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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht, um alles in der Welt?‹ Nun ja, ich sagte schon, dass er ein Welpe war. Brower nahm es so gut er konnte hin, mit einem offenen (wenn auch traurigen) Lächeln.
    ›Ich bin gerade aus Bombay zurückgekehrt‹, sagte er. ›Es ist eine merkwürdige, überfüllte und schmutzige Stadt voll von Krankheiten und Seuchen. Tausende Geier stolzieren auf jeder Stadtmauer umher. Ich habe mich zwei Jahre lang geschäftlich dort aufgehalten und scheine Abscheu vor unserer westlichen Angewohnheit des Händeschüttelns entwickelt zu haben. Ich weiß, dass ich töricht und unhöflich bin, aber ich kann mich nicht dazu überwinden. Wenn Sie also bitte so freundlich sein könnten, darauf zu verzichten, ohne es mir übelzunehmen …‹
    ›Nur unter einer Bedingung‹, sagte Davidson lächelnd.
    ›Und die wäre?‹
    ›Dass Sie zum Tisch hinübergehen und mit George ein Glas von dessen Whisky trinken, während ich Baker und French und Jack Wilden hole.‹
    Brower lächelte ihm zu, nickte und steckte die Zeitung weg. Davidson machte mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis und eilte davon, um die anderen zu holen. Brower und ich begaben uns zu dem mit grünem Filz bezogenen Tisch, aber als ich ihm einen Drink anbot, lehnte er dankend ab und bestellte sich eine eigene Flasche. Ich vermutete, dass das irgendwie mit seinem seltsamen Fetisch zusammenhing, und sagte nichts. Ich hatte schon Männer kennengelernt, deren Angst vor Bazillen und Krankheiten noch weiter ging … und viele von euch ebenfalls.«
    Zustimmendes Nicken.
    »›Es tut gut, hier zu sein‹, sagte Brower nachdenklich zu mir. ›Seit meiner Rückkehr habe ich mich von jeder Gesellschaft ferngehalten. Aber, wissen Sie, es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich glaube, dass die völlige Isolierung vom Rest der Menschheit selbst für einen selbstzufriedenen Menschen eine Tortur sein muss!‹ Er sagte das mit seltsamem Nachdruck, und ich nickte. Ich hatte solche Einsamkeit in den Schützengräben kennengelernt, besonders nachts. Und in noch stärkerem Maße nach Rosalies Tod. Trotz seiner selbst eingestandenen Exzentrizität fühlte ich mich zu ihm hingezogen.
    ›Bombay muss faszinierend gewesen sein‹, sagte ich.
    ›Faszinierend … und schrecklich! Es gibt dort drüben Dinge, von denen unsere Philosophie keine Ahnung hat. Ihre Reaktion auf Autos ist amüsant: Die Kinder weichen zurück, wenn eins vorüberfährt, und dann folgen sie ihm ganze Häuserblocks weit. Flugzeuge sind etwas Unverständliches und Schreckliches. Wir Amerikaner betrachten diese Erfindungen mit Gleichmut – sogar Gleichgültigkeit! –, aber ich versichere Ihnen, dass ich genauso reagierte wie sie, als ich zum ersten Mal sah, wie ein Straßenbettler ein ganzes Paket Stahlnadeln schluckte und diese dann, eine nach der anderen, aus den offenen Wunden an den Fingerkuppen zog. Und dabei ist das etwas, was die Einheimischen in jenem Teil der Welt als völlig natürlich empfinden.‹
    Und dann fügte er ernst hinzu: ›Vielleicht, hätten sich die beiden Kulturen nie begegnen und ihre jeweiligen Wunder für sich behalten sollen. Wenn ein Amerikaner wie Sie und ich ein Paket Nadeln verschlucken würde, hätte das seinen langsamen, qualvollen Tod zur Folge. Und was das Auto angeht …‹ Er verstummte, und sein Gesicht bekam einen leeren, düsteren Ausdruck.
    Ich wollte gerade antworten, als Stevens der Ältere mit Browers Flasche Scotch erschien, dicht gefolgt von Davidson und den anderen.
    Davidson sagte noch vor der Begrüßung: ›Ich habe allen von Ihrem kleinen Fetisch erzählt, Henry. Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen. Das ist Darrel Baker, der furchterregende Kerl mit dem Bart ist Andrew French, und nicht zuletzt Jack Wilden. George Gregson kennen Sie bereits.‹
    Brower lächelte und nickte allen zu, anstatt ihnen die Hand zu geben. Poker-Chips und drei neue Kartenspiele wurden geholt, Geld wurde in Chips umgetauscht, und das Spiel begann.
    Wir spielten länger als sechs Stunden, und ich gewann um die zweihundert Dollar. Darrel Baker, der kein besonders guter Spieler war, verlor etwa achthundert (was ihm allerdings nicht viel ausmachte – seinem Vater gehörten drei der größten Schuhfabriken in Neuengland), die Übrigen teilten sich Bakers Verlust etwa zu gleichen Teilen mit mir. Davidson ein paar Dollar mehr, Brower ein paar weniger; Brower hatte damit allerdings ein richtiges Kunststück vollbracht, denn er hatte fast den ganzen Abend unglaublich schlechte Karten

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