Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
als Erster auf zu erhöhen und hielt nur noch mit, weil ich mir inzwischen sicher war, dass jemand ein Full House auf der Hand haben musste. Baker hörte als Nächster auf und blinzelte besorgt von Davidsons Ass-Paar zu Browers geheimnisvollem Schrott-Blatt. Baker war zwar kein besonders guter Kartenspieler, aber gut genug zu spüren, dass etwas in der Luft lag.
    Davidson und Brower erhöhten noch mindestens zehnmal, vielleicht öfter. Baker und ich hielten mit, weil wir unsere hohen Einsätze nicht abschreiben wollten. Wir hatten keine Chips mehr, grüne Scheinchen bedeckten den Riesenberg Spielgeld.
    ›Nun, ich glaube, ich möchte sehen‹, sagte Davidson schließlich, nachdem er bei Browers letzter Erhöhung mitgehalten hatte. ›Wenn Sie geblufft haben, Henry, dann gut. Aber ich habe Sie durchschaut, und Jack hat morgen eine weite Fahrt vor sich.‹ Damit legte er einen Fünfdollarschein auf den Stapel und sagte: ›Ich möchte sehen.‹
    Ich weiß nicht, wie es den anderen ging, aber ich verspürte große Erleichterung, die nichts mit der Riesensumme zu tun hatte, die ich in den Pott gelegt hatte. Das Spiel hatte etwas Mörderisches bekommen, und während Baker und ich uns leisten konnten zu verlieren, konnte Jase Davidson es nicht. Er hing damals durch und lebte von einem Treuhandfonds – keinem großen –, den ihm seine Tante hinterlassen hatte. Und Brower – wie gut konnte er den Verlust verkraften? Vergesst nicht, Gentlemen, dass zu diesem Zeitpunkt mehr als tausend Dollar auf dem Tisch lagen.«
    Hier machte George eine Pause. Seine Pfeife war ausgegangen.
    »Nun, was ist dann passiert?« Adley beugte sich nach vorn. »Spann uns nicht auf die Folter, George. Du hast gegackert, jetzt musst du auch legen.«
    »Geduld«, sagte George ungerührt. Er holte wieder ein Streichholz hervor, zündete es an seiner Schuhsohle an und zog an der Pfeife. Wir warteten stumm und gespannt. Draußen pfiff und heulte der Wind um die Erker.
    Als die Pfeife brannte und alles wieder in Ordnung zu sein schien, fuhr George fort:
    »Wie ihr wisst, muss derjenige, der sehen wollte, nach den Poker-Regeln sein Blatt als Erster zeigen. Aber Baker war zu versessen, der Spannung ein Ende zu machen; er zog eine seiner drei verdeckten Karten, drehte sie um und präsentierte vier Könige.
    ›Ich bin raus‹, sagte ich. ›Ein Flush.‹
    ›Ich habe dich‹, sagte Davidson zu Baker und zeigte zwei seiner verdeckten Karten. Zwei Asse, insgesamt vier. ›Verdammt gut gespielt.‹ Und er begann den riesigen Pott an sich zu ziehen.
    ›Warten Sie!‹, sagte Brower. Er streckte nicht den Arm aus und hielt Davidsons Hand fest, was die meisten getan hätten, aber seine Stimme genügte. Davidson hielt inne, sah hin, und seine Kinnlade klappte – klappte regelrecht – herunter. Brower hatte alle drei verdeckten Karten umgedreht und konnte einen Straight Flush von der Acht bis zur Dame vorweisen. ›Ich glaube, das schlägt Ihre Asse?‹, sagte er höflich.
    Davidson wurde rot, dann weiß. ›Ja‹, sagte er langsam, als wäre ihm diese Tatsache erst eben klargeworden. ›Ja, so ist es.‹
    Ich würde viel darum geben, Davidsons Motivation für das, was dann geschah, zu kennen. Er wusste von Browers extremer Aversion gegen Berührungen, der Mann hatte sie an diesem Abend hundertfach gezeigt. Vielleicht vergaß Davidson es einfach in seinem Wunsch, Brower (und uns allen) zu zeigen, dass er ein guter Verlierer war und sogar einen so schmerzlichen Verlust mit Sportsgeist hinnehmen konnte. Ich sagte ja schon, dass er ein Welpe war, und so eine Geste hätte vermutlich seinem Charakter entsprochen. Aber Welpen können auch zuschnappen, wenn sie provoziert werden. Sie sind keine Killer – ein Welpe springt niemand an die Kehle; aber schon viele Leute wurden in den Finger gebissen, weil sie einen Welpen zu lange mit einem Hausschuh oder einem Gummiknochen geärgert hatten. Auch das hätte zu Davidsons Charakter gepasst, wie ich ihn in Erinnerung habe.
    Wie gesagt, ich würde eine Menge darum geben, es zu wissen … aber ich schätze, es kommt nur auf die Folgen an.
    Als Davidson die Hände vom Pott genommen hatte, wollte Brower ihn einstreichen. In diesem Augenblick nahm Davidsons Gesicht einen Ausdruck fröhlicher Kameradschaft an, er riss Browers Hand vom Tisch und schüttelte sie kräftig. ›Hervorragend gespielt, Henry, einfach hervorragend. Ich glaube nicht, dass ich jemals …‹
    Brower unterbrach ihn mit einem hohen, weibischen Schrei,

Weitere Kostenlose Bücher