Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
fetten Itaker unter den Zuschauern sitzen sehen? Will eine Henne eine Flagge? Ich trat auch in eine Studentenverbindung ein. Zwar keine der guten, nicht mit dem Namen Pinzetti, aber immerhin eine Studentenverbindung.
    Warum schreibe ich das alles? Es ist fast komisch. Nein, das nehme ich zurück. Es ist komisch! Da sitzt der große Dr. Pine in Pyjamahose und T-Shirt auf einer winzigen Felseninsel, die so klein ist, dass man darüber hinwegspucken kann, und schreibt seine Lebensgeschichte. Was bin ich hungrig! Macht nichts, ich schreibe meine gottverdammte Lebensgeschichte trotzdem. Das lenkt mich wenigstens von meinem leeren Magen ab. Irgendwie.
    Ich änderte meinen Namen in Pine, bevor ich mit dem Medizinstudium begann. Meine Mutter sagte, dass ich ihr damit das Herz gebrochen hätte. Was für ein Herz? Am ersten Tag, nachdem mein Alter unter der Erde lag, war sie schon hinter dem jüdischen Gemüsehändler am Ende der Straße her. Für eine, die ihren Namen so sehr liebt, hatte sie es reichlich eilig, ihn gegen Steinbrunner einzutauschen.
    Die Chirurgie war mein ein und alles. Seit der Highschool. Ich habe meine Hände vor jedem Spiel bandagiert und hinterher gebadet. Einige der anderen Jungen machten sich deshalb über mich lustig, nannten mich Angsthase. Ich habe mich trotzdem nie mit ihnen geschlagen. Football war riskant genug. Aber es gab andere Möglichkeiten. Wer mir immer am ärgsten zusetzte, war Howie Plotsky, ein großer Polack mit pickeligem Gesicht. Ich trug Zeitungen aus und verkaufte gleichzeitig Lose. Ich verdiente auf vielerlei Weise ein bisschen Kies. Man muss Leute kennenlernen, Bekanntschaften schließen, Beziehungen aufbauen. Das muss man einfach, wenn man auf der Straße sein Geld verdienen will. Jedes Arschloch kann sterben. Als Wichtigstes muss man lernen, wie man überlebt, wenn Sie wissen, was ich meine. Also zahlte ich dem stärksten Burschen der Schule, Enrico Brazzi, zehn Dollar, damit er Howie Plotskys Mund zu Brei schlug. Schlag ihn zu Brei, sagte ich. Ich zahle dir für jeden Zahn, den du mir mitbringst, einen Dollar extra. Rico brachte mir drei Zähne in einem Kleenex. Er hatte sich bei der Schlägerei zwei Knöchel ausgerenkt, da sehen Sie, in welche Schwierigkeiten ich hätte geraten können.
    Beim Medizinstudium machten sich die anderen Dummköpfe bis auf die Knochen fertig – kein Wortspiel beabsichtigt, ha – ha –, weil sie zwischen Serviertischen, beim Verkauf von Krawatten oder beim Bohnern von Fußböden zu büffeln versuchten, ich dagegen blieb meinen Erwerbsquellen treu. Footballspiele, Basketballspiele, ein bisschen Politik. Mit der alten Nachbarschaft blieb ich in gutem Kontakt. Und ich schaffte das Studium spielend.
    Mit Dealen fing ich erst in meiner Zeit als Assistenzarzt an. Ich arbeitete in einem der größten Krankenhäuser in New York City. Zuerst beschränkte ich mich auf Blankorezepte. Ich verkaufte einem Kumpel aus der Nachbarschaft einen Block mit hundert Rezeptblättern, und er setzte gefälschte Unterschriften von vierzig bis fünfzig verschiedenen Ärzten drauf, wobei er Schriftproben verwendete, die ich ihm ebenfalls verkaufte. Dann spazierte er auf der Straße herum und verhökerte die Blankorezepte für zehn oder zwanzig Dollar pro Stück. Die Speed-Freaks und Fixer flogen darauf.
    Nach einiger Zeit fand ich heraus, was für ein Chaos im Medikamentendepot des Krankenhauses herrschte. Kein Mensch wusste, was hereinkam oder ausgegeben wurde. Es gab Leute, die schleppten das Zeug mit vollen Händen weg. Ich nicht. Ich war immer vorsichtig. Ich bin nie in Schwierigkeiten geraten, bis ich unvorsichtig wurde … und Pech hatte. Aber ich werde auf den Füßen landen. Wie immer.
    Kann jetzt nicht weiterschreiben. Mein Handgelenk tut weh, und der Bleistift ist stumpf. Eigentlich weiß ich sowieso nicht, warum ich mir die Mühe mache. Wahrscheinlich wird mich bald jemand finden.
     
    27. Januar
    Letzte Nacht trieb das Boot weg und sank vor der Nordseite der Insel in ungefähr drei Meter Tiefe. Mir doch egal! Die Planken glichen sowieso einem Schweizer Käse, nachdem sie übers Riff geschrammt waren. Ich hatte schon alles an Land gebracht, das irgendwie nützlich ist. Zwanzig Liter Wasser. Nähzeug. Ein Erste-Hilfe-Kasten. Das Buch, in das ich schreibe und das als Logbuch des Rettungsbootes gedacht war. Das ist wirklich zum Lachen. Hat man je von einem Rettungsboot ohne PROVIANT gehört? Die letzte Eintragung stammt vom 8. August 1970. Ach ja, zwei Messer

Weitere Kostenlose Bücher