Blut Schatten
hielt ihn mit bemerkenswerter Leichtigkeit aufrecht. Sie musste über enorme Kraft verfügen, denn Darian war nicht gerade ein Fliegengewicht.
Ich blickte sie bewundernd an. Mit dieser Frau in einen Ring steigen? Nie im Leben! Es sei denn, sie bastelte ihre Gegner anschließend wieder zusammen.
Ihr flüchtiger Blick ließ mich leicht zusammenzucken.
»Ich darf davon ausgehen, dass meine Frau bei euch in sicheren Händen ist?«, wandte Darian sich nun an die umstehenden Engel.
Michael lächelte sanft. »Sei unbesorgt, wir werden gut auf sie achten.«
Nur mit Mühe konnte ich ein zynisches Zähneknirschen unterdrücken. Dennoch verpasste ich dem bläulichen Erzengel einen erbosten Blick. Schön, dass Darian sich um mich sorgte. In diesem Fall sollte er lieber um diese leuchtende Truppe besorgt sein. Mir war innerlich sehr danach, diesem himmlischen Grüppchen die Hölle heißer zu machen, als selbst Satan persönlich es könnte. Daher verkniff ich mir meinem Mann gegenüber eine spitze Bemerkung und lächelte ihm stattdessen zu. Eine geraume Weile noch sah ich ihm nach, während er an Liliths Seite sehr vorsichtig in die Dunkelheit schritt. Dann aber drehte ich mich mit schmalen Augen zu Michael um.
- Kapitel Achtundvierzig -
S eine Zeit ist geliehen, Faye«, kam Michael meinem geplanten Anschiss zuvor. Auch wenn er mir ähnliche Worte schon einmal gesagt hatte, bekamen sie nun eine erheblich größere Bedeutung. Dabei lächelte er mich entwaffnend an. Er wusste wohl, was ihm blühte.
Also bezähmte ich meinen Ärger und versah ihn lediglich mit einem weiteren finsteren Blick. »Danke für den Hinweis, Herr Erzengel. Wenn ihr eingegriffen hättet, wäre die Diskussion darüber jetzt wohl kaum nötig.«
»Über das Schicksal zu diskutieren ist ohne Sinn«, gab er zurück und schwebte ein paar Schritte auf mich zu, hielt jedoch weiterhin eine gewisse Distanz. Sicherheitsabstand? »Die Zeit Darians war abgelaufen, Kind. Der Zeitpunkt seines physischen Todes war bestimmt, und es ist nicht an uns, in diese Bestimmung einzugreifen.«
»Aber Lilith hat es getan«, fauchte ich Michael unwirsch an.
Er lächelte milde. »Lilith steht seit jeher außerhalb der Gesetze, Kind. Sie verantwortet ihr Handeln einzig vor sich selbst.«
»Sehr beruhigend. Ihr als himmlische Angestellte müsstet dem Boss da oben natürlich Rechenschaft ablegen. Deswegen lasst ihr Dinge lieber geschehen, als euch dabei die Federn zu verkokein. Schon klar«, brummte ich angesäuert.
»Es ist nicht an uns, getroffene Entscheidungen zu hinterfragen.« Hatte seine Stimme tatsächlich einen etwas härteren Klang?
Ich kniff kurz die Augen zusammen und sah ihn wieder an. Und wenn schon. Ich hatte einen der ältesten aller mir bekannten Vampire vernichtet. Ich trug ein Kind unter dem Herzen, das es normalerweise nicht geben konnte. Ich hatte Situationen überlebt, die einigen Mitmenschen allein bei der bloßen Vorstellung einen Herzkranzgefäßkatharr verursacht hätten. Und jetzt sollte ich mich vor einer angeblichen Allmacht abducken, die den ganzen Schlamassel aufgrund von verletzter Eitelkeit und dussligen Missverständnissen ein paar hundert Jahre knapp vor der letzten Sintflut erst verbockt hatte? Wo kämen wir denn da hin?
Ich hörte Michael leise lachen und sah ihn finster an. Schon wieder?
Du schreist, Faye, hallte es vielstimmig durch meinen Kopf, und ich verdrehte dezent die Augen. Dann benutzte ich Worte statt Gedanken, um das auszudrücken, was mich mehr beschäftigte: »Warum hat Ahjarvir ihm vorher das Herz rausgerissen, statt ihn wie sonst üblich einfach zu absorbieren? Und warum meinte er, dass ihr ihn nicht zurückbekommt?«
»Faye«, antwortete Michael ruhig und überwand die letzte Distanz. Er kam mir dermaßen nahe, dass ich glaubte, mitten in ihm zu stehen. »Weißt du, wie man einen Engel vernichtet?«
Irritiert blinzelte ich in seine Helligkeit. Was bezweckte er mit dieser Frage? Es ging hier doch nicht um ... Moment!
»Ihm wird das Herz entfernt, Faye«, unterbrach er meinen unvollständigen Gedankengang.
»Ihm wird was?«, echote ich entsetzt. Dabei blickte ich in die Richtung, in die Darian und Lilith entschwunden waren, strengte meine grauen Gehirnzellen an und kam nach kurzer Überlegung zu dem Ergebnis, dass ich nervlich ziemlich überlastet sein musste. Entsprechend fiel auch meine Antwort aus: »Aber sicher doch, Michael. Schon klar. Gleich sprießen zusätzlich noch die Federchen, und Klein Faye ist reif für
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