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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gehabt. Er war sowohl beim traditionellen Spiel mit fünf Karten als auch bei der neueren Variante mit sieben geschickt, und mehrmals hatte er durch kaltblütiges Bluffen Geld gewonnen, das ich kaum gewagt hätte.
    Etwas fiel mir ziemlich auf: obwohl er viel trank – als French die Karten für das letzte Spiel austeilte, hatte er fast die ganze Flasche Scotch geleert –, wurde seine Sprechweise nicht undeutlich, seine Geschicklichkeit im Kartenspiel ließ nicht nach, und er vergaß seinen seltsamen Tick mit dem Händeschütteln keinen Augenblick. Wenn er gewonnen hatte, rührte er den Pott erst dann an, wenn alle anderen sich ihr Wechselgeld geholt oder fehlende Chips beigesteuert hatten. Und als Davidson einmal sein Glas nahe an Browers Ellbogen abstellte, zuckte dieser unvermittelt zurück, wobei er fast sein eigenes Glas umstieß. Baker machte ein überraschtes Gesicht, aber Davidson überspielte es mit einer Bemerkung.
    Jack Wilden hatte Augenblicke vorher bemerkt, dass ihm morgen in aller Herrgottsfrühe eine Fahrt nach Albany bevorstand und ihm eine Runde genügen würde. Also war French an der Reihe, und der teilte sieben Karten aus.
    Ich kann mich an dieses letzte Blatt so deutlich wie an meinen eigenen Namen erinnern, obwohl es mir schwerfallen würde zu sagen, was ich gestern zu Mittag gegessen habe oder mit wem. Die Geheimnisse des Alterns, schätze ich, aber ich vermute, wenn einer von euch dabei gewesen wäre, würde er sich auch noch daran erinnern.
    Ich erhielt zwei Herz verdeckt und eine offen. Was Wilden und French hatten, weiß ich nicht mehr, aber Davidson hatte Herz Ass und Brower Pik Zehn. Davidson setzte zwei Dollar – fünf war unser Höchsteinsatz –, wir hielten mit, und dann wurde weiter gegeben. Ich bekam ein weiteres Herz, also vier, Brower einen Pik Buben zu seiner Zehn. Davidson hatte eine Drei erhalten, die sein Blatt nicht zu verbessern schien, aber er warf drei Dollar in den Pott. ›Letztes Spiel‹, sagte er fröhlich. ›Nur zu, Jungs! Es gibt da eine Dame, die morgen Abend gern mit mir ausgehen möchte!‹
    Wenn mir damals ein Wahrsager prophezeit hätte, wie diese Bemerkung mich bis auf den heutigen Tag in den seltsamsten Augenblicken verfolgen würde, ich hätte ihm nicht geglaubt.
    French gab allen die dritte offene Karte. Ich kam mit meinem Flush nicht weiter, aber Baker, der große Verlierer, konnte jetzt ein Paar vorweisen – Könige, glaube ich. Brower hatte eine Karo Zwei erhalten, die ihm nichts zu nützen schien. Baker setzte den Höchstbetrag auf sein Paar, und Davidson erhöhte prompt um fünf. Alle hielten mit, und dann wurde die letzte offene Karte ausgegeben. Ich bekam den Herz König, der meinen Flush vervollständigte, Baker konnte aus seinem Paar einen Drilling machen, und Davidson bekam ein zweites Ass und leuchtende Augen. Brower erhielt die Kreuzdame, und ich konnte absolut nicht begreifen, warum er dabei blieb. Sein Blatt sah nicht besser aus als alle anderen im Laufe des Abends.
    Die Wetten gingen in die Höhe. Baker setzte fünf, Davidson erhöhte um fünf, Brower hielt mit. Jack Wilden sagte: ›Ich habe irgendwie den Eindruck, dass mein Paar nicht reicht‹, und passte. Ich setzte die Zehn und erhöhte um fünf. Baker hielt mit und erhöhte wieder.
    Nun, ich möchte euch nicht mit Beschreibungen jeder Runde langweilen. Ich will nur sagen, dass jeder nur dreimal pro Runde erhöhen durfte, und Baker, Davidson und ich erhöhten dreimal um fünf Dollar. Brower hielt nur mit, wobei er jedes Mal sorgfältig darauf achtete, dass alle anderen ihre Hände vom Pott zurückgezogen hatten, bevor er sein Geld reinwarf. Es war eine Menge Geld darin  – etwas über zweihundert Dollar, als French uns unsere letzte verdeckte Karte gab.
    Es folgte eine Pause, während wir alle studierten, obwohl sie mir einerlei war; ich hatte mein Blatt, und soweit ich auf dem Tisch sehen konnte, war es gut. Baker setzte fünf, Davidson erhöhte, und wir warteten, was Brower tun würde. Sein Gesicht war vom Alkohol etwas gerötet, er hatte die Krawatte ausgezogen und einen zweiten Hemdknopf geöffnet, wirkte aber ganz ruhig. ›Ich gehe mit … und erhöhe um fünf‹, sagte er.
    Ich blinzelte ein wenig, denn ich hatte fest damit gerechnet, dass er passen würde. Aber mein Blatt sagte mir, dass meine Gewinnchancen nicht schlecht standen, und so erhöhte ich um fünf. Bei der letzten Karte konnte jeder erhöhen, so oft er wollte, und der Pott wurde immer größer. Ich hörte

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