Blut - Skeleton Crew
Dunkelheit hinab.
Wir gingen zum Lieferwagen und stiegen ein, aber er sprang nicht an. Ich quälte den Motor, bis mir der süßliche Benzingeruch des abgesoffenen Vergasers in die Nase stieg, dann gab ich auf.
»Komm«, sagte ich.
Wir gingen zum Streifenwagen. Auf dem Vordersitz lagen Strafzettel, Formulare, zwei Notizblocks. Der Kurzwellensender unter dem Armaturenbrett knackte und rauschte.
»Wagen vier, kommen, Wagen vier. Hören Sie mich?«
Ich griff nach unten und stellte ihn ab, wobei ich mir die Knöchel an etwas anschlug, als ich nach dem richtigen Kippschalter suchte. Es war eine Schrotflinte. Vermutlich Privateigentum des Bullen. Ich nahm sie und gab sie Nona, die sie auf den Schoß legte. Ich stieß zurück. Der Wagen war verbeult, aber sonst unversehrt. Er hatte Winterreifen, und die griffen hervorragend, sobald wir das vereiste Stück hinter uns hatten, das an allem schuld war. Dann waren wir in Castle Rock. Die Häuser waren verschwunden, abgesehen von einem gelegentlichen baufälligen Wohnwagen am Straßenrand. Die Straße selbst war noch nicht geräumt worden, und es gab keine Reifenspuren außer denen, die wir hinterließen. Riesige schneebedeckte Fichten ragten um uns herum empor, die mir das Gefühl gaben, klein und unbedeutend zu sein, ein winziger Bissen in der Kehle dieser Nacht. Es war schon nach zehn.
Während meines ersten Jahrs an der Universität bekam ich vom gesellschaftlichen Leben nicht viel mit. Ich studierte eifrig und arbeitete in der Bibliothek, wo ich Bücher in die Regale stellte, Einbände reparierte und lernte, wie man katalogisiert. Im Frühling spielte ich Baseball.
Gegen Ende des Semesters, kurz vor den Schlussexamen, fand eine Tanzveranstaltung in der Turnhalle statt. Ich hatte gerade nichts Besseres zu tun, war auf die beiden ersten Prüfungen gut vorbereitet und ging hin. Den Dollar Eintritt hatte ich auch, also ging ich rein.
Es war dunkel und überfüllt und verschwitzt und hektisch wie es nur eine Collegeveranstaltung sein kann, über der das Damoklesschwert der Schlussexamen hängt. Sex lag in der Luft. Man musste ihn nicht riechen, man konnte ihn fast mit beiden Händen greifen wie ein nasses, schweres Stück Stoff. Man wusste, dass später Liebe gemacht werden würde, oder was eben für Liebe galt. Die Leute würden es unter den Zuschauersitzen, auf dem Parkplatz, in Apartments und Schlafsälen miteinander treiben. Verzweifelte Männer/Jungen, denen die Einberufung zum Militär im Nacken saß, würden es treiben, ebenso hübsche Studentinnen, die dieses Jahr abgehen, nach Hause zurückkehren und eine Familie gründen würden. Es würde unter Tränen oder Gelächter gemacht werden, betrunken oder nüchtern, steif oder hemmungslos. Vor allem aber schnell.
Es waren ein paar Männer solo da, aber nicht viele. Es war keine Nacht, in der jemand solo bleiben musste. Ich schlenderte zur erhöhten Plattform für die Band. Als ich näher kam, wurde die Musik, der Beat, zu etwas Spürbarem. Hinter der Gruppe waren im Halbkreis eineinhalb Meter hohe Verstärker aufgestellt, und man fühlte, wie das Trommelfell sich im Rhythmus der Basseinsätze bewegte.
Ich lehnte mich an die Wand und sah zu. Die Tänzer bewegten sich nach vorgeschriebenen Regeln (als wären sie Trios, nicht Paare, der Dritte, der von vorn und hinten gestoßen wurde, unsichtbar zwischen ihnen) und schoben die Füße durch das auf den Linoleumboden gestreute Sägemehl. Ich entdeckte keine Bekannten und begann mich einsam zu fühlen, aber auf eine angenehme Art. Ich war in jenem Stadium des Abends, wo man sich zusammenfantasiert, dass einen alle verstohlen aus den Augenwinkeln beobachten, den romantischen Fremden.
Etwa eine halbe Stunde später ging ich hinaus und holte mir eine Cola im Foyer. Als ich wieder reinging, hatte jemand mit einem Rundtanz begonnen, und ich wurde hineingezogen und legte die Arme um die Schultern von zwei Mädchen, die ich noch nie gesehen hatte. Wir tanzten immer rundherum. Der Kreis bestand aus etwa zweihundert Leuten und beanspruchte die halbe Turnhalle. Dann löste er sich teilweise auf, und zwanzig oder dreißig Leute bildeten in der Mitte des ersten Kreises einen zweiten und tanzten anders herum. Mir wurde schwindlig. Ich sah ein Mädchen, das wie Betsy Malenfant aussah, aber ich wusste, dass ich mir das nur einbildete. Als ich wieder nach ihr Ausschau hielt, konnte ich sie nicht sehen, und auch niemand, der ihr ähnlich gesehen hätte.
Als der Kreis sich endlich
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