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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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verlassen und die zweispurige Hauptstraße erreicht. Für halb zehn Uhr abends war es erstaunlich ruhig. Zwar fuhren vereinzelt Autos an uns vorbei, doch von Fußgängern war nur sehr wenig auszumachen. In einigen Hauseingängen standen Personen herum oder hockten auf den Stufen. Neugierig blickten sie uns nach. Dennoch hatte ich das Gefühl, als befänden wir uns allein auf der Straße. Wenigstens waren hier noch einige der Straßenbeleuchtungen intakt, wenngleich es dadurch nur unwesentlich freundlicher wirkte. Es lag weniger Unrat auf den Straßen, und die Häuser waren teilweise bewohnt. Dennoch wirkte die Gegend weiterhin sehr ärmlich und kaum einladend.
    Nach unserem Fahrzeug Ausschau haltend, blickte ich die lange, von hohen Häusern flankierte Straße entlang. Auf dem regennassen Asphalt spiegelte sich der Schein der Straßenlaternen, und gelegentlich fiel Licht aus einem der Fenster bis auf die Straße hinab. Ab und an vernahmen wir Gesprächsfetzen, drang laute Musik zu uns herunter, oder es bellte ein Hund.
    Schließlich fand ich den alten, dunkelgrünen Pick-up direkt unter einer flackernden Straßenlampe. Meine Schritte wurden automatisch schneller. Da hatte auch Kimberly ihn erspäht und beinahe joggend zog sie Steven hinter sich her.
    »Nicht, dass ich Angst in dieser Gegend habe«, erklärte sie mehr sich selbst als uns und klopfte ihre Hosentaschen ab, »aber man soll sein Glück nicht über Gebühr strapazieren.«
    »Was du nicht sagst«, murmelte ich und bemerkte drei Hauseingänge von uns entfernt eine Gruppe farbiger Jugendlicher. Einer der Baseballkappenträger mit enorm weiter Hose Marke in Kniehöhe eingependelt wies auf uns. Seine Kumpane folgten seinem Hinweis und fingen an zu lachen, worüber auch immer. Indes wünschte ich mir inständig, dass Kimberly endlich den Wagenschlüssel finden würde, wobei ich innerlich Zweifel hegte, dass in einer so zerschlissenen und zerfetzten schwarzen Jeans überhaupt noch eine Hosentasche ohne Loch war.
    Da erklangen die erlösenden Worte mit der entsprechenden schlüsselklimpernden Untermalung: »Hab' ihn.«
    Zügig schloss sie den Wagen auf, die Zentralverriegelung sprang hoch und erleichtert riss ich die Tür auf. Ohne Darian fühlte ich mich doch irgendwie schutzlos und war froh, in diese rollende Festung zu gelangen.
    Steven musste meine Gedanken aufgefangen haben, denn er reichte mir den Gurt und sah mich dabei gelassen an. »Nur die Ruhe, Faye. Die Kerle da drüben sind absolut harmlos.«
    »Mag sein«, gab Kimberly an meiner Stelle zurück und schob sich hinters Lenkrad. »Trotzdem sollten wir zusehen, dass wir verschwinden. Das hier ist nicht unbedingt die Gegend für ein gemütliches Picknick.«
    »Apropos Picknick ...«
    Sein durchtriebenes Grinsen weckte in mir eine unangenehme Vorahnung. »Haben dir die kleinen Happen vorhin nicht gereicht, Steven?«
    »Ich bitte dich.« Er warf mir einen entrüsteten Blick zu. »Diese Vorspeisen waren nur etwas für den hohlen Zahn.«
    »Für was denn sonst?«, fuhr Kimberly ihn an und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. »Kommst du jetzt, oder brauchst du eine Extraeinladung?«
    »Gib mir einen Moment. Es folgt der Hauptgang.« Er verschwand direkt vor unseren Augen. Ich schnaufte undamenhaft. Hatte ich etwas anderes erwartet?
    »Oh Mann ! Hört er eigentlich nie, wenn ihm etwas gesagt wird?«, tobte Kimberly los. Bevor sie sich zu sehr in ihren Ärger hineinsteigern konnte, unterbrach ich sie mit den Worten: »Nein. Nicht, wenn er die Konserven umgehen und sich frischen Nachschlag holen kann, Kim. In dieser Hinsicht hapert es ein wenig an seinen Manieren. Gewöhn dich am besten gleich daran.«
    »In dieser Gegend zu naschen ist nicht unbedingt schlau«, entgegnete sie vage und sah sich leicht nervös um. »Selbst die NY Police fährt hier nicht besonders gern Streife. Manchmal gibt es hier an einem Tag mehr Tote als Geburten im gesamten Staat New York. Und falls du mal Drogen brauchst, hier bist du richtig.«
    Ihre Worte waren wahres Balsam für meine Nerven. Wäre ich nicht vorher schon beunruhigt gewesen, spätestens jetzt hätte sie es geschafft. Verstohlen spähte ich aus dem Fenster. Steven, was immer du tust, werd' fertig!
    Die Gruppe Jugendlicher schien dankbarerweise ihr Interesse an uns verloren zu haben. Drei farbige Mädchen in knallengen Tops und Hosen hatten ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen, indem sie die Jungs mit aufreizenden Posen und lockeren Sprüchen provozierten.
    Alarmiert

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