Blut Und Knochen: Thriller
mampfte ein Bacon-Sandwich und schlürfte geräuschvoll ihren Tee aus dem Wachspapierbecher von der Bäckerei in Newmachar, während Logan sich eine warme Rindfleischpastete einverleibte. Steel machte sich nicht die Mühe, hinunterzuschlucken, ehe sie auf das baufällige Haus in zweihundert Metern Entfernung deutete und fragte: »Mmmmmmf-mmmf, mm-hmm mmm mff mfff?« »Keine Ahnung. Halb drei, schätze ich.«
Sie zuckte mit den Schultern und mampfte weiter.
Sie hatten am Ortsrand von Hatton of Fintray geparkt, einem winzigen Dörfchen an der Nebenstraße von Dyce nach Blackbum, so weit vom Schuss, dass man es glatt übersah. Logan hatte den Einsatzwagen in eine enge Seitenstraße manövriert - kaum mehr als ein Feldweg -, von der aus sie durch eine kleine Baumgruppe und ein Ginstergesträuch das verfallene Granitgebäude im Blick hatten. Eines der beiden Erdgeschossfenster war mit Brettern vernagelt, aber das andere war nur ein leeres schwarzes Loch. Das Dach sah aus, als hätte es Schuppenflechte, und mehrere der dunkelgrauen Schindeln waren schon in dem überwucherten Garten gelandet. Ein Immobilienmakler hätte die Bude als »ideal für Heimwerker« angepriesen.
»Wie zum Teufel hat er das hier gefunden?«, murmelte Steel mit dem nächsten Bissen Sandwich im Mund.
»Wisemans Schwester hat bei der Bezirksverwaltung gearbeitet, auf dem Liegenschaftsamt; sie hatte wahrscheinlich die Schlüssel von jedem zweiten leerstehenden Gebäude in Aberdeenshire.«
Logan ließ den letzten Bissen seiner Pastete verschwinden und begann sich gerade seinem Kaffee zu widmen, als Alec hinter ihnen einstieg.
»Morgen zusammen.« Alec nahm seine Kamera heraus und hantierte mit der Elektronik herum. »Na, freuen Sie sich auch so darauf, einen ganzen Tag in der Kälte rumzuhocken und >Ich sehe was, was du nicht siehst< zu spielen?«
Steelleckte sich die Tomatensauce von den Fingern. »War eigentlich schon jemand drin?«
»Seit gestern Nachmittag jedenfalls nicht.« Logan deutete auf das abgelegene Wohnheim. »Insch wollte nicht riskieren, Wiseman zu verschrecken, erinnern Sie sich?«
»Wir wissen also gar nicht, ob er jemals einen Fuß über die Schwelle gesetzt hat.« Sie knüllte ihre Sandwichtüte zusammen und warf sie über die Schulter auf den Rücksitz. »Erinnern Sie mich doch noch mal eben dran, wie viele Personalstunden wir hier genau verjuxen.«
»Drei Wagen, zwei eID-Leute pro Fahrzeug. Acht-StundenSchichten. «
Steel rechnete alles im Kopf zusammen. »Achtundvierzig Personalstunden, und das jeden Tag! Meine Güte, kein Wunder, dass Brian der Haarlose jammert, die Überstundenrechnung wäre zu hoch. Und wir haben noch nicht mal nachgeschaut, ob überhaupt jemand zu Hause ist!« Sie trank noch einen Schluck Tee und stellte den dampfenden Becher auf dem Armaturenbrett ab. Sofort beschlug die Windschutzscheibe. »Na los, setzen Sie Ihren Arsch in Bewegung, wir gehen jetzt da rüber.«
»Aber was ist, wenn Wiseman-«
»Wenn er hier ist, schnappen wir ihn uns. Dann gibt's Orden und Go-go-Girls für alle. Wenn nicht - was ist denn das Schlimmste, was passieren könnte?«
»Er kommt zurück, sieht uns, nimmt die Beine in die Hand und verschwindet auf Nimmerwiedersehen.«
Sie zuckte mit den Achseln, griff nach dem Funkgerät, rief die drei Teams, die in zivilen Einsatzfahrzeugen das Gebäude observierten, und wies sie an, sie auf ihrem Handy anzurufen, sobald sie Wiseman kommen sähen.
Nach einer fassungslosen Pause kam die Antwort: »Aber wir haben strikte Anweisung vonDI Insch-«
»Aye, mag sein, aber jetzt haben Sie strikte Anweisung von mir.« Sie stieß die Tür auf und kletterte hinaus. Es war ein böiger Morgen; der Himmel zeigte drei verschiedene Grauschattierungen, und jede bewegte sich in eine andere Richtung. Bäume und Sträucher wurden wild hin und her geschüttelt. Steel zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und steckte sich eine an, während sie den Feldweg entlangmarschierte. Logan blieb nichts übrig, als den Wagen abzuschließen und ihr nachzueilen. Alec trottete hinterdrein und filmte sie beide.
»Sind Sie sicher, dass wir das machen sollten?«
Sie blieb an einem großen Metallgatter stehen und zerrte gegen den Widerstand der Stahlfeder daran. »Polizeiarbeit erschöpft sich nicht darin, dass man auf seinem Hintern rumsitzt und Pasteten futtert.« Auf der anderen Seite erstreckte sich ein matschiges Stoppelfeld. Das Getreide war längst geerntet, aber Steel hielt sich ganz am Rand und umkurvte vorsichtig die
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