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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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vorbei. Er hatte mit den Armen gerudert, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, dabei hatten ihm Dornen die Unterarme zerkratzt. Diese Erinnerung hatte ihn veranlasst, Petey in scharfer Form zurückzurufen.
    Das war der Tag, an dem Johnny McCabe starb – sein bester Freund. Johnny war die Sprossen zu seinem Baumhaus im Garten hinaufgeklettert. Die beiden hatten in jenem Sommer viele Stunden da oben zugebracht, Pirat gespielt, imaginäre Galeonen auf dem See erspäht, die Kanonen klargemacht, die Wanten gespleißt (was immer das heißen mochte) und sich zum Entern vorbereitet. Johnny war zum Baumhaus hinaufgeklettert, wie schon tausend Mal vorher, als die Sprosse direkt unter der Falltür am Boden des Baumhauses in seinen Händen zerbrach und Johnny zehn Meter abgestürzt war und sich das Genick gebrochen hatte und daran war der Affe schuld, der Affe, der verdammte, abscheuliche Affe. Als das Telefon läutete, als Tante Idas Mund aufklappte und ein O des Entsetzens bildete, als ihre Freundin Milly aus der Nachbarschaft ihr die Nachricht überbrachte, als Tante Ida sagte: »Komm auf die Veranda, Hal, ich habe schlechte Nachrichten …«, hatte er krank vor Grauen gedacht: Der Affe! Was hat der Affe jetzt wieder getan?
    Sein Spiegelbild war an dem Tag, als er den Affen hinuntergeworfen hatte, nicht auf dem Grund des Brunnens gefangen gewesen, nur Pflastersteine und der Gestank von nassem Schlamm. Er hatte den Affen betrachtet, der im struppigen Gras zwischen den Brombeerhecken lag: hocherhobene Zimbeln, grinsende riesige Zähne zwischen gefletschten Lippen, hier und da kahle, abgeschürfte Flecken im Fell, Glasaugen.
    »Ich hasse dich!«, zischte er ihm zu. Er packte den verhassten Körper mit einer Hand und spürte, wie der flaumige Pelz sich in Falten legte. Der Affe grinste ihn an, als er ihn vors Gesicht hielt. »Los, doch!«, forderte er ihn heraus und weinte zum ersten Mal an diesem Tag. Er schüttelte ihn. Die aufgerichteten Zimbeln zitterten leicht. Der Affe verdarb alles Gute. Alles. »Los doch, schlag sie! Schlag sie!«
    Der Affe grinste nur.
    »Los doch, schlag sie!« Seine Stimme schwoll hysterisch an. »Zottelvieh, Zottelvieh, los doch und schlag sie! Ich fordere dich heraus! ZWEIFACH HERAUS!«
    Seine bräunlich-gelben Augen! Seine riesigen strahlenden Zähne!
    Er warf ihn in den Brunnen, halb wahnsinnig vor Angst und Kummer. Er sah, wie der Affe sich im Fallen einmal überschlug, ein behender Akrobat, der ein Kunststück vorführt, und die Sonne funkelte ein letztes Mal auf den Zimbeln. Er schlug plumpsend auf dem Boden auf, und das musste den Aufzugsmechanismus in Gang gesetzt haben, denn plötzlich begannen die Zimbeln tatsächlich zu schlagen. Ihr ständiges, vorsätzliches und blechernes Scheppern drang an seine Ohren und hallte gespenstisch und unheilvoll im Steinhals des toten Brunnens wider: Tsching-tsching-tschingtsching  …
    Hal presste die Hände auf den Mund, und einen Moment konnte er ihn dort unten sehen, möglicherweise nur in seiner Einbildung … Er lag dort im Schlamm, seine Augen starrten empor zu dem kleinen Kreis seines Jungengesichts, das über den Brunnenrand spähte (als wollte er dieses Gesicht für immer zeichnen), die Lippen um die grinsenden Zähne dehnten sich und zogen sich zusammen, die Zimbeln schepperten – ein komischer Aufziehaffe.
    Tsching-tsching-tsching-tsching, wer ist tot? Tsching-tschingtsching-tsching, ist es Johnny McCabe, der mit weit aufgerissenen Augen in die Tiefe stürzt, der einen Purzelbaum schlägt wie ein Akrobat, während er durch die klare Sommerferienluft fliegt, die zerborstene Sprosse immer noch in den Händen, der mit einem bitteren Plumpslaut auf dem Boden aufprallt, aus dessen Nase, Mund und weit aufgerissenen Augen Blut spritzt? Ist es Johnny, Hal? Oder bist du es?
    Stöhnend hatte Hal die Bretter über das Loch geschoben und sich Spreißel an den Händen geholt, was ihm einerlei war, was er überhaupt erst später bemerkte. Und immer noch konnte er ihn hören, sogar durch die Bretter hindurch, gedämpft zwar, aber irgendwie umso schlimmer: Er lag dort unten in der steinummauerten Dunkelheit, schlug seine Zimbeln und zuckte mit dem abstoßenden Körper, und die Geräusche drangen zu ihm herauf wie Geräusche, die man im Traum hört.
    Tsching-tsching-tsching-tsching, wer ist diesmal tot?
    Er bahnte und kämpfte sich einen Weg durch das Brombeergestrüpp. Dornen rissen ihm neue blutige Kratzer ins Gesicht, Kletten verfingen sich in den

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