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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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der Computer Vorschläge aus, die er mir in dreidimensionalen Bildern auf dem Screen präsentierte. Hätte ich das gewusst, wäre ich gleich hierher gekommen.
    Sie tippte auf das enge lange Kleid eines kubanischen Designers mit unaufdringlichem Spitzenbesatz, das hinten durch Ösen verschlossen wurde. »Ich möchte Ihnen dieses Kleid im Mermaid-Style empfehlen. Bei Ihrer Größe können Sie die Korsagenform gut tragen. Und der weiche Cremeton des Kleides harmoniert hervorragend mit Ihrem Haar.«
    Es war sehr schön, nur die lange Schleppe störte. Dennoch notierten wir es und suchten weiter. Als in der Vorschau ein rotes Kleid erschien, rief ich automatisch: »Halt!«
    »Das ist eine sehr ungewöhnliche Wahl«, ließ die Verkäuferin wissen, und ich nickte bestätigend. »Es wird auch eine ungewöhnliche Hochzeit mit einem sehr ungewöhnlichen Mann. Haben Sie es in meiner Größe vorrätig?«
    Sie gab die Daten des Kleides in eine Liste ein und blickte mich anschließend lächelnd an. »Größe M ist vorhanden. Sie haben sogar die Wahl zwischen dem Kleid im Farbton Elfenbein oder in diesem dunklen Kupfer.«
    »Kupfer«, lautete meine knappe Antwort, und gespannt wartete ich, bis sie es aus den hinteren Räumen geholt hatte und mich zu den Umkleidekabinen bat.
    »Ich vermute, Sie haben etwas gefunden«, schlussfolgerte Jason, als ich zusammen mit der Verkäuferin an ihm vorbeieilte.
    »Mein Traumkleid, Jason. Drücken Sie mir die Daumen, dass es passt.«
    »Wir drücken alles, was zum Drücken vorhanden ist, Kind«, rief Ernestine mir nach und lachte, als ich einen kleinen Luftsprung machte.
    Es war ein Traum aus anschmiegsamer Seide. Den Oberkörper betonte eine perfekt sitzende Korsage, gehalten von hauchdünnen Spaghetti-Trägern. Ein langer Schal stellte das einzige Zugeständnis an Dekor dar. Der Rock, auf Hüfthöhe angesetzt, fiel in mehreren Lagen weich nach unten. Bei jeder Bewegung wurde ich von zartem Rauschen begleitet. Ein Kleid, schnörkellos, schlicht -genau so, wie ich es haben wollte. Und es passte, als sei es für mich gemacht.
    »Was haltet ihr davon?« Mit erhobenen Armen drehte ich eine Pirouette vor Jason und Ernestine.
    »Es ist in der Tat gewöhnungsbedürftig ... rot«, brachte Jason erstaunt heraus, während seine Begleitung den Mund erst einmal nicht zubekam. Nach einem leichten Schubs von Jason hatte sie sich jedoch wieder gefangen. »Ja, es ist irgendwie außergewöhnlich.«
    Enttäuscht ließ ich die Arme sinken. »Ihr findet es blöd, richtig?«
    »Nein. Nein, überhaupt nicht, Miss McNamara. Es ist lediglich etwas anders als das Weiß oder Creme, das zu solcherlei Anlässen den allgemeinen Konventionen und Erwartungen entsprechend für gewöhnlich gewählt wird.«
    Ernestine hatte sich erhoben und ging langsam um mich herum. »Also, ich mag es. Der Stil ist von zeitloser Eleganz und passt hervorragend zur Haarfarbe der Trägerin. Und in der Tat: etwas ganz anderes. Wie ohnehin alles etwas anders ist als bei gewöhnlichen Hochzeiten. Ich glaube, es wird dem künftigen Gatten gefallen. Was meinen Sie, Jason?«
    »Wenn es Miss McNamara gefällt, wird es auch Mr. Knight gefallen.« Lächelnd wandte er sich an die Verkäuferin, die sich dezent im Hintergrund gehalten hatte. »Haben Sie das passende Schuhwerk zu diesem Kleid?«
    »Selbstverständlich.« Sie eilte abermals nach hinten und kehrte kurz darauf mit mehreren Kartons zurück.
    Wie es laut Murphys Gesetz nun einmal ist, waren es natürlich die letzten Schuhe, die das Rennen machten. Flach, vorne geschlossen, mit Riemchen über dem Knöchel und recht breitem Absatz. Selbst die Farbe entsprach fast der des Kleides, sie war nur eine Nuance dunkler. Nachdem auch das geklärt war, suchte Ernestine den passenden Kopfschmuck für mich aus. Er bestand aus einem Haarreif und einigen Bändern, die ins Haar geflochten werden sollten.
    »Schmuck«, ordnete sie an, da bremste ich ihren Elan: »Darian hat mir vor drei Tagen Diamantenohrstecker geschenkt. Die werde ich tragen.«
    »Keine Kette?« Ich schüttelte den Kopf, sie seufzte. »Also gut, dann sehr schlicht.« Ich lächelte.
    Nachdem ich den Traum eines Kleides wieder gegen den Albtraum einer zu engen Jeans eingetauscht hatte, erwischte ich Ernestine und Jason vor dem Verkaufstresen in einer hitzigen Diskussion. Entgegen meiner guten Erziehung blieb ich in einiger Entfernung stehen, um den Grund ihres Zwistes zu erfahren.
    »... und ich verlange, dass Sie in diesem Fall von dem üblichen

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