Blut Und Knochen: Thriller
Hand auf den Arm. »Er war nicht dabei.
Er war im Gefängnis, als Wiseman Sophie getötet hat.« »Er-« »Wie wär's, wenn Sie im Wagen auf mich warten, Sir? Ich kann den
Rest hier allein erledigen.«
Insch rührte sich nicht von der Stelle. »Bitte.« Einen Moment lang sah es so aus, als wäre der Inspector im Begriff, den Metzger zu neunzig Kilo alkoholmariniertem Hackfleisch zu verarbeiten, doch dann drehte er sich auf dem Absatz um und stürmte hinaus.
Der Metzger schenkte sich noch einmal mit zittrigen Bewegungen nach. Der Flaschenhals stieß klirrend an den Rand des Glases. »Ich habe nichts ... « »Es tut mir leid, Sir. Er hatte in letzter Zeit viel Kummer.« »Ich habe nie irgendetwas getan ... « Der Wodka verschwand. Logan nahm das Hochzeitsfoto vom Kaminsims. Es zeigte McFarlane und Wisemans Schwester - an ihren Namen konnte Logan sich nicht erinnern - auf den Stufen der King's College Chapel. Er im Kilt, sie in einem enormen weißen Kleid. »Haben Sie je wieder von ihr gehört?Von Ihrer Frau?« McFarlane starrte eine Sekunde lang den Teppich an, ehe er antwortete. »Nein.« Er griff nach der Flasche, dann stellte er sie wieder hin. »Achtzehn Jahre. Achtzehn verdammte Jahre ... « Seine roten, verquollenenAugen begannen sich mit Tränen zu füllen. Logan stellte das Hochzeitsfoto zu den anderen zurück. Achtzehn Jahre - er wäre jede Wette eingegangen, dass die fatale Liaison des Metzgers mit der Flasche damals ihren Anfang genommen hatte. »Also, Sir, falls Ihnen noch irgendetwas einfällt ... «
»Es ist nicht leicht, jemanden zu verlieren, den man liebt.« Diesmal schaffte die Flasche den Weg bis zum Glas. »Ich habe alles verloren. Nichts, gar nichts ist mir geblieben.« Seine Aussprache wurde allmählich immer undeutlicher. »Mein ganzes Leben ist im Eimer. Alles wegen ... wegen Ken Wiseman.« Der Wodka verschwand in Windeseile. »Aber er gehört zur Familie, nicht wahr? Er gehört zur Familie, also musste ich ihm einen Job verschaffen. Und jetzt schauen Sie mich an: die Frau weg, das Geschäft ruiniert, keine Freunde, Gefängnis. Was soll ich jetzt anfangen? Hm?« Er fuhr sich mit einer zittrigen Hand übers Gesicht und versuchte die Tränen wegzuwischen. »Was soll ich jetzt anfangen?«
McFariane stand schwankend auf, packte die Flasche und steuerte die Tür an. » Kommen Sie, ich zeig Ihnen was ... « Er stapfte die Treppe hinunter, aber anstatt auf die Straße hinauszugehen, führte der Metzger Logan zu einer kleinen Verbindungstür. »Ich zeig Ihnen was ... « Er stocherte blind mit einem Schlüssel herum, bis er das Schloss gefunden hatte, und dann standen sie im Laden. Es war dunkel. Der Metzger tastete nach einem Schalter, und das Licht ging flackernd an. Der Laden hatte sich stark verändert, seit Logan das letzte Mal hier gewesen war - mit den Sperrholzplatten vor den Fenstern hatte er ungefähr so viel Atmosphäre wie eine verfallene Gruft. Beide Kühlregale waren von den Wänden gerissen und zu Boden geworfen worden. Die große Vitrine an der Theke war nur noch eine Ansammlung von Glasscherben. Aus dem zerbrochenen Hustenschutz der Feinkosttheke ragte ein roter Feuerlöscher. Rote Farbkleckse bedeckten die Wände wie Spritzer von arteriellem Blut.
»Zwanzig Jahre.« McFariane trank jetzt direkt aus der Flasche. »Zwanzig Jahre lang habe ich dieses Geschäft aufgebaut ... und jetzt schauen Sie sich das an.« Er breitete die Arme aus und brüllte, so laut er konnte: »HEREINSPAZIERT, KAUFEN SIE IHR FLEISCH BEIM KANNIBALENMETZGER!«
Noch ein Mundvoll Wodka, und die Flasche war leer. Er spähte hindurch und drehte sie in der Hand, als wäre sie eine Lupe, mit der er nach den Resten seines alten Lebens suchte. Dann schleuderte er sie über die kaputte Registrierkasse hinweg an die Wand. Glassplitter spritzten durch den Laden. McFariane stand inmitten der Trümmer seines Lebens und weinte.
42
DI Insch saß wieder auf dem Beifahrersitz von Logans Einsatzwagen und hielt zwei Finger an seine Halsschlagader gedrückt, die Zähne zusammengebissen, das Gesicht immer noch dunkelrot, die Augen fest geschlossen. Logan dachte nicht daran, einzusteigen, solange der Inspector sich nicht einigermaßen beruhigt hatte, also schlenderte er die Straße hinunter zu einem kleinen Zeitungskiosk, blätterte ein wenig in den Zeitschriften und stöberte dann noch in der Süßigkeitenauslage herum. Schließlich kaufte er eine große Tüte Gummibärchen und eine mit Colafläschchen. Und dann füllte er noch
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