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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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wie ich wusste, ihnen zu eigen war.
    Jetzt muss ich zu meiner Schöpferrolle stehen und meine Nebenrolle spielen und die Wechselhaftigkeit des radikalen Lebensstils verfluchen, während ich um Frieden bete. Ich werde den Einbruch durchführen, Akten stehlen, die Akten hortenden Praktiken einer unterdrückerischen Bürokratie bloßstellen und hoffen, dass ein lang erwarteter Boxkampf zwischen zwei begabten schwarzen Sportlern meine Handlungen nicht zur Zweitrangigkeit absinken lassen wird. Welch Ironie: Dwight hat den Einbruch als »Medien-Ereignis« bezeichnet. Das Aktenlager befindet sich in Media, Pennsylvania.
    Der Streit mit Dwight fand hier bei mir zu Hause statt; Dina und Ella bekamen das Aufbrausen und den türenschlagenden Abschluss akustisch mit. Eine Auseinandersetzung, zu der ich mich von meiner eigenen Hybris mitreißen ließ. Ich überschätzte meinen Einfluss auf Dwight und machte mich über Joans Einfluss lustig. Ich war schrill, kleinlich, eifersüchtig und philosophisch haltlos. Dwight ging mit dem Eifer des Konvertiten und des konvertierten Liebenden auf mich los, »Du jagst Dinge in die Luft, zerstörst Symbole, greifst schmeichelhafte Darstellungen von Institutionen aus vierzig-scheiß-facher Entfernung an«, sagte er zu mir. »Und erkaufst dir damit ein sauberes Gewissen, während Menschen leiden und sterben, und machst damit so lange weiter, bis ein Gipsstück von einem explodierenden Südstaaten-Monument einem schwarzen Kind ein Auge ausschlägt, worauf du nach Hause gehst und schmollst und betest und dir irgendwas Spektakuläres und Quäker-Korrektes ausdenkst, um wieder in dein heißgeliebtes Spiel zu kommen, das von Natur aus gewalttätig ist.« Und er hatte recht.
    Und dann sagte er: »Und untersteh dich, auf Joan Rosen Klein herabzuschauen, denn du hast sie mir geschenkt.«
    Und er hatte recht. Und so werde ich die Aufgabe erfüllen, die er und Joan mir zugedacht haben.
    DOKUMENTENEINSCHUB : 21.02.71. Auszug aus dem Tagebuch von Marshall E. Bowen.
    Los Angeles, 21.02.71
    Ich bin seit meiner letzten Zusammenkunft mit Scotty viel herumgereist und potentiellen Hinweisen nachgegangen. Abzubummelnde Überstunden dienten als Deckung. Angeblich bin ich mit dem Auto durch Amerika gereist. Ich habe dabei die Pass-Annahme- und -Ablehnungsakten in New Orleans, St. Petersburg und Milwaukee mühsam einzeln überprüft, wobei Lynn, Massachusetts, noch aussteht. Das heißt, die Städte, die Scotty zufolge, was die Passausstellungspraxis betrifft, als besonders schlampig, lässlich und inkompetent gelten. Ich habe dort der Neigung gefrönt und die Freiheit genossen, mich in den dortigen Kneipen als einer von vielen nach Gusto amüsieren zu können. Reginald Hazzard hat dort keinen Pass bekommen und ist auch nicht in den Ablehnungsbescheiden erschienen. Sein Foto - mit oder ohne medizinisch behandelte Brandnarben - war an keine der tausenden von Antragskarten geheftet, die ich überprüft habe.
    Also, ich bin rumgereist und habe die Zeit fern von L. A. genossen. Ich habe Scotty alle paar Tage angerufen, um ihm »noch nichts« zu melden. Ich habe mich Phantasien hingegeben, äußerst lebhafte Träume gehabt und intensiv über Scottys Cher-chez-la-fem m e-Bemerkung nachgedacht.
    Eine Frau hat mich bei Scotty verpetzt. Dwight Holly hat eigenartig reagiert, als ich ihm dies berichtete. Ich bin unterdessen überzeugt, dass es sich bei dieser Frau um Joan Rosen Klein gehandelt haben muss.
    Joan suchte meine Bekanntschaft Ende '68, Anfang '69. Ich war Dwight Hollys V-Mann, und ich wusste, dass Mr. Holly eine Informantin im Spiel hatte. Joan war sehr weltgewandt und wirkte überqualifiziert für die armselige Welt der schwarzen Militanten. Sie erwies sich bei ihrer Annäherung als hartnäckig; sie mag mich zu verführen versucht haben, wird aber bei ihrem hochentwickelten Jagdinstinkt bald begriffen haben, dass sie bei mir kein Glück haben konnte. Alles schien sich traumhaft richtig für mich zu entwickeln, als ich, kurz vor Reiseantritt, zufällig in Junior Jefferson hineinrannte.
    Junior verschlang in Tommy Tucker's Playroom Hühner und Waffeln und jammerte über das Schicksal von Tiger-Taksi. Zuerst kaufen ihm die Jungs Black Cat Cab ab und nennen es nach diesem schwulen Viech. Dann unterschlägt der verstorbene Wayne Tedrow das ganze Tiger-Taksi-Geld, und die Jungs verkaufen das Geschäft an Freddy Otash. Daraufhin schmeißt ihn Freddy raus und verbietet ihm den Zugang zum Firmengelände. Jetzt ist

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