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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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der Exaltierten Ritter. Er versorgte die Ortspolizei mit Infos und diente als ATF-Spitzel. Er verkaufte Rauschpilze und Hass-Literatur. Er beraubte Tankstellen. Bob war ein Tiger-Trupp-Kämpe. Der in Saigon Heroin vertrieben und mit Wayne Tedrow zusammengearbeitet hatte. Er hatte Martin Luther King erschossen.
    Es war kühl und klar. Der Zeltplatz bestand aus einer rostigen Blechbaracke und einem Hundezwinger. Vier Trottel standen auf dem Schießplatz rum. Die Zielscheiben waren Schaufensterpuppen. Sie trugen Eldridge-Cleaver-Masken.
    Bob sah den Wagen vorfahren. Dwight bremste und blieb vor dem Zeltplatz stehen. Bob rannte den Rest des Wegs.
    Dwight machte die Passagiertür und das Handschuhfach auf. Eine Rolle mit Hunderternoten rollte raus. Bob fing sie auf und steckte sie unter seine Kutte.
    »Und das krieg ich nur fürs Reden?«
    »Richtig«, sagte Dwight.
    »Du brauchst nichts zu sagen. Wenn ich wen erschieße, gibt's weit mehr zu kassieren.« »Richtig«, sagte Dwight. »Wuuuu, Junge«, sagte Bob.
    Dwight zündete sich eine Zigarette an. »Du kriegst fünfzigtausend. Du erledigst die Zielperson und den Sündenbock an Ort und Stelle. Zwei einfache Schüsse. Der Teil macht mir überhaupt keine Sorgen. Das Problem besteht darin, die beiden zusammenzubringen. Wenn's sein muss, kann ich den Sündenbock entführen und in die richtige Stellung zwingen, möchte das aber lieber nicht.«
    Bob bohrte sich in der Nase. »Die Zielperson ist 'ne große Nummer?«
    Dwight zwinkerte ihm zu. »Die werden sich die Mäuler zerreißen«, sagte Bob. »Sollen sie. Ich habe meine Absichten.« »Wer ist die Zielperson?«
    Dwight lachte. »Du kennst ihn, wenn du ihn siehst.«
    DOKUMENTENEINSCHUB : 06.02.71. Auszug aus dem privaten Tagebuch von Karen Sifakis.
    Los Angeles, 6. Februar 1971
    Ich ziehe die Sache durch, was immer Joans und Dwights heimliche Absichten sein mögen, was immer sie damit ermöglichen oder vorbereiten wollen. Das Risiko, Gewalttätigkeiten auszulösen, nehme ich aui mich. Ich fühle mich Joan verpflichtet und bin ihr dankbar für die Veränderungen, die sie bei Dwight bewirkt hat. Wir sind seit langem zusammen. Ich darf mit Fug und Recht behaupten, dass mein Pazifismus Joans gewalttätige Aktionen im Laufe der Jahre abgeschwächt hat. Sicher ist, dass ihre schroffe Art mich gelegentlich Gott und der Gewaltfreiheit nähergebracht hat. Sie ist ein Teil von mirund ich ein Teil von ihr und Dwight ein Teil von uns beiden. Wir sind auf wahlverwandtschaftliche Weise verknüpft und getrennt. Auch wenn ich die möglichen Folgen fürchte, kann Ich nicht anders, als unserem fortwährenden Austausch zu vertrauen. Mein schrecklicher Streit mit Dwight hat mich zur Einsicht in den Hochmut und die Oberflächlichkeit gezwungen, die im Zentrum meiner moralischen Logik stehen. Das Feuer seiner Konversion hat mich von der Notwendigkeit des Risikos überzeugt.
    Dwight kennt jetzt das Ausmaß und die Tiefe meiner Beziehung zu Joan, wenn auch nicht die Einzelheiten. Joan mag Andeutungen gemacht oder die Freundschaft in Blicken und Nebenbemerkungen enthüllt haben, die der brillante und brillant paranoide Dwight aufgriff und in gedankliche Gewissheiten verwandelte. Ich habe Dwight durch Verschweigen angelogen und bin nun überzeugt, dass Joan mich benutzt hat, um sich ihn zu schnappen; jetzt lügen Dwight und Joan mich an, indem sie mir die Einzelheiten ihrer »Operation« vorenthalten. Ich bin in jeder Hinsicht schuldig, denn die Verbindung von Dwight und Joan geht auf mich zurück. Ich hätte Dwight sagen sollen, dass Joan unter Falschnamen operiert und damit viele ihrer subversiven Aktivitäten getarnt hat. Ich hätte Dwight sagen sollen, dass
    Joan eine Reihe von bewaffneten Raubüberfällen im Osten geplant hat. Ich hätte ihm sagen sollen, dass wir gemeinsam in Algerien gewesen sind und dass ich eine ganze Nacht für die französischen Fallschirmkämpfer betete, die Joan und ihre Genossen vor Bechar in einen Hinterhalt gelockt haben. Ich hätte ihm sagen sollen, dass ich mich in nicht gewalttätiger Funktion an den Planungsvorbereitungen der Invasion vom 14. Juni beteiligt habe. Ich habe ihm all das nicht gesagt, weil ich mir auf eine schauerliche Weise ihr Zusammentreffen wünschte, weil ich sie von der Leine lassen wollte, um meine verdrängte Wut auszuleben, damit sie gegen die ängstliche, ideologisch kompromittierte, radikal schicke und stets ach-so-umsichtige Welt losschlugen, in der ich lebe, mit der einmaligen Wut, die,

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