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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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nicht meines ist?«
    »Ja. Bei der besagten Prozedur warst du weit vom Medizinbecherchen entfernt.«
    Dwight lächelte. »Es wird ein Mädchen.«
    »Nicht unbedingt.«
    »Mädchen machen weniger Ärger. Ein Junge schafft nur Probleme. Ich werde den Rest meiner Karriere damit zubringen, an seinen Akten rumzudoktern und ihn aus dem Knast zu holen.«
    Karen zündete sich eine Zigarette an. »Dina sprengt mal Mount Rushmore in die Luft. Sie kriegt allmählich so eine gewisse Ausstrahlung.«
    »Dina wird einen Republikaner heiraten. Wieso ich das weiß? Weil sie immer will, dass ich ihr meine FBI-Dienstmarke zeige.«
    Durch das Klimagerät am Fenster ging ein Ruck. Eiskalte Luft strömte auf sie ein. Karen erschauerte und schmiegte sich eng an ihn.
    »Ein Kollege braucht Hilfe. Die Uni entscheidet gerade über seine Verbeamtung, und von '51 bis '54 hat er auf einer schwarzen Liste gestanden. Der Vorsitzende des Einstellungskomitees hasst ihn und ist sich nicht zu gut, das gegen ihn einzusetzen.«
    Dwight lachte. »Ich dachte, College-Professoren wären großherzige Rote Socken, die über derartigem Schwachsinn stehen.«
    »Ich schon, die nicht.«
    »Ich werde die Akte etwas redigieren oder verlegen. Sag, was du brauchst.«
    Karen blies Rauchringe in die Luft. Die sich in nichts auflösten, als sie auf die kalten Luftschichten stießen. Dwight nahm ihr die Zigarette weg und drückte sie aus.
    »Rauchen ist schlecht für Schwangere.«
    »Eine am Tag, und nur, wenn wir zusammen sind.«
    »Ich brauche Hilfe.«
    »Sag schon.«
    »Ich werde vielleicht eine Cointelpro-Operation gegen ein paar militante schwarze Gruppen durchführen. Den verdeckten Ermittler finde ich allein, aber was den Informanten betrifft, bin ich möglicherweise auf deine Hilfe angewiesen.«
    Karen küsste ihn auf den Nacken und fuhr der Messernarbe auf seiner Schulter nach.
    »Warum soll ich dir bei so was helfen? Erklär mir gefälligst, wie weit das unserer Vereinbarung entspricht.«
    Dwight lehnte seinen Kopf an Karens. Ihre Augen kamen sich ganz nah. Ihr intensives Blau hatte dunkle Flecken - eine gottverdammte Griechin.
    »Weil sie drauf aus sind, Rauschgift zu vertreiben und mit sozialem Protest Kasse zu machen. Weil sie Dreckschweine sind, die Frauen misshandeln. Weil sie jede Menge von beeindruckbaren schwarzen Männern dazu bringen werden, verrückten Schwachsinn zu begehen, der ihnen das Leben für immer versauen wird, während der gesamtgesellschaftliche Nutzen ihres Tuns gegen null geht.«
    Karen küsste ihn. »Also gut. Ich werd's mir überlegen.« »Hier bin ich im Recht. Hier könntest du mir helfen und was Gutes tun.«
    Karen biss sich auf die Lippen. Dwight küsste sie und ließ sie innehalten. Sie wurden telepathisch. Karen wiederholte ihr Credo:
    »Ich werde mich nicht weiter über die ausbeuterische Natur unserer Beziehung äußern, um mich nicht als faschistische Kollaborateurin anzuklagen und schreiend davonzulaufen.«
    Aufs Stichwort, perfektes Timing, direkt nach einem Kuss. Grimmiger Galgenhumor, alles andere als niedlich.
    Dwight bekam einen Lachanfall. Karen hielt ihm den Mund zu. Er biss sie in die Handfläche, und sie ließ los. Sie wies auf seine Kleider. Das Scheckbuch war aus der Anzugtasche gefallen.
    »Die anonymen Schecks. Du hast mir nie gesagt, warum.«
    »Ich habe dir gesagt, dass ich welche schicke.«
    »Du sagst mir nur so viel und nicht mehr.«
    »Du doch auch.«
    »So können wir sicher zusammenbleiben.«
    Ihre Gesichter näherten sich. Karen lehnte sich an ihn. Ihre Augen kamen sich wieder ganz nahe.
    »Du hast etwas schrecklich Falsches gemacht. Ich frag nicht, was, aber ich will, dass du weißt, dass ich's weiß.«
    Dwight schloss die Augen. Karen küsste sie. »Liebst du mich?«, fragte Dwight. »Ich werd's mir überlegen«, erwiderte Karen.
    ( Las Vegas, 17.06.68 )
    Der Sheriff hatte die Fremont blockiert. Die Billig-Kasinos die Flaggen auf halbmast gesetzt. Ein glanzloser Autokonvoi schlug sich durch die Stadt.
    Man denke: eine Ehrenparade für Wayne Tedrow Senior.
    Mittag in Vegas. 43 Grad und steigend. Stadtväter in Cowboyhüten und Anzügen, die zu Hitzschlag führen. Ein plötzlicher Geistesblitz des Bürgermeisters. Senior war ein wichtiger Mann gewesen. Erweisen wir ihm den schuldigen Respekt.
    Die Wagenkolonne kroch durch die Stadt. Die umstehenden Zuschauer brieten in der Hitze und sahen wie betäubt zu. Einige Küchenhilfen fuchtelten mit Schildern und buhten. Wayne Senior hatte ihre Gewerkschaft

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