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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gestatten), Ihr Brief war so aufregend wie erfreulich. Meine Frau hat sich sogar noch mehr gefreut als ich. Das Geld ist okay … obwohl ich Ihnen ganz offen sagen muss, dass die Tatsache, in Logan’s veröffentlicht zu werden, mir schon ein angemessenes Honorar zu sein scheint (aber ich nehme das Geld, ich nehme es). Ich habe Ihre Kürzung angesehen und finde sie gut. Ich glaube, dass dadurch nicht nur Platz für die erwähnte Karikatur geschaffen wird, sondern die Geschichte auch durch die Straffung gewinnt. Herzliche Grüße, Reg Thorpe.‹
    Unter seiner Unterschrift war eine komische kleine Zeichnung … mehr eine Kritzelei. Ein Auge in einer Pyramide, wie auf der Rückseite des Dollarscheins. Aber statt der Worte ›Novus Ordo Seculorum‹ auf der Flagge darunter standen bei ihm die Worte ›Fornit bitte Fornus‹.«
    »Entweder Latein oder Groucho Marx«, sagte die Frau des Agenten.
    »Nur Teil von Thorpes zunehmender Exzentrizität«, sagte der Redakteur. »Seine Frau erzählte mir, dass Reg an kleine Wesen glaube, an Elfen oder Feen. Die Fornits. Es waren Glückselfen, und er glaubte, dass einer davon in seiner Schreibmaschine lebte.«
    »O mein Gott«, sagte die Frau des Schriftstellers.
    »Thorpe zufolge hat jeder Fornit eine kleine Vorrichtung, so was wie eine Pistole voller … nun ja, Glückspulver könnte man wohl sagen. Und dieses Glückspulver …«
    »… heißt Fornus«, führte der Schriftsteller den Satz zu Ende. Er grinste.
    »Ja. Auch seine Frau fand das komisch. Zuerst. Zuerst glaubte sie – Thorpe hatte die Fornits zwei Jahre zuvor erfunden, als er die ersten Entwürfe von Underworld Figures schrieb –, dass Reg sie nur veralbern wollte. Und vielleicht war das anfangs auch so. Es scheint sich von einer Laune zum Aberglauben zur felsenfesten Überzeugung entwickelt zu haben. Es war … ein flexibles Hirngespinst. Aber am Ende hart. Sehr hart.«
    Alle schwiegen. Das Grinsen war ihnen vergangen.
    »Die Fornits hatten ihre komische Seite«, sagte der Redakteur. »Gegen Ende ihres Aufenthalts in New York musste Thorpes Schreibmaschine oft in die Werkstatt gebracht werde, und nach dem Umzug nach Omaha noch häufiger. Als sie dort zum ersten Mal in der Werkstatt war, hatte er eine Leihmaschine. Ein paar Tage, nachdem Reg seine eigene Schreibmaschine zurückbekommen hatte, rief ihn der Werkstattbesitzer an und sagte, er müsse nicht nur die Reinigung seiner eigenen Schreibmaschine bezahlen, sondern auch die der Leihmaschine.«
    »Was war denn los?«, fragte die Frau des Agenten.
    »Ich glaube, ich weiß es«, sagte die Frau des Schriftstellers.
    »Sie war voller Essensreste«, sagte der Redakteur. »Winzige Stückchen Kuchen und Kekse. Und auf die Typen war Erdnussbutter geschmiert. Reg fütterte den Fornit in seiner Schreibmaschine. Und er ›fütterte‹ auch die Leihmaschine, falls sein Fornit vorübergehend umgezogen war.«
    »Mann, o Mann«, sagte der Schriftsteller.
    »Damals wusste ich davon natürlich noch nichts. Ich schrieb ihm zurück und teilte ihm mit, wie erfreut ich war. Meine Sekretärin tippte den Brief und brachte ihn mir zum Unterschreiben, und dann ging sie wegen etwas aus dem Zimmer. Ich unterschrieb, und sie war noch nicht wieder da. Und dann kritzelte ich – aus einer Laune heraus  – dieselbe Zeichnung unter meine Unterschrift. Pyramide. Auge. Und ›Fornit bitte Fornus‹. Verrückt. Die Sekretärin sah es und fragte, ob ich ihn so abschicken wolle. Ich zuckte mit den Schultern und bejahte.
    Zwei Tage später rief mich Jane Thorpe an. Sie erzählte mir, mein Brief hätte Reg in große Aufregung versetzt. Reg glaubte, er hätte eine verwandte Seele gefunden … jemand, der auch über die Fornits Bescheid wusste. Begreifen Sie was für eine absurde Situation das für mich war? Soweit ich damals wusste, hätte ein Fornit alles Mögliche sein können – angefangen von einem Schraubenschlüssel für Linkshänder bis zu einem polnischen Steakmesser. Dito Fornus. Ich erklärte Jane, ich hätte nur Regs Zeichnung kopiert. Sie wollte wissen, warum. Ich ging nicht auf die Frage ein – die korrekte Antwort wäre gewesen: weil ich sehr betrunken war, als ich den Brief unterschrieben hatte.«
    Er verstummte, unbehagliches Schweigen breitete sich im Garten aus. Die Leute sahen zum Himmel, dem See, und den Bäumen, obwohl die jetzt nicht interessanter waren, als vor einer oder zwei Minuten.
    »Ich hatte als Erwachsener immer getrunken, und ich kann nicht mehr sagen, wann

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