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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Christbaumschmuck herunter. Als sie später allein waren, schimpfte Bill ihn einen Trottel, der mit beiden Händen und einer Taschenlampe nicht einmal den eigenen Hintern finden würde. Hal sagte nichts. Hal war blass und still und stocherte nur in seinem Essen herum. Und nachts träumte er wieder von dem Affen, wie eine seiner Zimbeln gegen das Philco-Radio stieß, als gerade Dean Martin sang Whenna da moon hitta you eye like a big pizza pie ats-a moray, wie das Radio in die Badewanne fiel, während der Affe grinste und seine Zimbeln mit einem TSCHING und einem TSCHING und einem TSCHING zusammenschlug; nur lag nicht der italienische Lumpensammler in der Wanne, als Strom durch das Wasser floss.
    Es war er.
     
    Hal und sein Sohn kletterten die Uferböschung hinter dem Haus zum Bootshaus hinunter, das auf seinen alten Pfählen aus dem Wasser ragte. Hal hatte die Flugtasche in der rechten Hand. Seine Kehle war trocken, sein Gehör war außerordentlich fein. Die Tasche war sehr schwer.
    Hal stellte sie ab. »Rühr sie nicht an«, sagte er. Er holte den Schlüsselbund, den Bill ihm gegeben hatte, aus der Tasche und fand einen, der ordentlich mit B-HAUS auf einem Klebestreifen beschriftet war.
    Der Tag war klar, kalt und windig, der Himmel strahlend blau. Die Blätter der Bäume, die sich bis zum Seeufer drängten, leuchteten in allen Herbstfarben von Blutrot bis Schulbusgelb. Sie flüsterten im Wind. Die Blätter wirbelten um Peteys Turnschuhe, während er ängstlich da stand, und Hal konnte im Wind den November riechen, hinter dem schon dicht der Winter lauerte.
    Der Schlüssel drehte sich im Schloss, und er drückte die Schwingtüren auf. Sein Gedächtnis war ausgezeichnet; er musste nicht einmal hinsehen, als er den Holzpflock zurechtschob, der die Tür offen hielt. Im Innern roch es nach Sommer: Segeltuch, helles Holz, wohlige Wärme.
    Onkel Wills Ruderboot war immer noch da, die Ruder ordentlich eingelegt, als hätte er es erst gestern Nachmittag mit seinem Angelzeug und zwei Sechserpacks Black Label beladen. Bill und Hal waren beide oft mit Onkel Will zum Angeln rausgefahren, aber nie zusammen. Onkel Will behauptete, das Boot wäre zu klein für drei. Die roten Verzierungen, die Onkel Will jedes Frühjahr aufgefrischt hatte, waren jetzt verblasst und blätterten ab, und Spinnen hatten im Bug des Bootes Netze gesponnen.
    Hal hielt sich am Boot fest und zog es die Rampe zum schmalen Uferstreifen hinunter. Die Angelausflüge waren mit das Schönste seiner Kindheit bei Onkel Will und Tante Ida gewesen. Er hatte das Gefühl, dass Bill genau das Gleiche empfand. Onkel Will war gewöhnlich ein äußerst schweigsamer Mann gewesen, aber war das Boot einmal in gewünschter Position, sechzig oder siebzig Meter vom Ufer entfernt, die Angeln ausgeworfen, und die Schwimmer auf dem Wasser treibend, öffnete er ein Bier für sich und eins für Hal (der selten mehr als die Hälfte der einen Dose trank, die Onkel Will ihm zugestand, stets mit der rituellen Ermahnung Onkel Wills, dass Tante Ida es nie erfahren durfte, weil »sie mir den Kopf abreißen würde, wenn sie wüsste, dass ich euch Jungs Bier gebe«) und redete wie ein Buch. Er erzählte Geschichten, beantwortete Fragen, steckte neue Köder an Hals Angelhaken (falls erforderlich); und das Boot trieb wohin der Wind und die sanfte Strömung es haben wollten.
    »Wie kommt es, dass du nie bis zur Mitte rausfährst, Onkel Will?«, hatte Hal einmal gefragt.
    »Sieh mal in die Tiefe«, hatte Onkel Will geantwortet.
    Hal tat es. Er sah das blaue Wasser und seine Angelschnur, die in der Schwärze verschwand.
    »Du siehst in den tiefsten Teil des Crystal Lake«, sagte Onkel Will, während er mit einer Hand die leere Bierdose zusammendrückte und mit der anderen nach einer neuen griff. »Dreißig Meter und keinen Zentimeter weniger. Amos Culligans alter Studebaker liegt irgendwo da unten. Der verdammte Idiot ist einmal Anfang Dezember damit auf den See rausgefahren, als das Eis noch nicht tragfähig war. Er hat noch Glück gehabt, dass er mit dem Leben davongekommen ist. Diesen Stud kriegen sie nie raus, den sieht bis zum Jüngsten Gericht keiner mehr. Der See ist hier scheißtief, das ist er. Hier sind die großen, Hal. Wir müssen nicht weiter raus. Lass mal deinen Wurm sehen. Zieh den Hurensohn rein.«
    Hal gehorchte, und während Onkel Will einen frischen Wurm aus der alten Crisco-Dose, die ihnen als Köderbehälter diente, am Haken befestigte, sah er fasziniert ins Wasser und

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