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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Lester Michaelson so verrückt wie ein Hutmacher), ersann sein Anwalt eine völlig neuartige Verteidigung: Sein Klient konnte nicht wegen Mordes angeklagt werden, weil niemand eindeutig beweisen konnte, dass Mrs. Michaelson tot war.
    Das hatte das schreckliche Gespenst der Frau heraufbeschworen, die körperlos aber irgendwie immer noch bei Verstand war und ins Nichts schrie … für alle Zeiten. Michaelson wurde verurteilt und hingerichtet.
    Darüber hinaus, deutete Summers an, war der Jaunt von verschiedenen Westentaschendiktatoren benützt worden, um politische Dissidenten und Oppositionelle loszuwerden; manche glaubten, dass die Mafia über eigene illegale JauntStationen verfügte, die über deren Verbindungen zur CIA Zugang zum zentralen Jaunt-Computer hatte. Man munkelte, die Mafia würde die Fähigkeit des Jaunt dazu benützen, Leute loszuwerden, die im Gegensatz zur unglücklichen Mrs. Michaelson, schon tot waren. So gesehen wurde der Jaunt zur endgültigen Jimmy-Hoffa-Maschine, viel besser als der örtliche Steinbruch oder die Kiesgrube.
    Das alles hatte zu Summers Schlussfolgerungen und Theorien über den Jaunt geführt; und das wiederum führte natürlich zurück zu Pattys beharrlichen Fragen nach den Mäusen.
    »Nun, das weiß bis heute niemand so richtig, Patty«, sagte Mark langsam, während seine Frau ihm mit den Augen signalisierte, vorsichtig zu sein. »Aber alle Experimente mit Tieren – auch die mit den Mäusen –, schienen darauf hinauszulaufen, dass der Jaunt körperlich fast zeitlos abläuft, geistig aber lange, lange Zeit dauert.«
    »Das versteh ich nicht«, sagte Patty verdrossen. »Das hab ich mir gedacht.«
    Aber Ricky sah seinen Vater nachdenklich an. »Sie haben weiterhin gedacht«, sagte er. »Die Versuchstiere. Und das würden wir auch tun, wenn sie uns nicht betäuben würden.«
    »Ja«, sagte Mark. »Das glauben wir heute.«
    Etwas blitzte in Rickys Augen. Angst? Aufregung? »Es ist nicht nur Teleportation, Daddy, oder? Es ist eine Art Zeitverschiebung.«
    Da drin ist die Ewigkeit, dachte Mark.
    »In gewisser Weise«, sagte er. »Aber das ist ein Ausdruck aus Comics – er hört sich gut an, sagt aber im Grunde genommen nichts, Rick. Er scheint um das Konzept des Bewusstseins zu kreisen, und die Tatsache, dass sich das Bewusstsein nicht in Teilchen zerlegen lässt – es bleibt ganz und konstant. Außerdem bleibt ihm ein verschobenes Zeitgefühl erhalten. Aber wir wissen nicht, wie reines Bewusstsein die Zeit messen könnte, oder ob dieses Konzept bei reinem Verstand überhaupt einen Sinn hat. Wir können uns nicht einmal vorstellen, was reiner Verstand bedeuten könnte.«
    Mark verstummte; die Augen seines Sohns, die mit einem Mal so stechend und neugierig waren, beunruhigten ihn. Er versteht es, aber nicht richtig, dachte Mark. Der Verstand kann einem der beste Freund sein; er kann einen unterhalten, wenn es nichts zu lesen und nichts zu tun gibt. Aber er kann sich gegen einen wenden, wenn er zu lange ohne Sinneswahrneh mung bleibt. Er kann sich gegen einen wenden, was bedeutet, er wendet sich gegen sich selbst, verwüstet sich selbst, verzehrt sich vielleicht sogar selbst in einem unvorstellbaren Akt von Selbstkannibalismus. Wie lange ist man, in Jahren gerechnet, da drinnen? 0,000000000067 Sekunden für den Körper beim Jaunten, aber wie lange für das nicht in Teilchen zerlegte Bewusstsein? Hundert Jahre? Tausend? Eine Million? Eine Milliarde? Wie lange ist man mit seinen Gedanken allein in einem endlosen weißen Raum? Und wenn eine Milliarde Ewigkeiten verstrichen sind, die niederschmetternde Rückkehr von Licht und Form und Körper. Wer würde da nicht den Verstand verlieren?
    »Ricky …«, begann er, aber die Jaunt-Stewardessen waren mit ihrem Rollwagen da.
    »Sind Sie bereit?«, fragte eine.
    Mark nickte.
    »Daddy, ich hab Angst«, sagte Patty mit dünner Stimme. »Tut es weh?«
    »Nein, Liebling, selbstverständlich tut es nicht weh«, sagte Mark mit hinreichend ruhiger Stimme, aber sein Herz schlug schneller – wie immer, obwohl das schon sein fünfundzwanzigster Jaunt sein musste. »Ich zuerst, dann kannst du sehen, wie einfach es ist.«
    Die Jaunt-Sekretärin sah ihn fragend an. Mark nickte und brachte ein Lächeln zustande. Die Maske kam näher. Mark nahm sie selbst in die Hände und atmete die Dunkelheit ein.
     
    Als Erstes sah er den schroffen schwarzen Marshimmel, wie man ihn durch die Kuppel über Whitehead City sehen kann. Es war Nacht und die Sterne

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