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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gerichtet. Du brauchst nicht um Daisy zu trauern, Hal, sie war alt, sogar der Tierarzt hat das gesagt, und übrigens, hast du gesehen, wie das Blut aus ihren Augen schoss, Hal? Zieh mich auf, Hal! Zieh mich auf, wir wollen spielen, und wer ist tot, Hal? Bist du es?
    Und als Hal wieder zu sich kam, stellte er fest, dass er wie hypnotisiert auf den Affen zugekrochen war. Eine Hand hatte er schon nach dem Schlüssel ausgestreckt. Da stolperte er rückwärts und fiel in seiner Hast fast die Speichertreppe hinunter – wäre wahrscheinlich gefallen, wenn das Treppenhaus nicht so eng gewesen wäre. Ein leises Wimmern war aus seiner Kehle gekommen.
    Jetzt saß er im Boot und sah Petey an. »Es nützt nichts, die Zimbeln abzudecken«, sagte er. »Ich hab’s schon mal versucht.«
    Petey warf einen ängstlichen Blick auf die Flugtasche. »Was ist passiert, Daddy?«
    »Darüber will ich jetzt nicht reden«, sagte Hal. »Und du willst es nicht hören. Stoß mich ab.«
    Petey schob, und das Heck des Bootes glitt knirschend über den Sand. Hal stieß sich mit einem Ruder ab, und plötzlich verschwand das Gefühl, an die Erde gebunden zu sein, und das Boot bewegte sich leicht, schwankte auf den sanften Wellen, nach Jahren im dunklen Bootshaus endlich wieder frei.
    »Sei vorsichtig, Daddy«, sagte Petey.
    »Es wird nicht lange dauern«, versprach Hal ihm, aber er warf einen Blick auf die Flugtasche und hatte so seine Zweifel.
    Er begann zu rudern und krümmte den Rücken dabei. Der alte, wohlvertraute Schmerz im Rücken und zwischen den Schulterblättern begann. Er entfernte sich immer weiter vom Ufer. Petey wurde auf wundersame Weise wieder acht, sechs, ein Vierjähriger, der am Ufer stand. Er schirmte mit einer winzigen Hand die Augen ab.
    Hal warf von Zeit zu Zeit einen Blick auf das Ufer, gestattete es sich aber nicht, es genau zu betrachten. Fast fünfzehn Jahre waren vergangen, und wenn er die Küstenlinie sorgfältig studierte, würden ihm sämtliche Veränderungen ins Auge springen, und dann würde er verwirrt vom richtigen Kurs abkommen. Die Sonne brannte auf seinem Nacken, und er geriet ins Schwitzen. Er warf einen Blick auf die Flugtasche und kam einen Moment aus dem Ruderrhythmus. Die Flugtasche schien … schien sich zu wölben. Er begann, schneller zu rudern.
    Der Wind frischte auf, trocknete seinen Schweiß und kühlte die Haut. Das Boot hob sich, und wenn der Bug sich senkte, schwappte auf beiden Seiten Wasser hoch. War der Wind innerhalb der letzten Minute nicht stärker geworden? Und rief Petey etwas? Ja. Doch der Wind trug seine Worte davon. Aber das spielte keine Rolle. Den Affen für die nächsten zwanzig Jahre loszuwerden – oder vielleicht
    (bitte, lieber Gott, für immer) für immer – das war jetzt das Wichtigste.
    Das Boot hob und senkte sich jetzt immer stärker. Hal sah nach links und erblickte kleine weiße Schaumkronen. Er sah wieder zum Ufer und sah Hunter’s Point und einen eingestürzten Schuppen, der zu der Zeit, als Bill und er Kinder waren, das Bootshaus der Burdons gewesen sein musste. Also war er fast da. Fast über der Stelle, wo Amos Culligans berühmter Studebaker an einem längst vergangenen Dezembertag ins Eis eingebrochen war. Fast über dem tiefsten Teil des Sees.
    Petey schrie etwas; schrie und gestikulierte. Hal konnte immer noch nichts verstehen. Das Ruderboot schaukelte und schlingerte; der Bug zerschnitt die Wellen und ließ dabei feine Wasserfontänen hochspritzen. Winzige Regenbogen funkelten sekundenlang darin, wurden auseinandergerissen. Sonne und Schatten wechselten auf dem See in rasender Folge ab, und die Wellen waren jetzt nicht mehr klein; die weißen Schaumkronen wuchsen rasch. Sein Schweiß war zu Gänsehaut getrocknet, Gischt hatte den Rücken seiner Jacke durchnässt. Er ruderte verbissen, seine Blicke schweiften von der Küstenlinie zur Flugtasche. Wieder stieg das Boot, diesmal so hoch, dass das linke Ruder einen Moment nicht das Wasser, sondern nur Luft durchschnitt.
    Petey deutete gen Himmel, seine Schreie waren jetzt nur noch schwach zu hören.
    Hal warf einen Blick über die Schulter.
    Der See glich einem Inferno von Wellen. Er war gefährlich. Dunkelblau mit weißen Schaumkronen. Ein Schatten raste über das Wasser auf das Boot zu, und seine Form hatte etwas Vertrautes, so schrecklich Vertrautes, dass Hal aufsah, und dann war der Schrei da und quälte sich aus seiner zugeschnürten Kehle.
    Die Sonne verbarg sich hinter der Wolke und verwandelte sie in eine

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