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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Raucherzimmer?«
    Dennis errötete und verzog schuldbewusst das Gesicht. »Ich wäre nicht in dieser Scheißschule, wenn du nicht gefeuert worden wärst!«, platzte es aus ihm heraus.
    Hal stieß Dennis wieder gegen die Tür. »Ich bin nicht gefeuert worden! Man hat mich entlassen, das weißt du genau, und ich hab’s nicht nötig, mir deine Scheißkommentare anzuhören. Du hast Probleme? Willkommen in der Welt, Dennis! Nur mach bitte nicht mich für alles verantwortlich. Du hast zu essen. Und Hosen über dem Arsch. Du bist zwölf Jahre alt, und von einem Zwölfjährigen muss ich … mir das nun wirklich … nicht sagen lassen.« Er unterstrich jedes Wort, indem er den Jungen nach vorn zog, bis ihre Nasen sich fast berührten, und ihn dann nach hinten gegen die Tür stieß. Nicht so fest, dass es wehtat, aber Dennis hatte Angst – sein Vater hatte ihn seit ihrem Umzug nach Texas nicht mehr geschlagen –, und jetzt fing er an zu weinen, das laute plärrende Schluchzen eines kleinen Jungen.
    »Los, schlag mich doch!«, schrie er mit verzerrtem, tränenüberströmtem Gesicht. »Schlag mich doch, wenn du willst, ich weiß, wie sehr du mich hasst!«
    »Ich hasse dich nicht. Ich liebe dich sehr, Dennis. Aber ich bin dein Vater, und du wirst mir Respekt entgegenbringen, sonst muss ich ihn dir einbleuen.«
    Dennis versuchte, sich zu befreien. Hal zog ihn an sich und umarmte ihn; Dennis wehrte sich kurz, dann lehnte er den Kopf an Hals und Brust und weinte erschöpft. Es war ein Weinen, wie Hal es seit Jahren nicht mehr von seinen Kindern gehört hatte. Er schloss die Augen und stellte fest, dass er selbst erschöpft war.
    Terry begann, von der anderen Seite gegen die Tür zu hämmern. »Hör auf, Hal! Was immer du mit ihm machst, hör auf damit!«
    »Ich bring ihn nicht um«, rief Hal. »Geh weg, Terry.«
    »Du darfst ihm nichts …«
    »Alles in Ordnung, Mama«, sagte Dennis, an Hals und Brust geschmiegt.
    Er konnte einen Augenblick ihr perplexes Schweigen fühlen, dann entfernte sie sich. Hal schaute seinen Sohn an.
    »Es tut mir leid, dass ich frech zu dir war, Dad«, sagte Dennis widerwillig.
    »Okay. Ich nehme deine Entschuldigung dankend an. Wenn wir nächste Woche nach Hause kommen, werde ich zwei oder drei Tage warten und dann deine Schubladen durchsuchen, Dennis. Falls etwas darin ist, was ich nicht sehen soll, solltest du es verschwinden lassen.«
    Wieder jenes schuldbewusste Erröten. Dennis senkte die Augen und wischte sich mit dem Handrücken Rotz ab.
    »Kann ich jetzt gehen?« Er klang schon wieder trotzig.
    »Natürlich«, sagte Hal und ließ ihn gehen. Ich muss im Frühling mal mit ihm zelten, nur wir beide. Mit ihm angeln, so wie Onkel Will es mit Bill und mir getan hat. Ich muss an ihn herankommen. Es wenigstens versuchen.
    Er setzte sich auf das Bett im leeren Zimmer und betrachtete den Affen. Du wirst nie wieder an ihn herankommen, Hal, schien sein Grinsen zu sagen. Verlass dich drauf. Ich bin jetzt wieder da, um mich der Dinge anzunehmen, und du hast immer gewusst, dass das eines Tages der Fall sein würde.
    Hal legte den Affen beiseite und schlug eine Hand vor die Augen.
     
    An diesem Abend stand Hal im Bad, putzte die Zähne und dachte nach: Er war in derselben Schachtel. Wie konnte er nur in derselben Schachtel sein?
    Die Zahnbürste rutschte aus und verletzte sein Zahnfleisch. Er zuckte zusammen.
    Er war vier und Bill sechs gewesen, als er den Affen zum ersten Mal gesehen hatte. Ihr vermisster Vater hatte ein Haus in Hartford gekauft und es war ihres gewesen, frei und unbelastet, bevor er starb oder in ein Loch mitten in der Welt fiel oder was auch immer. Ihre Mutter arbeitete als Sekretärin bei Holmes Aircraft, der Hubschrauberfabrik draußen in Westville, und eine Reihe Babysitter kamen, um auf die Jungs aufzupassen; aber da mussten die Sitter sich tagsüber nur noch um Hal kümmern  – Bill ging zur Schule, in die erste Klasse. Keiner der Babysitter blieb lange. Sie wurden schwanger und heirateten ihre Freunde oder bekamen Jobs bei Holmes, oder Mrs. Shelburn stellte fest, dass sie an ihrem Sherry zum Kochen oder an ihrer Flasche Brandy gewesen waren, die für besondere Anlässe im Schrank aufbewahrt wurde. Meistens waren es dumme Mädchen, die nur essen und schlafen wollten. Keine wollte Hal vorlesen, so wie seine Mutter.
    Der Babysitter in jenem langen Winter war ein großes, schlankes schwarzes Mädchen namens Beulah. Sie hätschelte Hal, wenn seine Mutter zu Hause war, und wenn

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