Blut Und Knochen: Thriller
dann erst einmal eines der bei den kuhfladenförmigen Gebilde aus Mehl, Schweineschmalz, Butter und Salz, ehe er kauend die Teebecher verteilte. Faulds nahm seinen Tee mit einem entnervten Lächeln entgegen
- er telefonierte immer noch mit seinem stellvertretenden Chief Constable. »Ich weiß,Arthur, aber es ist doch jedes Jahr dasselbe ... « Er schnappte sich den anderen Rowie, sodass Logan nur das Rosinengebäck blieb. Das Büro wirkte noch kleiner als am Tag zuvor, als Faulds es sich unter den Nagel gerissen und sein Revier mit einem laminiertenA4-Bogen an der Tür markiert hatte:
»Dokumentationsbüro >Fleischer< «. Irgendjemand klebte immer wieder Post-it-Zettel mit der Aufschrift »Lasst alle Hoffnung fahren, die ihr eintretet hier« darauf - es sah nach DI Steels Handschrift aus.An den Wänden stapelten sich Archivkisten mit Akten, die bis zu fünfundzwanzig Jahre zurückreichten und von denen jede für ein anderes Opfer des Fleischers stand. Newcastle, Glasgow, London, Dublin, Manchester, Birmingham: Jede Dienststelle hatte alles geschickt, was sie hatte, und nun sichteten Logan, Faulds und Rennie das Material auf der Suche nach dem entscheidenden Hinweis, der helfen würde, Ken Wiseman zu fassen. Rennie parkte seinen Hintern auf einem der drei Schreibtische, die zwischen den Archivkisten eingeklemmt waren, und mampfte seinen Rowie, den Blick auf die »Tafel des Todes« gerichtet, an der Logan gerade das letzte in einer chronologischen Reihe von Opferfotos aufhängte.
»Hm«, meinte der Constable und leckte sich das Fett von den Fingern, »dieser Wiseman hat wohl ein Faible für Pummelchen.« Logan nahm das zu dem Gesicht gehörige Tatortfoto aus der Mappe - wieder eine über und über mit Blut bespritzte Küche und hängte es an die Tafel. »Was?« Rennie deutete auf die Fotos. »Die ganzen Frauen - die sind doch alle eher kompakt. Die meisten Typen auch. Ich weiß schon, man soll nicht schlecht über die Toten reden und so, aber die sehen alle miteinander aus, als hätten sie besser mal auf das eine oder andere Stück Kuchen verzichtet.« Logan öffnete eine Archivbox von der Northumbria Police und kramte darin nach dem Foto des nächsten Opfers. » Wenn er sie wegen des Fleischs umbringt, wird er wohl darauf achten, dass sie ein bisschen was auf den Knochen haben, nicht wahr?« Rennie schüttelte den Kopf. »Dicke haben genauso viel Muskelrnasse wie Dünne, nur dass die unter einem Haufen Fett versteckt ist. Ich hab mal eine Sendung darüber gesehen. Aber stimmt schon, meine Mutter sagt beim Kochen auch immer, der Geschmack sitzt im Fett.« »Vielen Dank für diese verblüffende Erkenntnis.« Logan sah sich nach dem Chief Constable um, doch der telefonierte immer noch und gab sich dabei redlich Mühe, den Ruhigen und Vernünftigen zu mimen: »Arthur, Sie sind absolut in der Lage, diese Entscheidung allein zu treffen ... Nein ... Arthur, wenn ich nicht glauben würde, dass Sie der beste Mann für den Job sind, dann hätte ich mich nicht für Sie entschieden ... « »Was meinst du - brät er sie, oder grillt er sie?«
»Du sollst doch die Anwohnerbefragungen durchgehen.« »Schon, aber das ist alles seit zwanzig Jahren nicht mehr
aktuell.« »Hör auf mit dem Gejammer.«
»Aber mir ist langweilig.« Rennie warf sich in Pose. »Ich sollte nicht hier rumhocken und in staubigen Archiven wühlen - ich sollte da draußen sein und das Verbrechen bekämpfen! I'm alian, mean detecting machine!«
»Du bist ein Idiot.« Logan wandte sich wieder dem Ordner zu und entnahm ihm den Bericht des Coroners über die Ermittlungen zur Todesursache. Ein kleiner Stoß Hochglanzfotos im Format 20 x 25 glitt heraus und verteilte sich auf den schmuddeligen Teppichfliesen. Logan fluchte und machte sich daran, die Fotos einzusammeln - auf jedem war dasselbe auftauende Fleischstück zu sehen, fotografiert aus allen möglichen Winkeln.
Das Foto des Opfers war mit einer Büroklammer an den Tatortbericht geheftet. Logan hängte es zu den anderen an die Tafel. Rennie hatte richtig gelegen - schon zum zweiten Mal an einem Tag, was wahrscheinlich ein Rekord war: Sämtliche Opfer des Fleischers waren übergewichtig. Nicht direkt fettleibig, aber auch ganz bestimmt nicht mager.
Er arbeitete sich durch sämtliche Fallakten, bis die »Wand des Todes« komplett war. Eine Collage aus Blut und Schmerz, die sich von einem Glasgower Ladenbesitzer im Jahr 1983 bis hin zu Valerie Leith am gestrigen Tag erstreckte. Allesamt übergewichtig. Davon
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