Blut Schatten
Seitenblick auf meinen Bruder.
»Sie liegen fast richtig, Detective«, reagierte ich prompt. »Wir sind miteinander verwandt, allerdings bin ich seine Schwester. Und wie Sie möglicherweise von meinem Bruder bereits erfahren haben, sind mein Verlobter und ich die neuen Besitzer dieses Gebäudes. Wir haben es erst vor wenigen Tagen erworben.«
»Ach.« Ihre Brauen wanderten interessiert in die Höhe. »Nein, Ihr Bruder erwähnte diesen Umstand keineswegs. Sicher möchten Sie nun erfahren, wie lange wir noch für die Beweisaufnahme benötigen, bis das Gebäude wieder freigegeben werden kann, nicht wahr?«
»Nein«, überraschte ich sie. »Lassen Sie sich Zeit. Soweit es mir möglich ist, möchte ich Ihnen meine Mithilfe anbieten. Falls wir Ihre Ermittlungen in irgendeiner Form unterstützen können, lassen Sie es mich wissen. Wir hatten auf die Weitelführung des Mietverhältnisses mit Mrs. Pester gehofft. Es hat mich sehr getroffen, eben von meinem Bruder zu erfahren, dass ihr etwas zugestoßen ist.«
»Sie ist tot, Mrs. McNamara«, ließ sie wie nebenbei fallen und beobachtete mich dabei scharf.
Ich entschied mich gegen die Zurschaustellung falscher Überraschung und nickte daher mit ernster Miene. »Es wurde mir vor einigen Minuten mitgeteilt.«
»Ich darf davon ausgehen, dass Sie und Ihr Verlobter die Ermordete persönlich kannten?«
»Wir sind ihr mehrfach begegnet, das ist richtig. Allerdings kann ich nicht behaupten, dass wir sie kannten.«
»Aha.« Sie nickte. »Ihr Verlobter, Miss McNamara, ist er ebenfalls hier?«
»Er ist heute Mittag los. Geschäftsreise«, warf mein Bruder wie beiläufig ein. »Aber er wollte morgen, spätestens übermorgen zurück sein. Falls nichts dazwischen kommt.«
»Hat er auch einen Namen?«, fragte sie lauernd nach. Dachte sie, er würde nicht existieren?
»Darian Knight ist sein Name«, kam Alistair mir abermals zuvor. Ich sah ihn finster an.
»Darian Knight? Der Mr. Knight, dessen Name vor wenigen Tagen durch die Presse ging?«, echote sie erstaunt.
Ihre Verblüffung ließ mich aufmerken: »Hat er etwas angestellt, Detective?« Was kam jetzt schon wieder? Mir wurde unangenehm flau im Magen.
Sie lachte leise und schüttelte den Kopf. »Ich hoffe nicht, Miss McNamara. Es sei denn, Sie betrachten die Spende einer fünfstelligen Summe an ein Krankenhaus als etwas Angestelltes.«
»Oh. Nein, natürlich nicht.« Erleichtert atmete ich durch. »Diese Spende war mir momentan entfallen. Ja, das passt zu meinem Verlobten. Er setzt sich sehr für solche Projekte ein.«
»Nun gut«, meinte sie schließlich und winkte den jungen Officer heran. »Saunders, nehmen Sie die Daten von Miss McNamara auf.« Dann sah sie mich wieder an. »Ihre Aussprache klingt sehr britisch, Miss McNamara. Besuchen Sie Ihren Bruder in den Vereinigten Staaten?«
Ich lächelte verstehend. »Unter anderem, Detective. Wir gedenken, uns hier geschäftlich ein zweites Standbein aufzubauen, daher der Kauf des Gebäudes. Selbstverständlich werden mein Verlobter und ich in naher Zukunft nicht abreisen und stehen Ihnen demzufolge für weitere Fragen jederzeit zur Verfügung. Sie werden uns weiterhin bei meinem Bruder antreffen.«
»Danke.« Sie reichte mir ihre Hand. »Wenn ich Fragen habe, werde ich mich bei Ihnen melden.«
Ihr Händedruck war kraftvoll und warm, ihr Blick inzwischen vollkommen offen. Ich sah ihr zum Abschied in die Augen. »Selbstverständlich, Detective Da Silva.« ... wird es keine weiteren Fragen mehr geben, fügte ich gedanklich hinzu. Dann ließ ich ihre Hand los.
Sie blinzelte kurz, nickte knapp und wandte sich um. Während sie zum Haus zurückging, zückte Officer Saunders einen Notizblock und schrieb sich Alistairs und meine Personalien inklusive der Telefonnummern auf. Danach waren wir entlassen, und gemeinsam gingen wir auf Jason zu, der noch immer auf der anderen Straßenseite mit Argusaugen über mich wachte.
»Du hast gelogen, Schwester«, brachte mein Bruder in sicherer Entfernung schließlich überrascht heraus.
»Ich habe die Wahrheit lediglich etwas gebeugt, Alistair«, erklärte ich trocken. »Lügen möchte ich das nun wirklich nicht nennen.«
»Aha. Und wie nennst du das, was du sonst gemacht hast? Freundliche Einflussnahme?«
»Ich würde es als Manipulation bezeichnen, Mr. McNamara«, meinte Jason.
»Nun mal nicht ganz so hart geurteilt, Jason. Apropos: Wieso hat mir niemand gesagt, dass Darian in der Zeitung erwähnt wurde?«
»Mr. Knight selbst war wenig
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