Blut Licht
hell leuchtenden Vollmonds am Firmament. Kein Laut durfte uns verraten, keine
Bewegung fremde Aufmerksamkeit auf uns lenken. Ich wusste, Darian setzte mit seinen Fähigkeiten alles daran, uns zu verhüllen. Doch ob es bei einer so großen Gruppe tatsächlich gelang?
Als wir schließlich an eine Erhebung kamen, vor der im silbrigen Mondschein ein frisch aufgeworfener Erdhügel glitzerte, war jeder noch so winzige Hoffnungsschimmer erloschen. Wie gelähmt starrten wir auf den freigelegten Eingang. Wir kamen zu spät.
Unbändiger Zorn trat auf Darians Züge. Dann stürmte er in den Gang und war schon unseren Blicken entschwunden. Kurz darauf vernahmen wir ein Wutgebrüll, das mir das Blut in den Adem zu Eis verwandelte. Flugs streifte ich den Rucksack ab und eilte meinem Mann nach. Mir schlug alte, abgestandene Luft mit einem metallisch muffigen Geruch entgegen, doch ich ignorierte es. Das Einzige, was für mich zählte, war mein Mann.
Nach einem knappen Meter musste ich kriechen. Mühsam schob ich mich tiefer in das Erdreich hinein. Dann bemerkte ich vor mir ein flackerndes Licht, das durch ein größeres Loch am hinteren Ende den Gang erhellte. Ich kroch voran, wand mich hindurch und fiel auf ausgetretenen Boden. Der metallische Geruch wurde intensiver, ekelerregender und raubte mir den Atem. Unter meinen Fingern gab das Erdreich nach und sehr behutsam zog ich mich an der bröckeligen Wand hoch.
„Alles in Ordnung, Faye?“, rief Jason mir nach.
„Ja. Ich glaube schon.“
„Siehst du Darian?“
Ich sah mich um. Die Grotte war hoch genug, um aufrecht stehen zu können. Eine Fackel steckte in einem in der Wand eingelassenen Halter und spendete genug Licht, um den kleinen Raum zu erhellen. Ich erkannte den steinernen Altar, auf dem Kain gelegen hatte. Nun war er leer, doch zeugten Spuren von frischem Blut und feinem, verwischten Staub, dass er bis vor kurzem hier noch gelegen haben musste. Dann sah ich meinen Mann und atmete erleichtert durch. „Er ist hier, Jason. Es ist alles in Ordnung.“
Darian saß mit dem Rücken zu mir auf seinen Hacken. Etwas oder jemand schien seine Aufmerksamkeit zu fesseln. Er musste mich gehört haben und reagierte dennoch nicht auf mich. Was immer hier geschehen war, es musste grauenvoll gewesen sein. Mit wenigen Schritten hatte ich Darian erreicht. Meine Hand nach ihm ausstreckend, hielt ich geschockt inne. Instinktiv bedeckte ich meinen Mund und drehte mich würgend um.
„Vergib mir“, hörte ich eine schwache Stimme. „Bitte vergib mir, Faye.“
Ich musste mich zusammenreißen, um ihn erneut ansehen zu können. Thalion lag am Boden ausgestreckt und in Blut gebadet. Sein gesamter Brustkorb war zerfetzt und ich konnte einzelne Organe erkennen. Mir war speiübel. Zittrig hob er seine Hand und ließ sie geschwächt wieder fallen. Seine Augen irrten zwischen mir und meinem Mann hin und her, und ihm war anzusehen, dass er unendliche Schmerzen litt.
„Ich habe mich geirrt“, hauchte er. „Ich habe mich verleiten lassen und euch alle in Gefahr gebracht. Er weiß jetzt, dass er von mir unterwandert wurde. Mein Blut hat es ihm verraten. Ihr seid in großer Gefahr. Vergebt mir. Bitte.“
„Absolution kann ich dir nicht erteilen, alter Freund“, erwiderte Darian bemüht ruhig und griff in seine Mantelinnentasche, um mehrere Seiten alten Pergaments hervorzuholen. Diese ließ er achtlos auf den Sterbenden fallen. „Hierin findest du die ganze Wahrheit, Thalion. Dein übereilter Eifer hat dich verblendet. Niemand könnte dir je deinen Clan zurückbringen. Selbst Lilith nicht. Sie hat vor vielen Jahren alles aufgezeichnet, doch diese Seiten hast du niemals zu Gesicht bekommen. Was du vorfandest, waren niedergeschriebene Lügen. Kopien, angefertigt von fähiger Hand. Doch sie waren nicht das Original, denn das befand sich bis vor wenigen Tagen an einem sicheren Ort. So lange, bis Lilith es mir über Alistair zukommen ließ. Du bist einem von langer Hand vorbereiteten Betrug aufgesessen, Thalion. Einem Betrug, der nun seinen Preis von dir fordert. Deinen Tod und dein Blut für sein Leben.“
„Dann erlöse mich, Darian“, sprach er verzerrt und zog mit letzter Kraft an Darians Arm.
„Nein. Du bist hiermit zu weit gegangen.“ Mein Mann erhob sich mit eisiger Miene, schüttelte Thalions flehende Hand ab und sah für einen Moment regungslos in mein entsetztes Gesicht.
„Du kannst ihn doch nicht
„Ich kann“, knurrte er leise und wies dabei auf den Altar. „Die Asche
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