch, zwang mich zur Ruhe und fragte spitz: „Und nun? Was liegt an? Hier Wurzeln schlagen, oder versuchen wir zu retten, was noch zu retten ist?“
    „Es beweist mehr Stärke, einen Sterbenden zu erlösen, als an seinem eigenen Stolz festzuhalten“, ließ Jason wie nebenbei fallen. Ich sah, wie Darian unter Jasons verbaler Ohrfeige kaum merklich zusammenzuckte. Wenn es ein anderer gesagt hätte, wäre die Wirkung vermutlich verpufft. Jedoch nicht aus Jasons Mund. Aufrichtige Anerkennung stand auf meiner Miene und Jason nahm es mit einer knappen Geste entgegen.
    Mein Bruder hatte ob seines Reibeisenfeinsinns dergleichen nicht mitbekommen. „Dein Tatendrang in allen Ehren, Faye. Doch was gibt es jetzt noch zu retten? Wir haben gespielt - und wir haben verloren.“
    „Zerfließ doch bitte in Selbstmitleid, Alistair“, konterte ich ungehalten. „Thalion ist tot. Na und? Kain ist ganz offensichtlich mit seinen Anhängern entkommen. Doppeltes Na und! Er wird garantiert

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