Blut - Skeleton Crew
ist. Wirklich. Aber Ihnen muss klar sein, dass sie die ganze Zeit bei mir war, bei jedem Schritt des Weges.
Ich werde mich jetzt umbringen. Es wird viel besser sein. Ich habe die Schuldgefühle und Seelenqual und Albträume satt, und ich mag auch die Geräusche in den Wänden nicht. Jemand könnte sich dort versteckt haben. Oder etwas.
Ich bin nicht verrückt. Das weiß ich und vertraue darauf, dass Sie es auch wissen. Wenn man sagt, dass man nicht verrückt ist, ist man es angeblich, aber ich bin über derartige Spielchen längst hinaus. Sie war bei mir, sie war wirklich da. Ich liebe sie. Wahre Liebe wird niemals enden. So habe ich alle Briefe an Betsy unterschrieben, die ich zerrissen habe.
Aber Nona war die Einzige, die ich je wirklich geliebt habe.
Es ist so heiß hier drinnen. Und ich mag die Geräusche in den Wänden nicht.
Liebst du?
Ja, ich liebe.
Und wahre Liebe wird niemals enden.
Für Owen
Während wir zur Schule gehen, fragst du mich,
Welche anderen Schulen Zensuren haben.
Ich komme bis Fruit Street, und du wendest den Blick ab.
Während wir unter gelben Bäumen dahinschreiten,
Hältst du deinen Army-Frühstückskoffer unter einem Arm und
Deine kurzen, in Kampfanzughosen gekleideten Beine
Verwandeln deinen Körper in eine Schere,
Die nichts auf dem Gehweg schneidet.
Plötzlich sagst du mir, alle Schüler dort sind Obst.
Alle hacken auf den Blaubeeren herum, weil sie so klein sind.
Die Bananen, sagst du, sind die Aufsichten.
In deinen Augen sehe ich Klassenzimmer voll Orangen,
Versammlungen von Äpfeln.
Alle, sagst du, haben Arme und Beine
Und die Wassermelonen sind häufig langsam.
Sie schwabbeln, und sie sind dick.
»Wie ich«, sagst du.
Ich könnte dir Dinge erzählen, aber besser nicht.
Die Wassermelonenkinder können die eigenen Schuhe nicht binden;
Das tun die Pflaumen für sie.
Oder wie ich dein Gesicht stehle …
Es stehle, es stehle und selbst trage.
Auf meinem Gesicht nutzt es sich rasch ab.
Daran ist das Dehnen schuld.
Ich könnte dir sagen, dass Sterben eine Kunst ist
Und ich schnell lerne.
In dieser Schule hast du, glaube ich,
Bereits deinen eigenen Füller genommen
Und angefangen, deinen Namen zu schreiben.
Zwischen jetzt und später könnten wir vielleicht
Einmal zusammen schwänzen und zur Fruit Street fahren
Und ich könnte im Regen des Herbstlaubs parken
Und wir könnten zusehen, wie eine Bananeneskorte die letzte
Langsame Wassermelone durch die große Tür hinausbegleitet.
Überlebenstyp
Früher oder später steht jeder Medizinstudent vor der Frage. Wie viel Schock-Trauma kann ein Patient ertragen. Unterschiedliche Professoren vertreten unterschiedliche Ansichten, aber im Grunde besteht die Antwort immer aus einer neuen Frage: Wie stark ist der Überlebenswille des Patienten?
26. Januar
Zwei Tage, seit mich der Sturm an Land gespült hat. Heute Morgen bin ich die Insel abgeschritten. Es sind 190 Schritte an der breitesten Stelle und 267 Schritte von Spitze zu Spitze.
Soweit ich weiß, gibt es nichts Essbares.
Ich heiße Richard Pine. Dies ist mein Tagebuch. Falls ich gefunden werde (wenn), kann ich es leicht genug vernichten. Streichhölzer habe ich jede Menge. Streichhölzer und Heroin. Beides im Überfluss. Keins hier einen Pfifferling wert, haha. Also werde ich schreiben. Damit vergeht wenigstens die Zeit.
Wenn ich die ganze Wahrheit enthüllen will – warum auch nicht? Zeit habe ich genug – muss ich gleich als Erstes erwähnen, dass ich als Richard Pinzetti in New Yorks Little Italy zur Welt kam. Mein Vater war aus der Alten Welt eingewandert. Ich wollte Chirurg werden. Mein Vater lachte, nannte mich verrückt und ließ sich von mir ein neues Glas Wein bringen. Er starb mit sechsundvierzig an Krebs. Ich war froh.
An der Highschool spielte ich Football. Verdammt, ich war der beste Footballspieler, den meine Schule je hervorgebracht. Quarterback. In den letzten zwei Jahren spielte ich AU-City. Ich hasste Football. Aber wenn du ein armer Itaker bist und aufs College gehen willst, ist Sport deine einzige Chance. Also spielte ich und bekam mein Sportstipendium.
Am College spielte ich nur so lange Ball, bis meine Noten gut genug waren, mir ein volles akademisches Stipendium zu sichern. Vorsemester Medizin. Mein Vater starb sechs Wochen vor meinem Abschlussexamen. War mir gerade recht. Meinen Sie vielleicht, ich möchte über das Podium gehen, mein Diplom überreicht bekommen und dann den
Weitere Kostenlose Bücher