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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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irgendwie verzerrt. Vorsichtig tastete ich um mich, fühlte harten Boden unter mir und stemmte mich etwas hoch. Mir war leicht schwindelig und ein wenig übel. In mir tobte ein Gefühlswirrwarr. Da waren Erinnerungen an etwas Wichtiges, das ich nicht greifen konnte, das mir wie Wasser durch die Finger glitt. Ach ja, da war es wieder. Ich sog scharf die Luft ein. War dem Kind etwas geschehen? War mir etwas passiert? War ich dabei zu sterben?
    Ich blickte an mir herunter, alles sah aus wie zuvor. Keinerlei Veränderung, selbst die leichte Wölbung des Bauches war vorhanden. Prüfend legte ich die Hand darauf und staunte. Ich fühlte etwas. Ein winziges Flimmern, wie die samtene Berührung von Schmetterlingsflügeln unter der Handfläche. Es war erstaunlich. Fast kam es mir vor, als könne ich es sogar sehen. Ein winzig kleiner, pulsierender Lichtpunkt. Es war absolut faszinierend und, ohne es zu merken, lächelte ich vor mich hin.
    Ich versuchte mich aufzusetzen. Doch weiterhin erkannte ich nichts. Alles nur eine graue, trübe Suppe aus Nebel. Irgendwie kam mir das bekannt vor.
    »Nein«, klang es da wie durch Watte an meine Ohren.
    »Bitte?« Ich versuchte, diese Nebelschwaden vor meinen Augen wegzuwedeln. Es flimmerte milchig grau, riss kurz auf. Für einen winzigen Moment sah ich gleißende Helligkeit, dann zogen die Schwaden wie Vorhänge wieder zu.
    »Nein.«
    »Was, nein?« Es gelang mir, mich leicht aufzurichten.
    Wieder ein »Nein.«
    »Wäre es zu viel verlangt, wenn du mir aufhilfst und wir das mit dem Nein danach ausdiskutieren?«
    »Eine Diskussion ist unnötig. Und die Antwort lautet nein, Faye McNamara.«
    Ich stöhnte. Nun ja, zumindest kannte er meinen Namen, das war doch schon mal etwas. »Fein. Antworten auf Fragen zu bekommen, die noch nicht einmal gestellt wurden, kann sich als durchaus zeitsparend erweisen.«
    »Du kennst die Fragen, Kind. Du hast sie bereits gestellt. Nun geh zurück.«
    Ich hatte sie bereits gestellt? Wann? Oh, ja, natürlich. Er hatte meine Gedanken vernommen. Vermutlich als ich gerade hier ankam. Schön, das war zu meiner Beruhigung zumindest geklärt. Aber das andere nicht. Unsicher sah ich mich um. Zurück? Wohin?
    »Dorthin, wo du gerade hergekommen bist.«
    »New York, Brooklyn, Dach?«, fragte ich vorsichtig an.
    »New York, Brooklyn, auf einer Treppe im dritten Stock.«
    Inzwischen war mir klar, wo ich mich befand. Schon einmal war ich in eine Ebene geraten, die weder zur Erde noch zum Himmel, weder zum Traum noch zum Wachzustand gehörte. Sie lag irgendwie dazwischen, nicht innen, nicht außen. Ich hatte mich damals irgendwie verlaufen, hatte meinen Absichten eine Richtung gegeben, war mit den Gedanken jedoch woanders gewesen. Das hatte mich wie ein fehlgeleitetes Navigationssystem in eine Sackgasse geführt. Anscheinend war ich genau dort wieder gelandet.
    »Also gut.« Ich stemmte mich hoch und versuchte aufzustehen. Das gelang nicht, und ich blieb sitzen. »Soll ich diesmal kriechen oder fallen?«
    »Oh Kind.« Ein Seufzen erklang. »Jetzt verstehe auch ich, warum du seine Gunst besitzt.«
    Irgendwie schaffte ich es in eine hockende Position. »Tue ich das? Klär mich bitte auf.«
    »Deine Kommunikation mit unsereins war des Öfteren Gegenstand einiger Gespräche.«
    »Aha.« Behutsam tastete ich meinen Kopf ab. Da war aber nichts außer einem dumpfen Klopfen. Nebenbei suchte ich vergeblich nach dem Besitzer der Stimme, doch mehr als graue Suppe sah ich nicht. Eins aber war klar: Michael war es nicht. Er klang anders, denn ihn hatte ich zuvor mehrfach gesehen und gehört. Seine Stimme tönte wesentlich voller. Hatte er etwa geplaudert? Falls Engel so etwas überhaupt taten. Und wen, wenn nicht ihn, hatte ich aus der Riege der Engel jetzt vor mir?
    »Erzengel«, verbesserte er mich, und ich nickte schnell. »Klar. Danke.«
    »Gern geschehen. Wenn du nun bitte diesen Ort verlassen möchtest.«
    »Eilt es denn?«, scherzte ich mit ironischem Unterton. »Hast du heute noch etwas Wichtiges vor?«
    »Ich bin für die Seelen zuständig, die ins Licht gehen, und nicht für diejenigen, deren Aufstiege noch nicht anstehen.«
    »Oh. Sag bloß, ich habe mir gerade den Hals gebrochen und klopfe an die Himmelspforte.«
    »Geh zurück«, meinte er bloß. »Du gehörst hier nicht her. Noch nicht.«
    Ich verzog das Gesicht. »Ich möchte schon, nur kann ich es nicht.«
    Er seufzte? Tatsächlich. »Was hindert dich daran?«
    Ich probierte ein zaghaftes Lächeln. »Da ich nicht weiß,

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