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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Kunst nach, sagt man, und Carune hätte den Roman von Robert Heinlein gekannt, in dem Doppelgänger die Stelle von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens übernommen haben.
    Victor Carune war ein Problem; ein quälendes Problem, das nicht aus der Welt zu schaffen zu sein schien. Er war ein tobsüchtiger Müßiggänger – ein Überbleibsel aus den ökologisch angehauchten Sechzigerjahren – einer Zeit, als es noch so viel Energie gab, dass man sich Müßiggang als Luxus leisten konnte. Jetzt hingegen schrieb man die wüsten Achtzigerjahre, wo Kohlewolken den Himmel verschmutzten und ein langer Abschnitt der Küste Kaliforniens aufgrund eines nuklearen »Zwischenfalls« für sechzig Jahre unbewohnbar gemacht wurde.
    Victor Carune blieb bis gegen 1991 ein Problem – dann wurde er zu einem Abziehbild, lächelnd, still, altväterlich; eine Gestalt, die man in Nachrichtensendungen von Podien winken sehen konnte. 1993, drei Jahre, bevor er offiziell starb, fuhr er im Schrittmacherwagen der Tournament-of-Roses-Parade.
    Verwirrend. Und ein wenig geheimnisvoll.
    Die Folgen der Bekanntgabe des Jaunt – funktionierender Teleportation – am 19. Oktober 1988 war ein Hammerschlag weltweiter Aufregung und wirtschaftlichen Aufruhrs. Auf den Geldmärkten der Welt schoss der angeschlagene Dollar plötzlich in die Höhe. Leute, die Gold für achthundertundsechs Dollar pro Feinunze gekauft hatten, stellten plötzlich fest, dass ein Pfund Gold nicht einmal mehr zwölfhundert Dollar einbrachte. Im Jahr zwischen der Bekanntgabe des Jaunt und den ersten funktionierenden Jaunt-Stationen in New York und L.A., kletterte der Aktienmarkt um etwas mehr als tausend Punkte. Der Ölpreis sank nur um siebzig Cent pro Barrel, aber 1994, als Jaunt-Stationen die USA in den neuralgischen Punkten in siebzig bedeutenden Städten durchzogen, existierte die OPEC nicht mehr und der Ölpreis fing an zu fallen. 1998, als Stationen in fast allen Städten der freien Welt existierten und Waren regelmäßig zwischen Tokio und Paris, Paris und London, London und New York, New York und Berlin hin und her gejauntet wurden, war der Ölpreis auf vierzehn Dollar pro Barrel gesunken. 2006, als die Leute den Jaunt schließlich regelmäßig benützten, hatte sich der Aktienmarkt bei fünftausend Punkten über dem Stand von 1987 eingependelt, Öl wurde zu sechs Dollar pro Barrel gehandelt und die Ölkonzerne hatten angefangen, ihren Namen zu ändern. Texaco wurde zu Taxaco Öl/Wasser, aus Mobil war Mobil /Hydro-2-Ox geworden.
    2045 wurde das Fördern von Wasser zum großen Geschäft und Öl zu dem, was es 1906 gewesen war: ein Spielzeug.
     
    »Was ist mit den Mäusen, Daddy?«, fragte Patty ungeduldig. »Was ist mit den Mäusen passiert?«
    Mark überlegte, dass jetzt der richtige Zeitpunkt war, und lenkte die Aufmerksamkeit seiner Kinder auf die Jaunt-Stewardessen, die nur drei Reihen von ihnen entfernt Gas verteilten. Rick nickte nur, aber Patty sah besorgt drein, als eine Dame mit modisch rasiertem und bemaltem Kopf einen Zug aus der Gummimaske nahm und bewusstlos niedersank.
    »Wenn man wach ist, kann man nicht jaunten, richtig?«, sagte Ricky.
    Mark nickte und lächelte Patricia beruhigend an. »Das wurde Carune klar, noch bevor sich die Regierung eingeschaltet hat«, sagte er.
    »Wie hat sich die Regierung denn eingeschaltet, Mark?«, fragte Marilys.
    Mark lächelte. »Computerzeit«, sagte er. »Die Datenbase. Das war das Einzige, das Carune nicht erbetteln, borgen oder stehlen konnte. Der Computer erledigte die tatsächliche Teilchenübertragung – Milliarden von Informationseinheiten. Und wisst ihr, es ist immer noch der Computer, der darauf achtet, dass ihr nicht herauskommt und den Kopf irgendwo auf dem Bauch sitzen habt.«
    Marilys erschauerte.
    »Habt keine Angst«, sagte er. »So einen Zwischenfall hat es nie gegeben, Mare. Niemals. «
    »Es gibt immer ein erstes Mal«, murmelte sie.
    Mark sah Ricky an. »Wie hat er es herausgefunden?«, fragte er seinen Sohn. »Wie hat Carune herausgefunden, dass man schlafen musste?«
    »Wenn er die Mäuse rückwärts reingeschoben hat, geschah ihnen nichts«, sagte Ricky langsam. »Jedenfalls so lange er sie nicht ganz durchgeschoben hat. Sie waren nur … nun, futsch  … wenn er sie Kopf voran durchschob. Richtig?«
    »Richtig«, sagte Mark. Die Jaunt-Stewardessen kamen jetzt näher und schoben ihren lautlosen Wagen des Vergessens. Er würde doch keine Zeit haben, die Geschichte zu Ende zu erzählen, was

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