Blut Schatten
wo ich genau bin, weiß ich auch nicht, wie ich zurückkomme. Und eine Beschilderung habt ihr immer noch nicht aufgestellt.«
»Das hat dich nicht daran gehindert, den Weg hierher einzuschlagen.«
»Ich wollte nicht herkommen. Ich wollte aufs Dach.«
»Und doch bist du hier.«
Schlauberger. »Kannst du mir den Weg zurück zeigen?«
»Ja.«
Na wenigstens etwas. Ich wartete darauf, eine Richtungsanweisung zu bekommen. Und wartete. Und wartete weiter. Und gab das Warten auf. »Hallo?«
»Ja?«
»Ich habe dich etwas gefragt.«
»Und du hast eine Antwort bekommen.«
Allmählich nervte es. »Und die wäre?«
»Die, dass ich dir den Weg zeigen kann.«
Dass er mir ... ? Mann ! Ich schnaufte genervt. Immer solche Kleinigkeiten wie »Stelle deine Fragen präzise«, wenn man mit diesen Kollegen sprach. Bemüht freundlich versuchte ich es erneut: »Sei doch bitte so freundlich und weise mir den Weg.«
»Gern.«
Der Nebel begann, sich zu bewegen, sich um mich herum zusammenzuziehen, eine Röhre zu bilden. Kurz sah ich Helligkeit aufblitzen, etwas Gleißendes huschte vor meinen Augen vorbei. Es fühlte sich an, als ob es abwärts ginge. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich weiterhin nicht wusste, mit wem ich das zweifelhafte Vergnügen gehabt hatte. Doch das zu erfragen war wohl zu spät, denn mich erfasste erneut eine alle Gedanken auslöschende Dunkelheit.
S ie ist wieder da. Gott sei Dank.«
Ich lag auf dem Rücken, jemand tätschelte meine Wange. Mehrere Stimmen sprachen hektisch durcheinander. Das Tätscheln wurde energischer. Ich wagte ein »Aua«.
Für einen Moment wusste ich nicht, wo ich war. Dann setzte die Erinnerung wieder ein. Ich war die Treppe hinuntergefallen. Und genau in diesem Moment kamen auch die Schmerzen. Aufstöhnend bewegte ich mich, eine Hand legte sich über meine. »Nicht bewegen, Faye. Du bist gestürzt.«
»Ich konnte mich nicht halten«, brachte ich brüchig hervor und sah meinem Vater ins angespannte Gesicht. »Mir tut alles weh.«
»Ich habe den Notarzt gerufen. In Anbetracht dessen, dass Sie schwanger sind, Miss McNamara, hielt ich das für sinnvoll. Noch sinnvoller wäre es, die verdammte Tür endlich zu öffnen«, vernahm ich Jasons Stimme, die durchaus sehr besorgt klang. »Wenn Sie die Güte hätten, Mr. Montgomery sein Glück versuchen zu lassen, Miss Kimberly.«
»Sie ist ...?« Dad stockte, starrte mich schockiert an. Sein Blick wanderte zu meinem Bauch und zurück in mein Gesicht. Er wurde kreideweiß.
Kim hörte auf, gegen die Tür zu trommeln, und eilte die Stufen hinunter, um den Platz mit Steven zu tauschen. Neben mir ging sie kurz in die Knie und tätschelte meine Hand. »Wir kriegen das hin, okay? Mach keinen Mist jetzt, ja? Ich sehe nach, ob ich sie über die Feuerleiter erwischen kann. Was machen die Penner da draußen überhaupt?«
»Ihren Disput beilegen«, versuchte ich Kim zu beruhigen, wobei ich selbst den dringenden Wunsch nach Beruhigung verspürte. Und danach, keine Schmerzen mehr zu haben. Mein Rücken tat höllisch weh, ich musste auf eine Stufenkante gestürzt sein. Gleichzeitig zog es vorne im Unterbauch, es krampfte. Meine Sicherheit, dass es dem Kind gut ging, schwand. Zweifel begannen an mir zu nagen und griffen wie kalte Klauen nach meinem Herzen. Meine Hand glitt über den Bauch. Ich spürte tief in mich hinein, brauchte eine Bestätigung. Und da war es wieder, dieses leichte Flattern. Aufatmend schloss ich die Augen.
Kim drückte fest meine Hand, erhob sich und wurde von Dad kurz aufgehalten. »Bring sie her.« Sie nickte und stürmte los.
Ein halbes Stockwerk oberhalb hörte ich es leicht krachen, dann einen Fluch: »Mist! Stahl.« Behutsam drehte ich den Kopf und sah Steven vor der Tür stehen. Er schwankte einmal vor und zurück, kam die Stufen bis zu mir herunter und fixierte die Tür. Wollte er die Tür einrennen? Eine Stahltür? Okay, vielleicht würde es einem Vampir gelingen, die hatten enorme Kräfte.
»Alles bereit?«, fragte er unnötigerweise und sprintete los. Seine Schulter berührte die Tür, diese schwang auf. Steven entschwand meinem Blickfeld. Dafür tauchte Alistairs Kopf auf. Fragend wies er mit dem Daumen hinter sich. »Wo will er denn hin?«
Ein gepresstes Johlen erklang, dann trat Ruhe ein. Mein Bruder hatte mich in Dads Armen inzwischen erspäht, erfasste die Situation sofort und sprang die Stufen alle auf einmal hinunter. »Gefallen?«, fragte er knapp. Dad nickte. Er schob Dad resolut beiseite und ging neben mir in
Weitere Kostenlose Bücher