Blut und Harz
flüchtig seine Armbanduhr, doch seine Aufmerksamkeit wurde bereits wieder durch das rhythmische Klackern der Stöckelschuhe auf seine Sekretärin gelenkt.
Mit ihrem wogenden Gang kam Frau Schwarz nun zielstrebig auf ihn zu, blieb jedoch etwas entfernt vor ihm stehen und musterte mit einem Stirnrunzeln die beiden Zigarrenstummel im Aschenbecher.
»Gleich die Kubanischen? Waren die Verhandlungen heute so hart?«
Erik nickte schweigend und beobachtete, wie seine Sekretärin den Blazer von den Schultern streifte und sich den obersten Knopf der Bluse aufknöpfte. Ihre harten Brustwarzen zeichneten sich fast kirschengroß unter dem anliegenden Stoff ab.
Als sie sich vor ihm in die Knie sinken ließ und mit ihren Händen seine Hose öffnete, war jeder Widerstand gebrochen. Erik wusste zum wiederholten Male, dass er wie bei Anwalt Eschle die richtige Personalentscheidung getroffen hatte. Nur hier aus anderen Gründen.
Kapitel2
»Essen ist bestellt. Auf zwanzig Uhr. Dann hat der alte Sack noch etwas Puffer. Er kommt sowieso immer später als er sagt.« Grimmig brummend betrat Elias wieder den Flur und wuchtete das zarte Funktelefon in die Ladestation, als ob es Schuld an allem wäre.
Natalja sah ihn sichtlich irritiert an.
»Alter Sack? Wie redest du eigentlich über deinen Vater? So spricht man doch nicht von seinen Eltern!«
»Pah. Was weißt du schon von meinem Vater? Schau dir doch den Tag mal an! Es ist mein Geburtstag und wer ist nicht hier? Ich will meine Freundin vorstellen und wer ist nicht hier? Merkst du was? Der ganze Tag ist doch fürn Eimer! Ich hätt es mir denken können!«
Natalja schüttelte ärgerlich den Kopf.
»Wenn das mit deiner miesen Laune hier so weiter geht, dann kann es ja heiter werden. Warum sind wir überhaupt hierher gefahren, wenn er scheinbar immer so unzuverlässig ist?«
Elias schnaubte verächtlich. »Ich hatte gedacht, dass Erik sich mal zusammenreißt, wenn ich schon meine Freundin mitbringe. Aber wenn der Satz schon mit ich hatte gedacht anfängt, kann nur Scheiße rauskommen. Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass er meinen Geburtstag vergisst. Es ist einfach diese verdammte Arbeit und sein neues Projekt. Daran arbeitet er wie immer hart und ausdauern. Irgendwoher muss sein Erfolg ja kommen. Sicher nicht von Sympathie.«
Elias seufzte tief. Zu mehr hast du es allerdings auch nicht gebracht, dachte er. Als Vater hast du auf voller Linie versagt. Die Worte lagen ihm bereits auf der Zunge, doch er würgte sie wieder hinunter wie einen kratzigen Haarbüschel. Eigentlich hatte er seinen Vater am ersten Abend nicht von der schlechtesten Seite präsentieren wollen, aber ihm ließ man ja gar keine andere Wahl.
Ohne weitere Worte packte Elias eine der beiden Reisetaschen, die im Flur standen. »Komm! Ich zeig dir erst Mal das Haus. Dann können wir auch noch das Gästezimmer herrichten.«
Ohne auf Nataljas Reaktion zu warten, quetschte er sich an ihr vorbei.
»Bin ich dein Hund oder was?« schnauzte sie ihm hinterher. »Ich kann auch nichts für die Launen deines Vaters. Also lass deinen angestauten Frust über ihn nicht an mir aus!«
Elias blieb für einen kurzen Moment stehen und schloss die Augen. »Tschuldigung«, war alles, was er leise zwischen den Lippen hervorbrachte. Er wusste, dass sie Recht hatte, aber sein Vater regte ihn so auf! Ohne weitere Worte betrat er den ausladenden Wohnraum, der direkt an die geräumige Eingangsdiele anschloss. Eine Seite bestand ausschließlich aus Glas und Edelstahl und eröffnete einen atemberaubenden Blick auf den Garten. Zumindest wenn das Wetter passte und der Garten im Frühjahr und Sommer voll Blumen und Gräser buntgescheckt war. Momentan lagen die Sträucher und Büsche nur verwaist und vernachlässigt dar. Der Herbst hatte seine dürren Finger bereits nach ihnen ausgestreckt.
Das Zimmer selbst war Ess-und Wohnzimmer zugleich. Ein wuchtiges Ledersofa in weiß stand mitten im Raum, auf dem man zusammen mit dem überdimensionierten Flachbildfernseher Videoabende in Kinoqualität erleben konnte. Daneben thronte ein massiver Esstisch aus glänzendem Glas. Dahinter erstreckte sich eine lange, nach Maß gefertigte Bibliothek, die säuberlich mit Fachliteratur über Architektur, Hotelanlagen, Wirtschaft und Recht gefüllt war. Daneben hingen einige Fotorahmen mit privaten Bildern und Schnappschüssen an der Wand.
»Hammer!« kam es von hinten. »Das ist ja der reinste Luxus hier. Schatz! Großzügiges Architektenhaus. Du hast leicht
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