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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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entfernte sie auch das Essen. Wenn es sich in der Schreibmaschine angesammelt hätte, hätte Reg die logische Schlussfolgerung gezogen, die sich aus seiner eigenen höchst unlogischen Prämisse ergab. Nämlich, dass sein Fornit ihn entweder verlassen hatte oder gestorben war. Darum kein Fornus mehr. Darum kein Schreiben mehr. Darum …«
    Der Redakteur ließ den Satz in Zigarettenrauch ausklingen und fuhr fort:
    »Er hielt die Fornits für Nachtlebewesen. Sie mochten keine lauten Geräusche – er hatte bemerkt, dass er am Morgen nach lärmenden Partys nicht schreiben konnte  –, sie hassten das Fernsehen, sie hassten Elektrizität, sie hassten Radium. Reg hatte den Fernseher für zwanzig Dollar an Goodarill verkauft und die Armbanduhr mit Radium-Zifferblatt war auch schon lange fort. Und dann die Fragen: Woher wusste ich von den Fornits? War es möglich, dass auch bei mir einer wohnte? Wenn ja, was hielt ich von diesem und jenem? Ich glaube, ich muss nicht mehr ins Detail gehen. Wenn Sie je einen Hund einer besonderen Rasse gekauft haben und sich noch an die Fragen erinnern können, die Sie über seine Pflege und Ernährung gestellt haben, dann kennen Sie die meisten Fragen, die Reg mir stellte. Eine kleine Kritzelei unter meiner Unterschrift, mehr hatte es nicht gebraucht, um die Büchse der Pandora zu öffnen.«
    »Was haben Sie ihm geantwortet?«, fragte der Agent.
    Der Redakteur sagte bedächtig: »Genau damit fing der Ärger wirklich an. Für uns beide. Jane hatte gesagt: ›Gehen Sie darauf ein‹, also tat ich es. Unglücklicherweise übertrieb ich aber. Ich beantwortete seinen Brief zu Haus und war sehr betrunken. Die Wohnung kam mir viel zu einsam vor. Sie roch muffig – Zigarettenqualm und zu wenig Lüftung. Alles sah vernachlässigt aus, seit Sandra weg war. Die Couchdecke war zerknittert. Schmutziges Geschirr im Spülbecken, all so was. Der Mann mittleren Alters, der keine Hausarbeit gewöhnt ist.
    Ich legte einen Bogen meines privaten Briefpapiers in die Maschine ein und dachte: Ich brauche einen Fornit. Nein, ich brauche ein ganzes Dutzend, damit sie diese verflucht einsame Wohnung von einem Ende zum anderen mit Fornus bestäuben. In dem Augenblick war ich so betrunken, dass ich Reg Thorpe um seine Wahnvorstellung beneidete.
    Ich schrieb, selbstverständlich hätte ich einen Fornit. Ich teilte Reg mit, meiner hätte bemerkenswert ähnliche Eigenschaften wie seiner. Er war ein Nachtlebewesen. Er hasste Lärm, liebte aber anscheinend Bach und Brahms … wenn ich abends diese Musik gehört hatte, konnte ich anderntags besonders gut arbeiten, schrieb ich. Ich hatte festgestellt, dass mein Fornit eine besondere Vorliebe für Kirschners geräucherte Würste hatte … ob Reg die schon versucht hatte? Ich ließe einfach kleine Stückchen davon neben meinem Scripto liegen – meinem Lektorenrotstift, wenn Sie so wollen –, und morgens waren sie fast immer verschwunden. Es sei denn, wie Reg geschrieben hatte, dass es am Vorabend laut zugegangen war. Ich schrieb ihm, ich wäre froh, dass ich über Radium Bescheid wusste, obwohl ich keine Armbanduhr mit Leuchtzifferblatt hatte. Ich schrieb ihm, mein Fornit wäre schon seit dem College bei mir. Ich ließ mich von meinen Einfällen so mitreißen, dass ich fast sechs Seiten schrieb. Zuletzt fügte ich noch einen Absatz über seine Kurzgeschichte an, oberflächliches Zeug und unterschrieb den Brief.«
    »Und unter Ihre Unterschrift …?«, fragte die Frau des Agenten.
    »Selbstverständlich. ›Fornit bitte Fornus‹.« Er schwieg eine Weile. »Sie können es in der Dunkelheit nicht sehen, aber ich erröte. Ich war so verflucht betrunken, so verflucht selbstzufrieden … vielleicht hätte ich es mir im kalten Licht der Morgendämmerung anders überlegt, aber da war es schon zu spät.«
    »Sie haben ihn noch am Abend eingeworfen?«, murmelte der Schriftsteller.
    »Ja. Und dann hielt ich eineinhalb Wochen den Atem an und wartete. Eines Tages kam das Manuskript bei Logan’s an, an mich adressiert, ohne Begleitschreiben. Er hatte sich bei den Kürzungen im Wesentlichen an meine Empfehlungen gehalten, und ich fand die Geschichte druckreif, aber das Manuskript war … na ja, ich steckte es in die Aktentasche, nahm es mit nach Hause und tippte es selbst noch einmal ab. Es war mit seltsamen gelben Flecken übersät. Ich dachte …«
    »Urin?«, fragte die Frau des Agenten.
    »Ja, das habe ich auch gedacht. Aber das war es nicht. Als ich nach Hause kam, lag ein

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