Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
Vom Netzwerk:
zurück ins Diesseits. Energisch wischte er sich mit dem Handrücken über die Lippen und sah mich dabei vorwurfsvoll an. »Tu das nie wieder.«
    Verschämt senkte ich den Kopf und ließ mir von Kimberly aufhelfen.
    »Nimm's nicht so tragisch«, raunte sie mir zu und klopfte mir fürsorglich den Schmutz von der Kleidung. »Ist mir neulich auch passiert.«
    »Faye ist keine Anfängerin, Kim«, fuhr Alistair seine Tochter an, schob sie beiseite und packte mich hart an den Schultern. »Du hast doch nicht zum ersten Mal mit solchen Wesen zu tun. Dieses beißende Unschuldslamm hätte dich töten können. Was hast du dir dabei gedacht?«
    Ich nickte übereilt, wusste genau, dass ich Mist gebaut hatte. »Ich weiß. Ich habe nur dieses kleine Mädchen gesehen. Sie -«
    »Bring sie nach Hause, Steven«, ordnete Darian streng an. Ich konnte fühlen, wie wütend er war. Verflixt, ich hatte nie damit gerechnet, kleinen Kindern zu begegnen. Selbst nach der Begegnung mit dem Bengel auf dem Parkdeck nicht. Ich hätte vorbereitet sein müssen. Doch ich hatte, als es darauf ankam, gnadenlos versagt.
    »Aye, Sir!« Steven salutierte stramm, trat zu mir und sah mich mitleidig an. Das war mehr, als ich ertragen konnte.
    »Darian.« Achtlos schlug ich die Hände meines Bruders beiseite und eilte auf meinen Mann zu, der mir demonstrativ den Rücken zugedreht hatte. Seine ganze Haltung wirkte erzwungen unnachgiebig, wie eine Strafe, die nicht wirklich erteilt werden wollte.
    »Lass ihm einen Moment.« Alistairs Hand berührte meine Schulter, doch ich schüttelte sie abermals ab, trat vor Darian und zwang ihn, mich anzusehen. »Zum Teufel noch mal, ja. Ich habe nicht aufgepasst, und es hätte nicht passieren dürfen. Und es wird auch nie wieder passieren. Es tut mir leid.«
    »Und mir täte es verflucht leid, wenn du tot wärst, Faye!«, brüllte er mich mit einem Mal an, umfasste meine Arme und schüttelte mich. »Verdammt, Weib! Ist dir überhaupt klar, was beinahe geschehen ist?« Er brach ab, schien sich zu sammeln und seine Stimme erstarb zu einem Flüstern. »Ich hätte dich verlieren können, Faye. Dich – und sie. Noch bevor sie eine Chance zum Leben bekommen hätte.« Seine Hand legte sich auf meine Wölbung, und erst jetzt erkannte ich einen Anflug von Tränen in seinen graublauen Augen, sah erst jetzt, welche Angst in ihm tobte, und erkannte, was meine Unbedarftheit tatsächlich ausgelöst hatte. »Mein ganzes verfluchtes Leben lang habe ich nicht gewusst, warum ich überhaupt noch lebe. Bis du kamst und dieses Wunder mit dir brachtest. Mein ganzes verfluchtes Leben hatte mit einem Mal einen Sinn. Du bist der Sinn und Inhalt meiner Existenz. Es ist, als hätte ich Tausende von Jahren nur auf dich gewartet. Auf dich und unsere Tochter.« Noch einmal hielt er inne und ich fühlte die ganze Macht seiner inneren Aufruhr mich überfließen, als er erstickt flüsterte: »Tu das niemals wieder, Faye. Bitte.«
    Ich schluckte schwer, fühlte mich unendlich schuldig und wusste nicht, was ich zu meiner Verteidigung anderes vorbringen konnte als ein gehauchtes: »Es tut mir leid, Darian. Das wollte ich nicht.«
    Augenblicklich verschwand ich in seiner Umarmung, und er umklammerte mich, als gäbe es kein Morgen mehr. Er sprach kein Wort, und doch wusste ich, was er mir übermitteln wollte. Seine Angst, seine Verzweiflung und seine Liebe. Ich fühlte sein Beben, durchlebte die komplette Bandbreite seiner Gefühle. Es riss mich schier von den Füßen. Unbewusst hielt ich mich an ihm fest, verbarg mein Gesicht an seiner Brust und atmete seinen Geruch ein. Den Geruch von Angst. Um mich.
    »Du hast in allen Punkten absolut recht, Darian«, raunte ich ihm nach Minuten des Schweigens gegen sein Hemd. »Ich sollte mich besser aus allem raushalten. Es wird viel zu gefährlich.«
    »Eine weise Einsicht, mein Schatz«, vernahm ich leise, blickte auf und sah ihn milde lächeln. »Es wäre nur zu schön, um wahr zu sein, denn ich glaube nicht, dass du das auch tun wirst. Psst.« Sein Finger an meinen Lippen unterband Widerworte. »Leugnen ist zwecklos. Ich kenne dich zu gut, als dass du nur noch herumsitzen und rosa Babykleidung stricken würdest.«
    »Ich könnte es zumindest versuchen«, murmelte ich ertappt.
    »Das möchte ich sehen. Binnen weniger Tage würdest du durchdrehen und uns allen fürchterlich auf die Nerven gehen«, warf mein Bruder schmunzelnd ein und klopfte Darian auf die Schulter. »Nun sag meiner Schwester schon, dass du sie liebst,

Weitere Kostenlose Bücher