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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Der größte Arsch von Kredithai der ganzen Stadt.
    Ich wusste, dass Ronnie was für mich haben würde. »Es ist gefährlich, Rico«, sagte er. »Aber du hast schon immer gut auf dich aufpassen können. Wenn du den Stoff heil zurückbringst, stelle ich dich ein paar Leuten vor. Einer davon ist ein Staatsabgeordneter.«
    Er nannte mir zwei Namen da drüben. Henry Li-Tsu, ein Chinese, der Obermotz. Der andere war Seolom Ngo, ein Vietnamese. Chemiker. Gegen Honorar würde er den Stoff des Chinesen prüfen. Der Chinese war nämlich bekannt dafür, dass er sich ab und zu kleine »Späße« leistete. Diese »Späße« sahen so aus, dass er Plastiksäckchen mit Talkumpuder, Abflussreiniger oder Maismehl füllte. Ronnie sagte, dass Li-Tsu’s kleine Späße ihn eines Tages umbringen würden.
     
    1. Februar
    Ein Flugzeug kam vorbei. Es flog direkt über die Insel. Ich wollte die Felsen raufklettern und winken. Mein Fuß geriet in eine Spalte. Dieselbe Scheißspalte wie neulich, als ich die erste Möwe tötete, glaube ich. Ich habe mir den Knöchel gebrochen, glatt durch. Hat sich wie ein Schuss angehört. Der Schmerz war einfach grässlich. Ich schrie und verlor das Gleichgewicht, ruderte mit den Armen wie ein Verrückter, fiel aber trotzdem hin und schlug mir den Kopf an, und alles wurde schwarz. Erst bei Einbruch der Dunkelheit wachte ich wieder auf. Ich habe etwas Blut an der Kopfwunde verloren. Der Knöchel war wie ein Gummireifen geschwollen, und ich hatte einen schlimmen Sonnenbrand geholt. Eine Stunde länger Sonne, und ich hätte vermutlich Blasen bekommen.
    Ich habe mich hierher zurückgeschleppt und die ganze Nacht über gefroren und vor Frustration geheult. Die Kopfwunde, die direkt über der rechten Schläfe ist, habe ich desinfiziert und so gut wie möglich verbunden. Es ist nur eine Platzwunde und eine leichte Gehirnerschütterung, schätze ich, aber mein Knöchel … ein schlimmer Bruch an zwei, vielleicht sogar drei Stellen.
    Wie soll ich jetzt die Möwen jagen?
    Sicher war es ein Flugzeug, das nach Überlebenden der Callas Ausschau hielt. In Dunkelheit und Sturm ist das Rettungsboot möglicherweise meilenweit von der Stelle getrieben worden, wo das Schiff sank. Vielleicht suchen sie nicht mehr in dieser Gegend.
    O Gott, mein Knöchel tut so weh.
     
    2. Februar
    Auf dem schmalen weißen Strand an der Südseite der Insel, wo das Rettungsboot gesunken ist, habe ich ein Zeichen gemacht. Ich brauchte den ganzen Tag dafür, weil ich mich zwischendurch im Schatten ausruhen musste. Trotzdem bin ich zweimal ohnmächtig geworden. Ich würde sagen, ich habe fünfundzwanzig Pfund verloren, hauptsächlich durch Wasserverlust. Aber jetzt kann ich von meinem Sitzplatz aus die fünf Buchstaben sehen, die mich einen ganzen Tag Arbeit kosteten. Schwarze Felsbrocken auf weißem Sand, Buchstaben von über einem Meter Höhe – HILFE. Das nächste Flugzeug kann mich gar nicht übersehen.
    Falls noch ein Flugzeug kommt.
    Mein Fuß pocht konstant. An der doppelten Bruchstelle ist er immer noch geschwollen und verdächtig verfärbt. Die Verfärbung scheint schlimmer geworden zu sein. Wenn ich den Knöchel so fest wie möglich mit meinem Hemd bandagiere, ist der Schmerz etwas erträglicher, aber immer noch so schlimm, dass mein Schlaf eher eine Art Ohnmacht ist.
    Ich kann die Möglichkeit nicht ausschließen, dass ich amputieren muss.
     
    3. Februar
    Schwellung und Verfärbung noch schlimmer. Ich werde bis morgen warten. Ich glaube, ich kann die Operation durchführen, falls sie nötig wird. Ich habe Streichhölzer, um das scharfe Messer zu sterilisieren, ich habe Nadel und Faden aus dem Nähzeug. Mein Hemd als Verband.
    Außerdem habe ich sogar zwei Kilo Schmerzstiller, wenn auch nicht gerade die Sorte, die ich zu verschreiben pflegte. Aber sie hätten sie genommen, wenn ich sie ihnen angeboten hätte. Jede Wette. Diese alten Damen mit blau gefärbten Haaren hätten auch Glade-Frischluftspray geschnüffelt, wenn sie geglaubt hätten, dass es sie high macht. Glauben Sie mir.
     
    4. Februar
    Ich habe mich entschieden, den Fuß zu amputieren. Vier Tage lang kein Essen. Wenn ich noch länger warte, gehe ich das Risiko ein, beim Operieren vor Hunger und Schock ohnmächtig zu werden und zu verbluten. Und so kaputt ich auch bin, ich will immer noch leben. Dabei fällt mir ein, was Mockridge im Grundkurs für Anatomie immer sagte. Old Mockie nannten wir ihn. Früher oder später, pflegte er zu sagen, steht jeder Medizinstudent vor der

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