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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Aufschlägen seiner Jeans, und einmal fiel er der vollen Länge nach hin, in seinen Ohren schepperte es, als wäre der Affe ihm gefolgt. Onkel Will fand ihn später; er saß auf einem alten Reifen in der Garage und schluchzte, und er dachte, dass Hal um seinen toten Freund weinte. Das stimmte auch; aber ebenso weinte er auch im Nachhinein vor panischer Angst.
    Er hatte den Affen am Nachmittag in den Brunnen geworfen. Am Abend, als die Dämmerung durch einen schimmernden Mantel von Bodennebel kroch, überfuhr ein Auto, das für die geringe Sichtweite zu schnell fuhr, Tante Idas Manxkatze auf der Straße und raste einfach weiter. Überall lagen Gedärme herum. Bill hatte gekotzt, aber Hal wandte nur das Gesicht ab, sein bleiches, starres Gesicht, und hörte Tante Idas Schluchzen (das und die schlechte Nachricht vom Jungen der McCabes hatte einen Weinkrampf zur Folge, der an Hysterie grenzte, und erst nach zwei Stunden gelang es Onkel Will, sie völlig zu beruhigen) wie aus weiter Ferne. Sein Herz war erfüllt von einer kalten frohlockenden Freude. Er war nicht an der Reihe gewesen. Nur Tante Idas Manx, nicht er, nicht sein Bruder Bill oder Onkel Will (zwei Champions des Rodeos). Und jetzt war der Affe fort, er lag im Brunnen, und eine dreckige Manxkatze mit Ohrmilben war kein zu hoher Preis. Wenn der Affe jetzt seine höllischen Zimbeln schlagen wollte, sollte er das. Er konnte sie für die kriechenden Käfer und Insekten schlagen und scheppern lassen, die dunklen Wesen, die ihr Zuhause im Steinschacht des Brunnens hatten. Er würde dort unten verfaulen. Seine ekelhaften Zahnräder und Federn würden dort unten verrosten. Er würde dort unten sterben. In Schlamm und Finsternis. Spinnen würden ihm ein Leichentuch wirken.
     
    Aber … er war zurückgekommen.
    Langsam deckte Hal den Brunnen wieder ab, wie er es damals getan hatte, und in seinen Ohren dröhnte das Phantomecho der Zimbeln: Tsching-tsching-tschingtsching, wer ist tot, Hal? Ist es Terry? Dennis? Ist es Petey, Hal? Er ist dein Liebling, stimmt’s? Ist er es? Tschingtsching-tsching …
     
    »Leg das hin!«
    Petey zuckte zusammen und ließ den Affen fallen, und einen albtraumhaften Augenblick lang glaubte Hal, dass es jetzt passiert sei, dass der Aufprall den Mechanismus in Gang setzen und die Zimbeln schlagen und scheppern würden.
    »Daddy, du hast mich erschreckt.«
    »Tut mir leid. Ich … ich möchte einfach nicht, dass du damit spielst.«
    Die anderen waren ins Kino gegangen, und er hatte gedacht, dass er vor ihnen wieder im Motel sein würde. Aber er hatte sich länger als vermutet zu Hause aufgehalten; die alten verhassten Erinnerungen schienen ihrem eigenen ewigen Zeitablauf zu folgen.
    Terry saß neben Dennis und schaute sich The Beverly Hillbillies an. Sie verfolgte den alten körnigen Film mit gebannter, faszinierter Aufmerksamkeit, die auf eine kürzlich eingenommene Dosis Valium hindeutete. Dennis las in einer Rock-Zeitschrift mit Culture Club auf dem Titelbild. Petey hatte im Schneidersitz auf dem Teppich gesessen und mit dem Affen gespielt.
    »Er ist sowieso kaputt«, sagte Petey. Deshalb hat Dennis ihm den Affen auch überlassen, dachte Hal und schämte und ärgerte sich über sich selbst. Immer häufiger überkam ihn in letzter Zeit diese unkontrollierbare Feindseligkeit gegenüber Dennis, aber hinterher kam er sich immer erniedrigt und schäbig vor … hilflos.
    »Ja«, sagte er. »Er ist alt. Ich werde ihn wegwerfen. Gib ihn mir.«
    Er streckte seine Hand aus, und Petey reichte ihm betrübt das Spielzeug.
    Dennis sagte zu seiner Mutter: »Pa wird zu einem elenden Schizophrenen.«
    Hal hatte das Zimmer mit einem Satz durchquert, noch bevor er sich dessen richtig bewusst war, den scheinbar beifällig grinsenden Affen in einer Hand. Er zerrte Dennis am Hemd vom Stuhl hoch. Es gab ein surrendes Geräusch, als irgendwo eine Naht aufriss. Dennis sah auf fast komische Weise erschrocken aus. Sein Exemplar Rock Wave fiel auf den Boden.
    »He!«
    »Du kommst jetzt mit!«, sagte Hal grimmig und zerrte seinen Sohn zur Tür des angrenzenden Zimmers.
    »Hal!«, schrie Terry fast. Petey glotzte nur.
    Hal schob Dennis ins Nebenzimmer. Er schlug die Tür zu, und dann Dennis gegen die Tür. Dennis sah langsam ängstlich aus. »Du bist zu vorlaut«, sagte Hal.
    »Lass mich los! Du hast mein Hemd zerrissen, du …«
    Hal stieß den Jungen wieder gegen die Tür. »Ja«, sagte er. »Eindeutig zu vorlaut. Hast du das in der Schule gelernt? Oder im

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