Blut Und Knochen: Thriller
abgesehen hatten Wisemans Opfer nichts gemeinsam. Sie waren weder alle blond noch alle brünett, fast die Hälfte waren Männer, man
che waren asiatischer Herkunft, ein in Newcastle ermordetes Paar stammte ursprünglich aus Trinidad - und doch hatte irgendetwas sie alle in Kontakt mit Ken Wiseman gebracht. Etwas, was den Unterschied ausmachte zwischen einem langen und glücklichen Leben und einem Fetzen Fleisch auf einem Foto aus dem Leichenschauhaus. Die Tatorte wiesen weitaus mehr Gemeinsamkeiten auf - ein Meer von Blut, manchmal aber auch nur Anzeichen eines Kampfes. Ein Stück Fleisch in der Gefriertruhe, hinterlassen als Abschiedsgeschenk. Logan verweilte bei dem Foto der Leith'schen Küche, erinnerte sich an den intensiven Eisengeruch. Wie konnte ein Mensch so viel Blut in sich haben?
»Verdammt ... « Faulds klappte sein Handy zu und steckte es ein. »Werden Sie nie Polizeipräsident, Logan. Klar, es hört sich an, als wäre es das reine Zuckerschlecken: schicke Uniform, alle griißen dich, du bist ständig von hübschen Mädchen umschwirrt - aber in Wirklichkeit nervt es ganz gewaltig.« Er barg das Gesicht in den Händen und sackte gegen die Stuhllehne. »Ich muss zurück nach Birmingham. Heute Abend noch.«
»Aber Wiseman ist -«
»Ich weiß, ich weiß: Er wird wieder bei der BBC anrufen und einen Termin für dieses Interview vereinbaren, und wir werden uns auf ihn stürzen wie ein Rudel Wölfe. Und ich werde nicht dabei sein, weil niemand anderes die Verantwortung für den Polizeieinsatz bei der Bonfire Night übernehmen will.« Er nahm die Hände herunter, fluchte und hob sie wieder vors Gesicht. »Ich bin eine Seerose und schwimme auf einem kühlen Teich ... « Faulds setzte sich auf. »Es hat keinen Sinn, ich muss zurück nach Birmingham. An mir bleibt es doch letztendlich hängen. Können Sie jemanden organisieren, der mich zum Flughafen fährt?«
Rennie schoss förmlich von seinem Platz hoch. »Ich bringe Sie hin! « Alles, nur um nicht länger Berge staubiger Akten durchwühlen zu müssen.
Logan wandte sich wieder seinem Obduktionsbericht zu. Die Tür der Einsatzzentrale flog beinahe aus den Angeln, als DI Insch hereinstürzte und grimmig umherblickte. »Wo zum Teufel steckt dieser nichtsnutzige Bastard Rennie?«
Logan schloss die Augen und zählte bis drei, doch als er sie wieder aufschlug, war Insch immer noch da. Offenbar half das Wünschen nicht mehr so recht. »Er bringt Faulds zum Flughafen.« »Er soll doch die Fallakten durchgehen!« »Der Chief Constable hat darauf bestanden.« Was nicht ganz der Wahrheit entsprach, aber Rennie vielleicht eine Standpauke ersparen würde, wenn er zurückkam. »Soll ich ihm etwas ausrichten?« »Sagen Sie ihm, ich leite diese Ermittlung, nicht Faulds. Erinnern Sie ihn daran, dass ich ihm die Eier abreißen und sie ihm in den Hals stopfen werde, wenn er jemals wieder ohne meine Erlaubnis verschwindet! Verstanden?«
Logan hob abwehrend die Hände. »Ich hatte nichts damit-« »Und in der Zwischenzeit möchte ich von Ihnen eine Aufstellung sämtlicher Sexualstraftäter über vierzig, die schon einmal wegen schwerer Körperverletzung aufgefallen sind.« Logans Blick ging zur Uhr an der Wand. Zwanzig nach vier noch vierzig Minuten bis zum Ende seiner Schicht. »Nun ja, Sir, eigentlich muss ich noch etwas erledigen für -« »Hat sich das für Sie wie eine Bitte angehört, Sergeant?« Eine Liste aller Sexualstraftäter über vierzig zusammenzustellen war nur der Anfang: Insch wollte sie auch daraufhin überprüft haben, welche Täter seit 1990 - als die erste Mordserie geendet hatte Gefängnisstrafen abgesessen hatten, und das nicht etwa nur für Aberdeen, nein: Logan sollte es gleich für ganz Großbritannien machen. Er startete eine neue Anfrage im Computer und übertrug dann die Ergebnisse in eine Tabellenkalkulation. Jetzt hatte er Daten von allen Polizeibehörden des Landes, deren elektronische Archive weit genug zurückreichten, um für seine Suche von Nutzen zu sein; bei den anderen würde es Tage, wenn nicht Wochen dauern, bis sie auf die Anfrage des Inspectors antworteten. Aber jetzt war es genau zwanzig nach fünf. Logan schickte die Liste von Namen an den Drucker des CIDBüros. Er würde die Ausdrucke auf Inschs Schreibtisch legen und sich unbemerkt davonschleichen. Hatte er sich so gedacht.
DI Steel stellte ihn auf der Treppe. Er war auf dem Weg nach unten, die Mappe mit den Sextätern in der Hand; sie war auf dem Weg nach oben und hatte ihre linke Brust
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