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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dass es still wurde, und alle mit Kegeln oder Billardspielen innehielten. Als Nächstes warf mich jemand über den Flipper-Automaten. Ich landete als Bündel auf dem Fußboden. Ich stand ängstlich und erschrocken auf. Er hatte die Maschine getilt und meine drei Freispiele versaut. Er stand da und sah mich an; nicht eine Haarsträhne war unordentlich, und die Fliegerjacke hatte er halb geöffnet.
    »Hör auf rumzumachen«, sagte er leise. »Oder ich mach dir eine neue Visage.«
    Er ging hinaus. Alle sahen mich an, und ich wäre am liebsten im Fußboden versunken, bis ich bemerkte, dass in den meisten Gesichtern eine Art widerwilliger Bewunderung geschrieben stand. Daher klopfte ich mir unbekümmert den Staub ab und warf eine neue Münze in den Flipper-Automaten. Das Tilt-Licht ging aus. Einige Jungs kamen zu mir herüber und klopften mir auf den Rücken, bevor sie hinausgingen, ohne ein Wort zu sagen.
    Um elf, als der Laden dichtmachte, bot Billy an, mich heimzufahren.
    »Du wirst auf die Schnauze fallen, wenn du nicht aufpasst.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen«, sagte ich.
    Er gab keine Antwort.
    Zwei oder drei Abende später kam Betsy gegen sieben allein in den Klub. Außer mir war noch ein Typ da, die unheimliche Brillenschlange Vern Tessio, der ein paar Jahre zuvor von der Schule geflogen war. Ich nahm kaum Notiz von ihm. Er war noch unsichtbarer als ich.
    Sie kam herüber, wo ich spielte, und blieb dicht vor mir stehen, sodass ich den sauberen Seifenduft ihrer Haut riechen konnte. Mir wurde ganz schwindlig.
    »Ich hab gehört, was Ace mit dir gemacht hat«, sagte sie. »Ich darf nicht mehr mit dir reden, und das werde ich auch nicht, aber vielleicht kann dich das ein wenig trösten.« Sie küsste mich. Dann ging sie hinaus, bevor ich die Zunge vom Gaumen lösen konnte. Ich spielte wie betäubt weiter. Ich bemerkte nicht einmal, als Tessio hinausging, um die Neuigkeit zu verbreiten. Ich sah nur ihre dunklen, dunklen Augen.
    So kam es, dass ich später am Abend mit Ace Merrill auf dem Parkplatz landete und er Kleinholz aus mir machte. Es war kalt, bitterkalt, und am Ende fing ich an zu schluchzen, es war mir egal, wer es hören und sehen konnte. Die Natriumdampflampe sah unbarmherzig auf alles herab. Ace hatte keinen einzigen Treffer von mir eingesteckt.
    »Okay«, sagte er und ging neben mir in die Hocke. Er atmete nicht einmal schwer. Er zog ein Klappmesser aus der Tasche und drückte auf den Chromknopf. Zwanzig Zentimeter Stahl schnellten im Mondlicht in die Welt. »Nächstes Mal bekommst du das zu spüren. Ich schnitze dir meinen Namen auf die Eier.« Dann stand er auf, versetzte mir einen letzten Fußtritt und verschwand. Ich blieb noch rund zehn Minuten zitternd auf dem gestampften Boden liegen. Niemand kam, um mir aufzuhelfen oder auf den Rücken zu klopfen, nicht einmal Bill. Auch Betsy tauchte nicht auf, um mich zu trösten.
    Schließlich stand ich allein auf und fuhr per Anhalter nach Hause. Ich erzählte Mrs. Hollis, ein Betrunkener hätte mich mitgenommen und wäre in den Straßengraben gefahren. Ich habe die Bowlingbahn nie wieder betreten.
    Ich weiß, dass Ace Betsy wenig später den Laufpass gab, und von da an ging es mit ihr immer schneller bergab – wie ein Holzlaster ohne Bremsen. Irgendwo holte sie sich den Tripper. Billy sagte, er hätte sie eines Abends im Manoir in Lewiston gesehen, wo sie Männer um Drinks anhaute. Sie hatte fast alle Zähne verloren und irgendwann einmal die Nase gebrochen, sagte er. Er sagte, dass ich sie nicht wiedererkennen würde. Aber da war mir das alles schon ziemlich egal.
     
    Der Lieferwagen hatte keine Winterreifen, und noch ehe wir die Ausfahrt Lewiston erreicht hatten, rutschte er auf dem frischen Pulverschnee hin und her. Wir brauchten für die zweiundzwanzig Meilen mehr als eine dreiviertel Stunde.
    Der Mann an der Ausfahrt Lewiston nahm meine Mautkarte und meine sechzig Cent. »Rutschpartie?«
    Keiner antwortete ihm. Wir kamen allmählich dorthin, wohin wir wollten. Auch wenn ich nicht diesen seltsamen wortlosen Kontakt mit ihr gehabt hätte, wäre ich einfach aufgrund dessen darauf gekommen, wie sie angespannt auf dem staubigen Sitz des Lieferwagens saß, mit beiden Händen ihre Handtasche umklammerte und mit starrem Blick geradeaus auf die Straße sah. Ein Schaudern überlief mich.
    Wir nahmen die Route 136. Es waren nicht viele Autos auf der Straße; der Wind wurde immer stärker, der Schnee fiel dichter denn je. Hinter Harlow Village fuhren wir an

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