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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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auflöste, fühlte ich mich schwach und alles andere als wohl. Ich ging zu den Bänken zurück und setzte mich. Die Musik war zu laut, die Luft zu verbraucht. Mein Kopf brummte und kreiste. Ich konnte meinen Herzschlag darin pochen hören wie nach dem schlimmsten Besäufnis meines Lebens.
    Ich glaubte, was als Nächstes geschah, wäre auf meine Müdigkeit und die Übelkeit vom Rundtanz zurückzuführen, aber diese Niederschrift hat, wie schon gesagt, alles in klareres Licht gerückt. Ich kann das nicht mehr glauben.
    Ich betrachtete sie wieder, all die schönen Menschen, die sich im Halbdunkel tummelten. Es kam mir vor, als würden alle Männer erschrocken aussehen, als wären ihre Gesichter zu langen grotesken Zeitlupenmasken erstarrt. Es war verständlich. Die Frauen – Studentinnen in Sweatern und kurzen Röcken und Faltenröcken – verwandelten sich alle in Ratten. Zuerst machte mir das keine Angst. Ich kicherte sogar. Ich wusste, was ich sah, war eine Art Halluzination, und eine Zeit lang konnte ich sie fast unbeteiligt beobachten.
    Dann stellte sich ein Mädchen auf Zehenspitzen, um ihren Freund zu küssen, und das war zu viel. Ein behaartes, verzerrtes Gesicht mit schwarzen Knopfaugen, ein Mund, der sich öffnete und Zähne entblößte …
    Ich ging.
    Einen Augenblick stand ich halb von Sinnen im Foyer. Am Ende des Flurs lag ein Waschraum, aber ich ging daran vorbei die Treppe hinauf.
    Der Umkleideraum befand sich im zweiten Stock, und die letzte Treppe musste ich hochlaufen. Ich riss die Tür auf und stürzte in eine der Toilettenkabinen. Ich übergab mich in den vermischten Gerüchen von Pomaden, verschwitzten Uniformen, geöltem Leder. Die Musik war weit entfernt da unten, die Stille hier oben jungfräulich. Ich fühlte mich getröstet.
     
    Wir mussten an einem Stoppschild in Southwest Bend halten. Die Erinnerung an den Tanz hatte mich aus unerfindlichen Gründen erregt. Ich fing an zu zittern.
    Sie lächelte mich mit ihren dunklen Augen an. »Jetzt?«
    Ich konnte ihr nicht antworten. Dafür zitterte ich zu sehr. Sie nickte langsam an meiner Stelle.
    Ich bog in eine Nebenstraße der Route 7 ab, die im Sommer als Holzweg dienen musste. Ich fuhr nicht zu weit, weil ich befürchtete, ich würde stecken bleiben. Ich schaltete die Scheinwerfer aus, und Schneeflocken sammelten sich lautlos auf der Windschutzscheibe.
    »Liebst du?«, fragte sie fast zärtlich.
    Ein Laut entrang sich meiner Kehle, wurde aus mir herausgequetscht. Ich glaube, es muss eine Art verbales Gegenstück zu den Gedanken eines Kaninchens in einer Schlinge gewesen sein.
    »Hier«, sagte sie. »Genau hier.«
    Es war Ekstase.
     
    Wir schafften es fast nicht auf die Hauptstraße zurück. Der Schneepflug war vorbeigefahren, orangefarbene Blinklichter in der Nacht, und hatte einen hohen Schneewall vor unseren Weg geworfen.
    Im Kofferraum des Polizeiwagens lag eine Schaufel. Ich brauchte eine halbe Stunde, um uns freizuschaufeln, und es war fast Mitternacht, als ich fertig war. Nona hörte währenddessen den Polizeifunk und erfuhr, was wir wissen mussten. Die Leichen von Blanchette und dem Fahrer des Lieferwagens waren gefunden worden. Sie vermuteten, dass wir den Streifenwagen genommen hatten. Der Bulle hatte Essegian geheißen, und das ist ein komischer Name. Es hatte einmal einen Baseballprofi namens Essegian gegeben – ich glaube, er spielte für die Dodgers. Vielleicht hatte ich einen Verwandten von ihm getötet. Es belastete mich nicht, dass ich den Namen des Bullen kannte. Er war zu dicht hinter uns gefahren und uns in die Quere gekommen.
    Wir fuhren auf die Hauptstraße zurück.
    Ich spürte ihre Erregung, groß, heiß und brennend. Ich hielt gerade lange genug, die Windschutzscheibe mit dem Arm zu säubern, dann fuhren wir weiter.
    Wir passierten Castle Rock West, und ich wusste, wo ich abbiegen musste, ohne dass sie es mir zu sagen brauchte. Ein schneeverkrustetes Straßenschild besagte, dass es die Stackpole Road war.
    Der Schneepflug war nicht hier gewesen, aber ein Fahrzeug musste vor uns gefahren sein. Die Reifenspuren im wirbelnden, rastlosen Schnee waren noch frisch.
    Eine Meile, dann weniger als eine Meile. Ihre wilde Begierde, ihr Verlangen übertrugen sich auf mich und machten mich wieder nervös. Wir bogen um eine Kurve, und da stand der orangefarbene Lkw des Elektrizitätswerkes mit blutrot pulsierenden Warnlichtern. Er blockierte die Straße.
    Sie können sich Nonas Wut nicht vorstellen – besser gesagt, unsere

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