Blut soll fließen
schwarze Militanz gesellschaftlich immer akzeptierter wird und weil Sie genau die wieder in den Rinnstein zurückscheuchen wollen.«
Dwight sah sie an. Sie lächelte an seiner Statt. Ihre Zähne waren mit Lippenstift verschmiert.
»Ich habe nicht gefragt, warum Sie bei mir mitmachen.«
»Des Geldes wegen? Weil Unterdrückung letztlich nie funktioniert? Weil ich einige Leute finden und deren Ansichten auf eine Art und Weise prägen werde, die sich Ihrem Vorstellungsvermögen entzieht, und weil Mr. Hoover mich dafür bezahlen wird, unbemerkt eine Revolution anzubahnen, die nie in einer der Akten erscheinen wird, die er sich um 03:00 früh genüsslich vorzunehmen pflegt, wenn warme Milch, Kekse und Secobarbital nicht mehr wirken.«
Dwight lächelte. »Sie sind bestens informiert.«
Joan lächelte. »Eine ehemalige Haushälterin von Mr. Hoover hat einen Sohn bei den Panthern. Ein begabter Karikaturist. Von dem eine Strecke von vier Bildern über Mr. Hoovers Schlafenszeit stammt. Wo sich derselbe mit Überwachungsfotos von gut geölten schwarzen Jünglingen beim Sonnenbaden verlustiert und Tante Jemima anklopfen muss, bevor sie ihm sein Betthupferl bringt.«
Dwight schlug sich auf die Knie. Seine Ellbogen knallten auf den Tisch und stürzten ein Glas um. Ein Kellner erschien und tupfte die verschüttete Flüssigkeit auf.
»So komisch war das nicht«, sagte Joan.
»Da muss ich widersprechen.«
»Ein undiplomatisches Eingeständnis.«
»Mr. Hoover und ich kennen einander seit langem. Manchmal hilft Humor.«
»Erzählen Sie mehr.«
Dwight schüttelte den Kopf. »Erzählen Sie mir von der Narbe auf Ihrem Arm und wieso Sie derart stolz darauf sind.«
Joan schüttelte den Kopf. »Ich arbeite an einer neuen Version. Etwas Raffiniertes mit rassistischem Hindergrund. Das BTA und MMLF beeindrucken wird.«
»Mir könnten Sie die Wahrheit sagen.«
»Utilitaristische Flunkereien sind mehr mein Ding.«
Er hatte Sodbrennen. Dwight spülte zwei Magenpastillen mit Kaffee herunter.
»Wer hat Ihre Akte redi giert? Der > Bekannte Umgang< wurde mit Tinte unleserlich gemacht, was ein eindeutiger Hinweis ist, dass Sie verdeckt fürs FBI ermittelt haben.«
Joan zündete sich eine Zigarette an. »Ich habe verdeckt ermittelt, ja. Aber nie fürs FBI, was wohl heißt, dass ein paar Namen erschienen sind, die ein anderer FBI-Führungsoffizier gelöscht haben wollte.«
Dwight zündete sich eine Zigarette an. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das abnehme.«
»Mir ist gleichgültig, was Sie mir abnehmen und was nicht, Mr. Holly. Wir sind hier, um einen Handel auf Gegenseitigkeit abzuschließen, und ich bin überzeugt, dass wir auf eine zwar verworrene, sich jedoch ergänzende Weise für Repression und Revolution sorgen werden.«
Es war ihr Geruch. Sie schwitzte. Der Seifengeruch war weg. Ihre Achselhöhlen waren feucht. »Ich hätte einige spezifische Fragen, Miss Klein.« »Bitte.«
»Wie wollen Sie sich der BTA und der MMLF nähern?« »Ich betreibe eine konspirative Wohnung. Ich habe dafür gesorgt, dass die BTA dort einige Waffen lagert.« »Und die Adresse nennen Sie mir nicht?« »Nein.«
»Hier Ihre erste Aufgabe. Sie leihen sich die Waffen aus, feuern mit ihnen in Dämmmaterial und bringen mir die verschossenen Projektile. Anschließend legen Sie die Waffen zurück, und mir stehen die Asservate für Vergleichszwecke zur Verfügung.«
»Nein«, sagte Joan.
»Dann schließen wir nicht ab«, sagte Dwight. »Dann lasse ich einen Haftbefehl in fünfzig Staaten auf Sie ausstellen.«
Sie klammerte sich an die Tischplatte. Ihre Finger zuckten. Der ganze Tisch zitterte.
»Ich werde Ihnen den Ort des Hauses nicht verraten, aber ich werde Ihnen die Projektile besorgen.«
»Woher weiß ich, dass das die richtigen sind?«
Joan lächelte. »Weil Sie mir vertrauen?«
Dwight stellte einen in Plastikfolie gepackten Block Kokain auf den Tisch. Aus einer kleinen Öffnung stäubte etwas Puder.
»Machen Sie ein paar Rote-Socken-Spooks so glücklich wie gerade eben mich.«
»Ich bin ihr nie begegnet«, sagte Karen, »aber von der Narbe habe ich gehört.«
Sie lagen im Bett. Karens Schwangerschaft war nicht mehr zu übersehen. Dwight legte ihr eine Hand auf den Bauch. Eleanora trat zweimal zu.
»Sag schon.«
»Sie hat sie seit einer Ausschreitung nach dem Paul-Robeson-Konzert in Poughkeepsie. Ich glaube '48. Joan hatte sich mit ein paar Weltkriegs-Veteranen angelegt.«
Dwight knipste den Schreibtischventilator an. Die Luft im
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